Rheinland-Pfalz Sturm verwüstet Ort in Rheinhessen

FRAMERSHEIM/WALDSEE (lrs/swz). Von Hagelkörnern durchbohrte Rollläden, umgefallene Bäume, ein eingestürzter Tabakschuppen: Das Unwetter am Dienstagabend hat in der Pfalz seine Spuren hinterlassen. Doch viel härter traf es einen 1600-Einwohner-Ort in Rheinhessen: Teile Framersheims sind am Tag danach ein Trümmerfeld.

Erst regnet es, dann fällt Hagel und dann kommt der Sturm: Framersheims Bürgermeister Ulrich Armbrüster ist gerade im Rathaus, als er das Unwetter am Dienstagabend aufzieht. „Da waren wir plötzlich eingehüllt wie in einer Nebelwand“, berichtet er am Tag danach. Wenige Minuten später sind Teile des Weinorts im Kreis Alzey-Worms ein Trümmerfeld. Und sechs Menschen haben ihr Zuhause verloren. Einer von ihnen ist Helmut Loleit. Einigermaßen gefasst beschreibt der 58-Jährige, wie eine Scheune zusammenbrach und sich in sein Wohnhaus bohrte. „Wenn da jemand an der Spüle gestanden hätte, wäre er erschlagen worden.“ Doch wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Dafür sind etwa 100 Gebäude beschädigt – manche leicht, andere sehr stark. Die Kosten für die Reparaturen werden wohl in die Millionen gehen. Innenminister Roger Lewentz (SPD) besuchte den Ort noch am Dienstagabend und sagte Unterstützung zu. Schäden hat das Unwetter da auch schon in der Pfalz angerichtet: In Haßloch durchlöcherten am frühen Abend taubeneigroße Hagelstücke viele Rollläden. Und in Waldsee (Rhein-Pfalz-Kreis) brachte der Wind einen Tabakschuppen so in Schieflage, dass ihn das Technische Hilfswerk zum Einsturz bringen musste. Außerdem begrub eine 15 Meter hohe Tanne zwei Autos unter sich. Viele weitere Autos wurden beschädigt, weil der Sturm bei etwa 100 Häusern Ziegeln vom Dach wehte. 70 Wehrleute der Verbandsgemeindewehr leisteten bis 2.30 Uhr Hilfe, rückten zu 35 Einsätzen aus. Gestern waren viele Waldseer damit beschäftigt, die Schäden an und vor ihren Häusern zu beseitigen. Ortsbürgermeister Otto Reiland ging von einem Unwetter-Schaden in Höhe von mindestens 200.000 Euro aus. Im nahen Schifferstadt haben 45 Feuerwehrleute bis 1 Uhr nachts an 43 Einsatzstellen geackert, berichtet der Feuerwehr-Sprecher Jörg Strubel. Kümmern mussten sie sich beispielsweise um einen rund acht mal zwei Meter großen Fahrradunterstand aus Stahl mit Plexiglasdach. Den hatte der Sturm angehoben, über eine angrenzende Garage hinweg geschleudert und zerstört. „Wir konnten es erst gar nicht glauben, als die Anwohner gesagt haben, wo der ursprünglich gestanden hat“, berichtet Strubel. Schadensmeldungen kamen auch aus weiteren Rhein-Pfalz-Kreis-Gemeinden, aus dem Donnersbergkreis und aus Neustadt. Die Verwaltungen raten den Betroffenen, sich umgehend bei ihren Versicherungen zu melden. In Framersheim standen gestern schon viele Fahrzeuge von Dachdeckerfirmen auf den Straßen. Der Deutsche Wetterdienst versucht derweil noch herauszufinden, wie er das Ereignis einzuordnen hat. Die Spezialisten sprechen einstweilen von einem Tornado-Verdachtsfall. Ein solcher Wirbelsturm ist vor einem Jahr über den Kreis Kusel hinweggefegt (wir berichteten). In Framersheim hingegen könnte sich auch um eine Fallböe gehandelt haben, sagen die Experten vom Wetterdienst. Klarheit haben sie vielleicht in einigen Tagen, wenn Videos, Fotos und Berichte von Augenzeugen ausgewertet sind.

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