Pfälzerwald: 38 Jahre nach Tschernobyl Radioaktive Belastung: Wildschweinbraten unbedenklich

Die aktuelle Auswertung von über 24.000 Datensätzen des Landesuntersuchungsamtes (LUA) zeigt, dass das Fleisch von Wildschweinen
Die aktuelle Auswertung von über 24.000 Datensätzen des Landesuntersuchungsamtes (LUA) zeigt, dass das Fleisch von Wildschweinen aus allen rheinland-pfälzischen Gebieten bedenkenlos konsumiert werden kann.

Die aktuelle Auswertung von über 24.000 Datensätzen des Landesuntersuchungsamtes (LUA) zeigt, dass das Fleisch von Wildschweinen aus allen rheinland-pfälzischen Gebieten bedenkenlos konsumiert werden kann. Das berichtet der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz in einer Mitteilung. Selbst Vielverzehrer könnten das Fleisch ohne Bedenken genießen. Diese Ergebnisse basieren laut Jagdverband auf einer umfassenden Analyse der Daten durch das LUA.

38 Jahre nach Tschernobyl

„38 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, dessen Fallout unterschiedlich stark auf Deutschland einwirkte, können die bisherigen Untersuchungsgebiete formell aufgehoben werden“, schreibt der Jagdverband. Bislang musste in zwei festgelegten Gebieten im Pfälzerwald und im Hunsrück jedes erlegte Wildschwein auf Radiocäsium geprüft werden. Diese Regelung entfällt nun, da die umfassenden Untersuchungen keine bedenklichen Strahlenbelastungen mehr aufzeigen. Die Jäger führen demnach nur noch Eigenkontrollen durch, um sicherzustellen, dass die lebensmittelrechtlichen Vorgaben eingehalten werden. Künftig erfolgen diese Kontrollen ohne staatliche Vorgaben zu Untersuchungsgebieten. Schwarzwildfleisch, das den EU-Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm überschreitet, wird nicht in den Handel gelangen, sondern unschädlich beseitigt, so der Landesjagdverband.

Die amtliche Lebensmittelüberwachung in Rheinland-Pfalz kontrolliert weiterhin stichprobenartig Schwarzwildfleisch, das bereits im Verkehr ist. Proben werden aus der Wildbretverarbeitung, dem Handel oder von Gastronomiebetrieben entnommen und im Landesuntersuchungsamt auf Radiocäsium untersucht. In den letzten zehn Jahren wurden 739 Proben analysiert, ohne dass eine Grenzwertüberschreitung festgestellt wurde.

Cäsium-134 und Cäsium-137

Anfang Mai 1986 wurden die Flächen der Bundesrepublik Deutschland durch den „Fall-out“ Tschernobyl aufgrund unterschiedlicher Niederschlagsmengen unterschiedlich stark kontaminiert. Die resultierende erhöhte Gesamtstrahlenbelastung stammte zu einem erheblichen Teil von den radioaktiven Cäsium-Isotopen Cäsium-134 und Cäsium-137. Die Summe der Aktivität von Cäsium-134 und Cäsium-137 wird als Radiocäsium bezeichnet. Cäsium-137 hat eine physikalische Halbwertszeit von 30 Jahren. Da Cäsium-134 eine physikalische Halbwertszeit von zwei Jahren hat, hat es heute keine Relevanz mehr bei der Ermittlung der Radioaktivität. Während Cäsium-137 aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften auf landwirtschaftlich genutzten Flächen so fest im Boden gebunden ist, dass es nicht mehr in die Nahrungskette aufgenommen werden kann, tritt es auf den sauren Waldböden vorwiegend in den organischen Schichten auf und gelangt über die Versorgungswurzeln wieder in die Pflanzen. Hierdurch liegt in Waldökosystemen ein nahezu geschlossener Kreislauf von Cäsium-137 vor, der jetzt noch nach vielen Jahrzehnten zu erhöhten Cäsium-137-Belastungen führen kann. Die meisten Wildtiere, die in geschlossenen Waldökosystemen leben, ernähren sich von den Pflanzen, die dort wachsen. Sie nehmen daher mehr Cäsium-137 auf als Tiere, die in unbelasteten Ökosystemen leben. Besonders stark ist Schwarzwild betroffen, das als Allesfresser einen erheblichen Teil seiner Nahrung aus dem Boden wühlt und dabei belastete Futterbestandteile aufnimmt, insbesondere die für den Menschen ungenießbaren Hirschtrüffel. Schwarzwild, dessen Einstand in der Nähe von Waldrändern liegt, ernährt sich vorwiegend auf landwirtschaftlich genutzten Flächen mit geringer Cäsium-Belastung. Diese Wildschweine weisen folglich auch oft niedrigere Kontaminationen mit Cäsium-137 im Muskelgewebe auf.

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