Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz: Jubel und Trauer vor Freigabe der Hochmoselbrücke

160 Meter hoch: die neue Brücke über die Mosel.
160 Meter hoch: die neue Brücke über die Mosel. Foto: dpa

Am Donnerstag wird der Hochmoselübergang mitsamt Riesenbrücke offiziell für den Verkehr freigegeben. Politiker werden im Konvoi über die Hochmoselbrücke fahren und den Start feiern. Es gibt aber auch Kritik.

Die riesige Hochmoselbrücke bei Zeltingen-Rachtig bleibt vor ihrer Verkehrsfreigabe am Donnerstag umstritten. Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Alexander Schweitzer, sagte am Dienstag, die Eröffnung der Brücke sei „ein Feiertag für Rheinland-Pfalz“. Ein „Projekt der Superlative“ finde seinen Abschluss, von dem Tausende Bürger profitieren würden. Nach acht Jahren Bauzeit werden am Donnerstagnachmittag die ersten Fahrzeuge über die 1,7 Kilometer lange und bis zu 160 Meter hohe Brücke im Kreis Bernkastel-Wittlich rollen.

Kritiker: Entzauberung der Moselschleife

Die Bürgerinitiative Pro-Mosel, die den Bau der Brücke von Anfang an verhindern wollte, teilte dagegen zur Brückeneröffnung mit: Sie trauere „um die Entzauberung der einzigartigen Kulturlandschaft der Moselschleife, die Zerstörung des Naherholungsgebiets Moselsporn und die Verschwendung von einer halben Milliarde Euro Steuergeld.“ Das Bauwerk sei „völlig überdimensioniert“.

Die Riesen-Brücke ist Kernstück der insgesamt 25 Kilometer langen neuen Strecke (B50 neu) „Hochmoselübergang“, die die A1 bei Wittlich in der Eifel mit dem Anschluss der alten B 50 in Longkamp im Hunsrück verbindet. Das „derzeit mit Abstand größte Straßenbauprojekt in Rheinland-Pfalz“ werde nun für den Verkehr freigegeben, teilte der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) in Koblenz mit. Die Kosten des gesamten Projektes belaufen sich auf mindestens 483 Millionen Euro, auf die Brücke entfallen rund 175 Millionen Euro.

Planung für Ausbau bis zum Hahn

Zum feierlichen Durchschneiden des Bandes an der Brücke und der „Jungfernfahrt“ im Konvoi werden die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und der Parlamentarische Staatssekretär Steffen Bilger (CDU) aus Berlin erwartet. Insgesamt wird die B50 auf rund 41 Kilometern neu- oder ausgebaut. Der zweite rund 16 Kilometer lange Ausbauabschnitt liegt zwischen Longkamp und dem Flughafen Hahn und werde derzeit geplant, sagte eine Sprecherin des LBM.

Das gesamte Projekt spiegele keine „verantwortungsvolle Verkehrs- und Umweltpolitik“ wider, teilte die Linke Rheinland-Pfalz mit. Es sei „schlicht und einfach Verschwendung öffentlicher Mittel“ und „ökologischer Irrsinn“, sagte die Landesvorsitzende Katrin Werner. Sinnvoll wäre es gewesen, den Straßenverkehr zu reduzieren, etwa durch den Ausbau der Bahn zu einer tragfähigen Alternative oder durch die Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).

Befürworter: Sinnvolle Achse

Schweitzer von der SPD dagegen betonte, die Brücke werde den Hunsrück und die Eifel besser miteinander verbinden und diene „zudem als sinnvolle Achse von europäischen Nordseehäfen hin zu den wirtschaftsstarken Gegenden in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg“. Um Rheinland-Pfalz auch als „attraktiven Wirtschaftsstandort weiterzuentwickeln, sind gute Verkehrs- und Mobilitätskonzepte essenziell“, sagte er.

Rund 25.000 Fahrzeuge pro Tag sollen laut Planern über die Brücke fahren. Das Bauwerk zwischen Ürzig und Rachtig gilt als aktuell größtes Brückenbauprojekt in Europa. In Deutschland ist sie die zweithöchste Brücke nach der Kochertalbrücke (maximal 185 Meter) in Baden-Württemberg. Der Hochmoselübergang schafft eine direkte Straßenverbindung zwischen den Benelux-Staaten und dem Rhein-Main-Gebiet.

Zur Fertigstellung der Brücke waren am vergangenen Samstag etliche Tausende Menschen zu einem einmaligen Bürgerfest auf das Bauwerk gekommen. „Die Resonanz war super“, sagte der Bauaufseher beim LBM, Christoph Schinhofen. Damit Interessierte auch künftig einen Blick auf die Brücke werfen könnten, sollten 2020 Arbeiten zum Bau einer Aussichtsplattform oben am Hang der Hunsrückseite beginnen.

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