Waldbrände Rheinland-Pfalz rüstet sich für künftige Waldbrände

Die Feuerwehr kämpft vielerorts mit den Folgen anhaltender Trockenheit.
Die Feuerwehr kämpft vielerorts mit den Folgen anhaltender Trockenheit.

Waldbrände haben im Sommer vor allem in Kanada und Griechenland riesige Flächen vernichtet. Das waldreiche Rheinland-Pfalz ist glimpflich davongekommen. In Zukunft wird es aber wohl eher häufiger brennen.

Zwischen verkohlten Baumstämmen sprießt frisches, helles Grün. „Die Erfahrung lehrt, dass schon nach zwölf Stunden das erste Grün als Gras auf der verbrannten Fläche durchgeschossen ist“, berichtet Christian Schmidt von der auf Waldbrandbekämpfung spezialisierten Firma Euro-Waldbrand aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm. Der Sprecher des Umweltministeriums in Mainz, Dietmar Brück, sagt, dass auch der Baumbestand in vielen Fällen ein Feuer überlebe.

Sollte bei einem Waldbrand dennoch eine Kahlfläche entstanden sein, werde zuerst mit den aufkommenden Jungpflanzen gearbeitet. Gerade bei kleineren Flächen sei dies am erfolgversprechendsten. Sollten die Flammen aber doch größere Kahlflächen verursacht haben, wird nachgepflanzt: punktuell mit standort- und klimaangepassten Baumarten. „Davon gehen wir aber im Moment nicht aus“, sagt der Pressesprecher mit Blick auf das laufende Jahr.

Wie es nach dem Brand weitergeht

Der Leiter des Forstreviers Rodalben (Kreis Südwestpfalz), Jens Herzog, rechnet auch damit, dass die umliegenden Bäume genügend Samen abwerfen, um die etwa drei Hektar große Fläche wieder zu begrünen, die im Frühsommer an der Landstraße nach Pirmasens abgebrannt ist. Etwa ein Drittel der Fläche sei sich selbst überlassen worden, viele der vom Feuer beschädigten Bäume trieben wieder aus und hätten bereits eine grüne Krone. Allerdings sei es auch möglich, dass von den Flammen geschwächte Bäume noch in den nächsten Jahren sterben würden.

„Etwa zwei Monate nach dem Brandereignis ist bereits ein großer Teil der Fläche zumindest teilweise verjüngt“, berichtet Herzog. Robinien und Birken seien äußerst schnell gekeimt. Auch bei einigen der Baumstümpfe trieben die Wurzeln wieder aus und bildeten neue Bäume. Die gesamte abgebrannte Fläche werde wohl in wenigen Jahren von selbst wieder bewaldet sein.

Die Beschaffung von Löschwasser gestaltet sich bei Waldbränden besonders schwierig.
Die Beschaffung von Löschwasser gestaltet sich bei Waldbränden besonders schwierig.

Viele Brände zum Sommerbeginn

Rheinland-Pfalz, das zusammen mit Hessen zu den waldreichsten Bundesländern in Deutschland gehört, ist in diesem Sommer vergleichsweise gut durch die Waldbrandsaison gekommen – auch dank des unbeständigen Wetters. „Die Waldbrandgefahr war aber auch in diesem Jahr hoch“, sagt Schmidt, der auch als Fachberater für Waldbrände für den Landesfeuerwehrverband tätig ist.

Zu Beginn des Sommers hatte sich noch ein anderer Trend abgezeichnet. Zwischen Ende Mai und Ende Juli mussten allein im Großraum Neustadt zwölf Vegetations- und Flächenbrände gelöscht werden. Die Stadt reagierte und untersagte aufgrund der hohen Wald- und Flächenbrandgefahr offene Feuer außerhalb geschlossener Ortsanlagen. Angesichts der zu diesem Zeitpunkt anhaltenden Dürre wolle man so die Gefahr durch mögliche Brandherde reduzieren, teilte die Stadt Neustadt mit.

2022 fast dreimal so viele Brände wie 2023

Auch in anderen Teilen von Rheinland-Pfalz brannte es: Das Umweltministerium des Landes berichtete auf RHEINPFALZ-Anfrage von Bränden unter anderem zwischen Rodalben und Pirmasens, im Donnersbergkreis, im Kreis Bernkastel-Wittlich und in der Region um Mainz. Bis zum 28. Juni wurden 911 Feuerwehreinsätze im Zusammenhang mit einem Wald- oder Flächenbrand registriert. Im gleichen Vorjahreszeitraum seien es laut Ministerium 731 Einsätze gewesen.

