Rheinland-Pfalz Pfälzer Griff nach den Sternen

Der Milchstraßen-Bogen ist von dieser Wiese beim südwestpfälzischen Schmalenberg aus mit bloßem Auge zu beobachten. Die Aufnahme
Der Milchstraßen-Bogen ist von dieser Wiese beim südwestpfälzischen Schmalenberg aus mit bloßem Auge zu beobachten. Die Aufnahme stammt von Christian Mücksch, Physiker und Freizeit-Astronom aus Kaiserslautern. Sie entstand in einer lauen Sommernacht ohne großen technischen Aufwand. Lediglich ein Stativ wurde dafür benötigt.

«FISCHBACH.» Seit August hat das Sternenpark-Projekt bei der Lambrechter Geschäftsstelle des Biosphärenreservats Pfälzerwald ein Gesicht: Sarah Köngeter wird dort die Aktivitäten in der Region koordinieren und darüber informieren, wie die vorhandene „Lichtverschmutzung“ verringert werden kann. Bis Frühjahr will sie dazu „ein gebündeltes Info-Paket“ schnüren und es in interessierten Gemeinden erläutern.

Der Pfälzerwald gehört zu den wenigen Regionen in Deutschland, in denen es nachts noch „richtig“ dunkel wird. Der Grund: Dort gibt es vergleichsweise wenige Dörfer und Städte, die mit Straßenlaternen und anderen künstlichen Lichtquellen die Dunkelheit erhellen. Diese relativ geringe Lichtverschmutzung hat zur Folge, dass sich im Biosphärenreservat nachts die Milchstraße oder die benachbarte Andromedagalaxie mit bloßem Auge beobachten lassen, sagt Christian Mücksch, Physiker und Freizeit-Astronom aus Kaiserslautern. Wer über Teleskope verfügt, kann den Blick noch tiefer ins Weltall hinein richten und dabei atemberaubende Details entdecken, demonstrierte Mücksch zusammen mit Christian Anders am Dienstagabend im Biosphärenhaus in Fischbach. Beide Wissenschaftler engagieren sich bei der Studentischen Arbeitsgemeinschaft Astronomie (SAGA), die 1983 aus einer von Prof. Wolfgang Demtröder an der Universität Kaiserslautern gehaltenen Astro-Vorlesung für Physik-Studenten hervorging. Mücksch und Anders haben im Pfälzerwald mehrere günstige Stellen gefunden, von denen aus sich der nächtliche Sternenhimmel gut erforschen lässt. Mindestens drei Voraussetzungen müssen für solche Beobachtungsplätze erfüllt sein, erläutert Christian Anders: •Sie müssen weit genug entfernt von künstlichen Lichtquellen sein. •Sie müssen möglichst per Auto erreichbar sein – insbesondere dann, wenn Teleskope eingesetzt werden sollen. •Und sie müssen einen möglichst unverstellten Blick zum Horizont erlauben. Bäume sollten daher mindestens 100 Meter entfernt sein. Einen solchen Standort haben die beiden Wissenschaftler auf einer an einer Straße gelegenen Wiese südöstlich von Schmalenberg (Kreis Südwestpfalz) aufgespürt. Von dort aus sind eindrucksvolle Beobachtungen möglich, wie Christian Mücksch im Internet unter der Adresse www.flickr.com/photos/cmsquare/ beweist. Eine geringe Lichtverschmutzung bringt aber noch mehr Vorteile. So wird der Tag-Nacht-Rhythmus der Menschen nicht gestört, verenden nicht zahllose Insekten, die von Licht angelockt werden. Inzwischen werben Regionen wie der Naturpark Westhavelland oder das Biosphärenreservat Rhön damit, dass bei ihnen „nachts die Lichter ausgehen“. Auch im Pfälzerwald interessieren sich Gemeinden dafür, mit der Dunkelheit Touristen anzulocken. „Rumbach ist ein ruhiges Dorf mit reiner Luft und wenig Lichtverschmutzung“, sagt Ortsbürgermeister Ralf Weber. Das komme nicht nur den Bewohnern zugute, sondern könne auch Urlauber überzeugen, die ihre Ferien in einer gesunden Umwelt verbringen wollen. Und die vielleicht auch einmal die Milchstraße mit eigenen Augen beobachten wollen. Gütesiegel für besonders „finstere“ Regionen vergibt die International Dark Sky Association (IDA). Zwar dürfte der Pfälzerwald als Ganzes deren strenge Auflagen wohl kaum erfüllen können. Strahlt doch insbesondere der US-Flugplatz Ramstein mit seiner extrem hellen Beleuchtung weit ins Biosphärenreservat hinein. Aber zumindest einzelne Gemeinden könnten es zur „sternenfreundlichen Kommune“ schaffen. Denn gegen Lichtverschmutzung lässt sich etwas unternehmen, sagt Sarah Köngeter, die Forstwissenschaft und Waldökologie studiert hat. Gemeinden, die ohnehin über eine neue Straßenbeleuchtung nachdenken, könnten sich für LED-Leuchten mit warmweißem Licht mit geringen Blauanteilen erwärmen. Solche Lampen lassen nicht nur nachtaktiven Insekten eine Überlebenschance und sind weniger grell, sondern schonen auch den kommunalen Geldbeutel, wie der Lemberger Ortsbürgermeister Heinrich Hoffmeister festgestellt hat: Mit der Einführung solcher LED-Lampen haben sich die jährlichen Kosten für die Straßenbeleuchtung in Lemberg mehr als halbiert. Köngeter will gemeinsam mit den Energieversorgern Richtlinien für Gemeinden und Gastgeber erarbeiten, die den IDA-Vorgaben entsprechen. Vom Sternenpark-Projekt verspricht sich Ortsbürgermeister Hoffmeister einiges: Es sei gut, wenn das „der Bezirksverband Pfalz in die Hand nimmt“. Dann müsse nicht jedes Dorf das Rad neu erfinden, könnten erforderliche Genehmigungen schneller eingeholt werden.

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