Rheinland-Pfalz „Singen fällt mir nicht schwer“

Fünf Erwachsene als Verstärkung für die Sternsinger – dazu gehört auch Ortsbürgermeister Peter Schmitt (hintere Reihe, rechts).
Fünf Erwachsene als Verstärkung für die Sternsinger – dazu gehört auch Ortsbürgermeister Peter Schmitt (hintere Reihe, rechts).

Vielerorts ist es nicht mehr so leicht, Sternsinger zu finden. Es gibt zu wenig Kinder und die Bindung zur Kirche schwindet. Also kommen mitunter gar keine Sternsinger mehr – es sei denn, man lässt sich etwas einfallen. In Trimbs (Kreis Mayen-Koblenz) hat man das getan. Dort sammeln nicht nur die Kinder Spenden für gute Zwecke, sondern inzwischen auch eine Gruppe von Erwachsenen, an ihrer Spitze der Ortsbürgermeister Peter Schmitt (59).

Herr Schmitt, vor sechs Jahren haben Sie als Sternsinger angefangen. Was war der Grund?

Der Auslöser war, dass sich in Trimbs nur noch drei Kinder zum Sternsingen angemeldet hatten. Wir haben seit zehn Jahren einen „Fron-Dienstagstreff“, wo Ehrenamtler beraten, was man für die Gemeinde tun kann. Da waren wir uns alle einig, dass es doch sehr schade wäre, wenn der alte Brauch der Sternsinger aussterben würde. So wurde die Idee geboren, dass wir selbst als Sternsinger auftreten. Unser Ziel war es, vorübergehend Unterstützung zu geben, bis wieder mehr Kinder zur Verfügung stehen. Woran liegt es, dass immer weniger Kinder bereit sind, als Sternsinger von Tür zu Tür zu gehen? Die Gründe sind vielschichtig. Statistisch gibt es in Trimbs genau so viele Kinder wie in den anderen Orten. Wir haben hier noch eine Filialkirche, wo leider nur noch zweimal im Monat Gottesdienst gefeiert wird. Ganz allgemein geht aber das Interesse an der Kirche und ihren Bräuchen zurück. In vielen Nachbarorten sieht es bei den Sternsingerkindern ähnlich aus wie bei uns. Es gibt aber auch welche, die noch genügend Nachwuchs haben. In einem Ort müssen die Bewohner anrufen: Dann kommen die Sternsinger auf Bestellung. Wie haben die Leute am Anfang auf den Bürgermeister als Sternsinger reagiert? Die Leute hier im Ort haben durchweg positiv auf die erwachsenen Sternsinger reagiert. Es gab auch erstaunte Blicke, aber alle sagten spontan: Tolle Idee! Sie waren diesmal auch bei der zentralen Aussendung der Sternsinger in Trier dabei. Wie fühlt man sich als einziger Erwachsener unter rund 2000 Kindern? Der Tag in Trier, die Begegnung mit Bischof Ackermann, die Heerscharen von Kindern – das war ein Erlebnis, das lange in Erinnerung bleibt. Als erwachsener Sternsinger gab es keinerlei Kontaktschwierigkeiten mit den Kindern. Ich war froh und stolz, dabei gewesen zu sein. Wie viele Haushalte haben Sie diesmal aufgesucht? Wir waren mit zwei Gruppen unterwegs, fünf Kinder und fünf Erwachsene, und haben 150 Haushalte besucht. In unserer Ortsgemeinde bin ich natürlich recht bekannt, so dass ich viele Bürgerinnen und Bürger zumindest mit Namen oder vom Sehen her kenne. Aber einigen Neubürgern bin ich zum ersten mal persönlich an der Haustür begegnet. Welche Rolle hatten Sie neben Kaspar, Melchior und Balthasar? Wir haben in Trimbs neben den drei Königen stets noch einen Sternenträger und einen Kassierer dabei. Da ich beruflich bei der Sparkasse arbeite, fiel mir die Rolle das Kassierers zu. Welche Lieder singen Sie und wie gut können Sie überhaupt selbst singen? „Wir kommen daher aus dem Morgenland“ , „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ und „Seht ihr unsern Stern dort stehen?“. Ich bin Mitglied im Männergesangverein 1891 Eintracht Trimbs. Singen ist ein Hobby von mir seit 45 Jahren. Es fällt mir also nicht schwer. Die Kinder bekommen von den Leuten oft Süßigkeiten als kleine Gabe für ihren Sternsinger-Besuch. Und Sie? Wir erhalten ab und zu ein aufwärmendes Getränk. In manchen Haushalten erwarten uns belegte Brote, sogar einen selbst gebackenen Kuchen haben wir in diesem Jahr verspeist. Die Leute geben uns für die Kinder auch reichlich Süßigkeiten mit. Da fällt dann auch für die Erwachsenen noch was ab. Machen Sie weiter? Der Erfolg der diesjährigen Aktion und der Spaß in der Gruppe sind Motivation weiterzumachen. Für das kommende Jahr sind wir schon wieder nominiert. Bei der Aussendung durch unseren Pfarrer Jörg Schuh wurde auch über die Frage gesprochen: Wie lange darf man Sternsinger sein? Ergebnis: Es gibt keine Altersbegrenzung. Also ein Amt auf Lebenszeit? Wir werden sehen. Info www.trimbs.de | Interview: Klaus Greichgauer

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