Pirmasens Sind Biber ein Problem für unser Trinkwasser?

Mindestens 100 Biber hat das Biberzentrum in Rheinland-Pfalz registriert.
Mindestens 100 Biber hat das Biberzentrum in Rheinland-Pfalz registriert.

Nager breiten sich in Rheinland-Pfalz immer weiter aus. Ihre Staudämme kommen dabei gelegentlich auch Menschen in die Quere. Das Biberzentrum Rheinland-Pfalz versucht, zwischen Mensch und Nager zu vermitteln.

Bei Damm sieben hat der Biber ganze Arbeit geleistet. Gut einen halben Meter hoch ist das Bauwerk aus Ästen und Schlamm, das die Felsalbe, einen kleinen Zufluss des Hornbachs bei Pirmasens, komplett überquert. Die Bachschleife dahinter ist zu einem kleinen See geworden. „Hier ist ein richtiges Feuchtbiotop entstanden“, sagt Stefanie Venske. Als Leiterin des Biberzentrums Rheinland-Pfalz, das seinen Sitz in Fischbach bei Dahn (Kreis Südwestpfalz) hat, behält sie die Population der Nager im Land im Blick und berät bei Konflikten zwischen Biber und Mensch.

Die Felsalbe bei Pirmasens ist durch einen Biberdamm aufgestaut.
Die Felsalbe bei Pirmasens ist durch einen Biberdamm aufgestaut.

Problem für Wasserwerk

Denn hier an der Felsalbe haben sich die Nager nahe einem Wasserwerk niedergelassen, das einen Teil der Verbandsgemeinde Pirmasens-Land mit Trinkwasser versorgt. „Durch die Biberdämme kann sich hier Bachwasser mit Sedimenten ins Trinkwasser stauen“, erklärt Venske. „Bei Hochwasser kann das durchaus mal passieren, aber mit den Bibern hätte man das dauernd.“

Um das zu verhindern, kontrolliert Klaus Meissner als ehrenamtlicher Biberbetreuer mehrmals im Monat den Wasserpegel und erfasst, an welchen Stellen neue Biberdämme entstehen – 13 Stück hat er mittlerweile durchnummeriert, von denen einige zwischenzeitlich auch wieder weggespült wurden. Einige Stellen sind mit Wildkameras versehen, die Fotos und Videos der Biberfamilie aufnehmen. Mindestens fünf Biber, schätzt Meissner auf der Basis seiner Aufnahmen, haben sich an dem Bachlauf niedergelassen und in den vergangenen Jahren auch Nachwuchs bekommen. Von seinen Besuchen schickt er Berichte ans Biberzentrum, an die Verbandsgemeinde und an das Personal des Wasserwerks, um zu klären, ob wegen der Biber eingegriffen werden muss.

Größere Artenvielfalt

Dabei ist es für Stefanie Venske eigentlich ein Grund zur Freude, dass sich in Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren wieder mehr Biber angesiedelt haben – mindestens 100 Tiere seien es im Land, eher mehr. „Die Biber sind so wertvoll, um unsere Artenvielfalt zurückzubringen“, sagt sie. „Hier an der Felsalbe ist eine ruhige Wasserzone für Fische, Amphibien oder Enten entstanden.“ Für Flusskrebse und Fische sei es in der Regel auch kein Problem, einen Biberdamm in beide Richtungen zu überwinden. Nur vereinzelt komme es vor, dass andere Tierarten durch einen Biberdamm gestört werden. „Die Flussperlmuschel hat gerne klare, durchfließende Bachläufe. Sie würde sich in so einem Bereich nicht wohlfühlen“, sagt Venske.

Klaus Meissner und Stefanie Venske begutachten den Biberdamm.
Klaus Meissner und Stefanie Venske begutachten den Biberdamm.

Als Leiterin und einzige hauptamtliche Mitarbeiterin des Biberzentrums geht sie in ganz Rheinland-Pfalz Hinweisen nach, wenn jemand einen Biber oder dessen Fraßspuren an Bäumen entdeckt hat. „Meistens hört man einen Biberbau“, sagt sie. Wenn ein Bach an einer Stelle plötzlich anders plätschert als noch vor ein paar Wochen, kann das ein Zeichen sein, dass dort ein Biber am Werk war. Unterstützt wird sie dabei von rund 20 ehrenamtlichen Biberbetreuern, die teils ganze Flusssysteme im Blick behalten, oder wie Klaus Meissner nur einen Abschnitt eines Flusses intensiv beobachten.

Dämme abbauen hilft nicht

Die Felsalbe bei Pirmasens ist nicht die einzige Stelle in der Pfalz, an der Mensch und Biber sich ins Gehege kommen. Am Floßbach zwischen Lambsheim und Maxdorf (Rhein-Pfalz-Kreis) hat ein Biber mit seinem Damm ein Regenrückhaltebecken aufgestaut. Damit wäre die Gemeinde im Fall eines Jahrhundertstarkregens in Gefahr gewesen, zu überfluten. Dort soll das Wasser über ein Rohr zurück in den Bach geleitet werden, um sowohl dem Hochwasser- als auch dem Artenschutz gerecht zu werden.

Andernorts habe man die Biber mithilfe von Elektrozäunen davon abgehalten, Bäume auf Privatgelände anzunagen. Die Idee, dass die Biber verschwinden, wenn man ihre Dämme abbaut, hält Venske für abwegig: „Wir müssen einen Weg finden, mit dem Biber zu leben.“

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