Saarland Stichwahl zwischen dem Karnevalisten und dem Bürgermeister

Michael Forster sitzt schon seit fünf Jahren auf dem Stuhl des Oberbürgermeisters von Homburg, ohne es zu sein.
Michael Forster sitzt schon seit fünf Jahren auf dem Stuhl des Oberbürgermeisters von Homburg, ohne es zu sein.

Wer regiert künftig Homburg, Saarlouis, Völklingen, den Saarpfalz-Kreis und den Stadtverband Saarbrücken? Darüber entscheiden die Bürger am Sonntag. Das halbe Saarland wählt, spannend wird’s vielerorts.

Nach der Europawahl und der ersten Runde der Kommunalwahlen vor zwei Wochen sind jetzt mehr als die Hälfte der Saarländer aufgerufen, erneut zur Urne zu kommen und wichtige Ämter zu vergeben: überall dort, wo in der ersten Runde keine Bewerberin und kein Bewerber auf mehr als 50 Prozent der Stimmen kam.

Dabei richten sich die Augen vor allem auf den Saarpfalz-Kreis und die Region Saarbrücken.

Der vorbestrafte Oberbürgermeister, der an seinem Sessel klebte

Im Saarpfalz-Kreis geht’s in dessen Hauptstadt Homburg um den Sessel des Oberbürgermeisters. In dieses Amt wurde 2014 Rüdiger Schneidewind als Kandidat der SPD für zehn Jahre gewählt. Fünf Jahre nach der Wahl aber wurde Schneidewind suspendiert, nachdem das Landgericht Saarbrücken ihn wegen Untreue zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt hatte. Zwar gelang es Schneidewind via Revision eine etwas mildere Strafe zu erreichen – eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu 90 Euro –, aber er blieb suspendiert, weil nunmehr vorbestraft. Trotz des Urteils weigerte sich Schneidewind hartnäckig, von seinem Amt zurückzutreten.

So kam es, dass Michael Forster (CDU), der Bürgermeister der Stadt, fünf Jahre lang vertretungsweise an der Spitze Homburgs stand. Erst jetzt, zum offiziellen Ende von Schneidewinds Amtszeit, sind Homburgs Bürger zu einer neuen Oberbürgermeisterwahl aufgerufen. Im ersten Wahlgang setzte sich Michael Forster mit großem Abstand an die Spitze des Bewerberfeldes und holte 43,3 Prozent der Stimmen. Platz zwei ging an den offiziellen SPD-Kandidaten Pascal Conigliaro, der aber nur auf 20,6 Prozent der Stimmen kam, während der AfD-Kandidat Markus Loew 14,5 Prozent holte. Offensichtlich schadete es der SPD und ihrem Kandidaten massiv, dass Rüdiger Schneidewind trotz der Vorgeschichte ebenfalls ins Rennen ging, dieses Mal als parteiloser Bewerber und ohne jeden Wahlkampf 6,5 Prozent der Stimmen für sich verbuchen konnte.

Es käme nun einer Sensation gleich, wenn Forster in der Stichwahl gegen Conigliaro verlieren würde.

Im Saarpfalz-Kreis – mit den Städten Homburg, St. Ingbert, Blieskastel und Bexbach – sieht’s umgekehrt aus. Hier hatte im ersten Wahlgang der Landratswahl der Kandidat der Roten die Nase vorn. Der Bürgermeister der relativ wohlhabenden Gemeinde Kirkel, Frank John (SPD), hatte 42,7 Prozent der Stimmen geholt und seinen Kontrahenten von der CDU, Klaus-Ludwig Fess (31,9 Prozent), distanziert. In der CDU sagen manche, man habe auf den falschen Mann gesetzt. Fess ist in der Saarpfalz eher als großer Karnevalist, denn als Politiker bekannt. Vor der Stichwahl hatte die CDU das Problem, ihre Basis zu mobilisieren. Diejenigen, die Fess von Anfang an für den falschen Kandidaten hielten, taten sich schwer, Wahlkampf für ihn zu machen.

CDU schnuppert im Landkreis Saarbrücken an der Macht

Große Spannung hingegen herrscht im Landkreis Saarbrücken, wo ebenfalls eine Art Landrat gewählt wird. Der Landkreis hat dort den Namen Regionalverband. Und der Landrat heißt folglich nicht Landrat, sondern Regionalverbandsdirektor. Der Posten ging bisher immer an die SPD, auch als die Gebietskörperschaft noch Stadtverband Saarbrücken hieß. Die CDU hat jetzt zum ersten Mal die realistische Chance, das Amt für sich zu gewinnen, denn im ersten Wahlgang lag ihr Kandidat Ralph Schmidt mit 35,1 Prozent nur knapp hinter der SPD-Bewerberin Carolin Lehberger, die auf 37,7 Prozent kam.

Ähnlich spannend wird’s in Saarlouis. Dort stehen sich in der Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters Florian Schäfer (SPD) und Marc Speicher (CDU) gegenüber. Schäfer hatte vor zwei Wochen mit 42,9 zu 42,2 Prozent die Nase knapp vor Speicher. In Völklingen schließlich droht der amtierenden Oberbürgermeisterin Christiane Blatt (SPD) die Abwahl. Sie kam im ersten Wahlgang nur auf 29,5 Prozent, ihr Gegenkandidat Stephan Tautz von „Wir Bürger Völklingen“ erreichte 36,7 Prozent. Zwar unterstützen CDU und Freie Wähler in der Stichwahl die SPD-Kandidatin, doch sie muss viel Boden wettmachen, um den Lauf doch noch zu gewinnen.

Geht mit einem satten Vorsprung in die Stichwahl um den Landratsposten im Saarpfalz-Kreis: Frank John von der SPD.
Geht mit einem satten Vorsprung in die Stichwahl um den Landratsposten im Saarpfalz-Kreis: Frank John von der SPD.
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