Rheinland-Pfalz Pfälzer Gezwitscher aus Bayern

Günter Grünwald vergangene Woche in seiner Late-Night-Show mit der RHEINPFALZ-Titelseite vom 18. Mai 2013.

Günter Grünwald ist in Bayern Kult. Der oftmals wenig zimperliche Kabarettist und Komiker aus Ingolstadt hat seit 2003 im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks (BR) seine eigene „Late Night Show“.

Die 14-tägig ausgestrahlte Reihe ist eine Mischung aus Kabarett, Comedy und Satire, die in Bayern durchschnittlich rund 580.000 Zuschauer erreicht. Das BR Fernsehen zählt die „Grünwald Freitagscomedy“ zu seinen „erfolgreichsten Unterhaltungssendungen“. Pfälzer, die zufällig Grünwalds jüngste Show gesehen haben, dürften plötzlich verblüfft auf den Fernsehschirm geblickt haben. Denn unverhofft hielt der Kabarettist minutenlang eine RHEINPFALZ-Ausgabe vom 18. Mai 2013 in die Kamera. Was Grünwald daran so faszinierte, war eine Entdeckung des Kaiserslauterer Ornithologen Hans-Wolfgang Helb, über die wir damals berichtet hatten. Der frühere Präsident des Pfälzer Naturkunde-Verein Pollichia ist nämlich aufgrund seiner Beobachtungen der Überzeugung, dass nicht nur Menschen unterschiedliche Dialekte besitzen, sondern auch Vögel. In der Pfalz ende beispielsweise bei der Mönchsgrasmücke eine Strophe jeweils auf einen charakteristischen, abfallenden C-Dur-Dreiklang. „Das wird von der Mönchsgrasmücke nur hier so gesungen“, sagt Helb. In anderen Regionen wie beispielsweise im Schwarzwald oder in den Alpen bestehe das Strophenende dagegen nur aus einer eher langweiligen, geleierten Abfolge von zwei Elementen. Das wollte wohl Grünwald, der morgen seinen 60. Geburtstag feiert, nicht auf sich und den bayerischen Vögeln sitzen lassen. Er spielte seinen Zuschauern vor, wie angeblich die Mönchsgrasmücken in Bayern zwitschern: Zu hören war zünftige Blasmusik und Grünwalds großspuriger Kommentar („Da liegen Welten dazwischen“). Angesichts dieser Scheuklappen-Sichtweise wundert es nicht, dass „Grünwald Freitagscomedy“ nur im bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Rätselhaft ist allerdings, wie ein über drei Jahre alter RHEINPFALZ-Artikel überhaupt in die Sendung gelangen konnte. Grünwalds Redaktion sagt, man fordere die Zuschauer immer wieder auf, Fundstücke wie Zeitungsartikel zu außergewöhnlichen Themen zuzuschicken, die sich als Stoff für die Sendung eignen könnten. Auf diese Weise sei auch der RHEINPFALZ-Artikel zu den Late-Night-Show-Machern gelangt. Eine Einsendung, die dann aber offenbar erst einmal drei Jahre in der Schublade blieb. Für Grünwalds Redaktion ist das kein Problem: „Wir bekommen so viel wunderbare Zuschauerpost und schöpfen überdies aus so vielen weiteren Inspirationsquellen, dass in der Tat eine Weile vergehen kann, bis wir eine Zuschrift aufgreifen.“ Es müsse ja auch erst zu jedem Thema ein geeigneter kreativer Kniff her, und es passe auch nicht jedes Thema in jede Sendung. „Bei derart zeitlosen Themen lautet unsere Devise deshalb nicht ,Hauptsache schnell’, sondern ,Hauptsache lustig’“, so die Redaktion, Hans-Wolfgang Helb, dessen Name von Grünwald natürlich auch als Urheber der Vogeldialekt-Theorie genannte wurde, hat sich die Comedy-Show inzwischen in der Mediathek angeschaut: „Eine schöne deftige Sendung, und die RHEINPFALZ dürfte sich über diese außergewöhnliche Werbung auch freuen ...“ Egal, wie bayerische und pfälzische Mönchsgrasmücken nun zwitschern oder trällern. Auch für sie gilt der Satz, den Günter Grünwald immer am Ende seiner Sendungen sagt: „Bleiben S’ wie Sie san, was anderes bleibt Ihnen eh ned übrig.“ Info Die Sendung vom 18.11. in der Mediathek: www.br.de (BR Fernsehen, Mediathek, Video, Sendungen A-Z) | ros

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