Dieser Trend hat sich nicht fortgesetzt. Bis Ende August wurden in Mainz 23 Waldbrände registriert. Insgesamt sei eine 7,6 Hektar große Fläche vernichtet worden. 2022 waren es fast dreimal so viele Feuer, und die vernichtete Fläche war fast fünfmal so groß. Zum Vergleich: Mehr als 840.000 Hektar in Rheinland-Pfalz und damit ein Anteil von etwa 42 Prozent des Bundeslandes sind nach Ministeriumsangaben Wald.

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Gefahrenstellen seien bekannt

Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) sieht Rheinland-Pfalz gut für Waldbrände vorbereitet. Die Zusammenarbeit vor Ort zwischen den Forstämtern und den Feuerwehren „gestalte sich äußerst gut“, heißt es in ihrem Haus. Die Kooperation beginne bei gemeinsamen Gefährdungsbeurteilungen von bedrohten Waldbeständen und reiche bis zu gemeinsamen Waldbrandübungen. Laut Pressesprecher Brück kennen sich die Akteure vor Ort, die Gefahrenstellen seien bekannt und analysiert.

Schmidt erläutert, dass das Wichtigste der bereits weit fortgeschrittene Waldumbau „hin zu einem klimastabilen arten- und strukturreichen Laubmischwald“ sei. Große flächendeckende Brände wie in Regionen mit reinen Nadelwäldern seien da nicht zu erwarten. Das zeige die geringe von Waldbränden betroffene Fläche schon jetzt. Ein Mischwald aus Laub- und Nadelbäumen halte mehr Feuchtigkeit im Boden. Hilfreich dafür sei es auch, unter den Bäumen Bärlauch, Heidelbeere, Heidekraut oder Wacholder zu pflanzen – und nicht schnell brennendes Gras.

Es gibt nicht genug Löschwasser im Wald

Mit dem voranschreitenden Klimawandel werden Flächen- und Waldbrände in Zukunft eher mehr als weniger werden. Das glaubt auch Jens Thiele, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur im Landkreis Südliche Weinstraße. Grund dafür seien längere Trockenphasen. „Nicht nur der Bodenbelag wird trockener, auch die Bäume leiden unter Hitzestress und werden, besonders wenn sie zusätzlich von Borkenkäfern befallen werden und absterben, noch trockener“, erklärt Thiele. Besonders gefährdet seien Wiesenflächen, Getreidefelder sowie Waldstücke, die stark der Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, wie zum Beispiel Südhänge.

Besonders hoch sei das Gefahrenpotenzial bei reinen Kiefer-Bestockungen auf armen Böden wie dem Haardtrand oder in der Oberrheinischen Tiefebene. Am gefährdetsten sei die Region Südpfalz. Dort sei mit den höchsten Temperaturen zu rechnen und gleichzeitig habe der Boden hier die geringste Wasserspeicherkapazität. Ein weiterer Faktor sei laut Thiele auch die Waldbewirtschaftung. Befahrbare Waldwege können die Löscharbeiten der Feuerwehr im Notfall erleichtern. Auch die Reduzierung von herumliegendem Totholz habe einen Einfluss auf die Ausbreitung eines Waldbrands.

Löschwasserstellen müssen für Feuerwehr zugänglich sein

„Die generelle Herausforderung ist erst einmal, dass wir beim Löschen im Wald kein Hydrantennetz haben“, erklärt der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur. Dementsprechend bereite man sich rechtzeitig auf das Thema Waldbrände vor. „Wir haben entsprechende Alarm- und Einsatzpläne, die im Frühjahr noch einmal aktualisiert werden“, so Thiele.

Helfen könnte hier ein Förderprogramm des Landes, das Mitte Juli aufgelegt wurde. Umweltministerin Eder sagt, dass damit Löschwasserstellen im Wald angelegt und vorhandene verbessert werden können. Schmidt von Euro-Waldbrand sagt, für ausreichend Löschwasserentnahmestellen müsse „richtig Geld in die Hand genommen werden“. Wichtig sei, dass die Löschwasserstellen besser für die Feuerwehr zugänglich sind. Bei Neubauten seien Tiefbrunnen sinnvoll.

Wachtürme mit Kameras bestücken

„Rheinland-Pfalz ist auf einem guten Weg, aber es bleibt auch noch viel zu tun“, sagt Schmidt. Viele private Besitzer von Wald wüssten gar nicht, dass ihnen Wald gehöre, weil sie den irgendwann geerbt und vergessen hätten. Sie sollten aber Waldbrandvorsorge betreiben. Dazu gehöre ein gutes Mischungsverhältnis zwischen Totholz, das Feuchtigkeit speichere, brauchbarem Totholz und Holz, das weggeräumt werden müsse. Dies könne mit dem örtlichen Revierförster abgesprochen werden. Wichtig könnten auch mit Kameras bestückte Wachtürme sein, wie es sie etwa in Niedersachsen oder Brandenburg schon gibt.

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