Rheinland-Pfalz Vierfacher Generationswechsel bei Pfälzer Landräten
Vier langgediente Pfälzer Landräte verabschieden sich dieser Tage aus dem Amt: Theresia Riedmaier (Südliche Weinstraße), Hans Jörg Duppré (Südwestpfalz), Winfried Hirschberger (Kreis Kusel) und Winfried Werner (Donnersbergkreis) gehen in den Ruhestand. Alle vier haben sich weit über ihre Kreisgrenzen hinaus engagiert.
Theresia Riedmaier – die Dialogpolitikerin
Es war eine echte Sensation, als Theresia Riedmaier im Juli 1997 zur Landrätin an der Südlichen Weinstraße gewählt wurde. Setzte sich doch mit der aus dem oberbayrischen Oberappersdorf stammenden Riedmaier nicht nur erstmals eine Frau an die Spitze des konservativ geprägten Landstriches, sondern noch dazu eine Sozialdemokratin. Ihre drei Amtsvorgänger gehörten der CDU an. Riedmaier war in ihrer 20-jährigen Amtszeit eine populäre und beliebte Kreischefin. Zweimal wurde die 65-Jährige wiedergewählt: 2005 und 2013. Ihre dritte Amtszeit endet eigentlich erst 2021. Doch am 17. Januar hatte Riedmaier aus gesundheitlichen Gründen überraschend ihren Rücktritt angekündigt. Im Mai 2006 hatte sie einen Schlaganfall erlitten; es gab deutliche Anzeichen, dass sich dieser Schicksalsschlag wiederholen könnte. Deshalb kündigte sie bei einer emotionalen Pressekonferenz ihren Rückzug an. Riedmaier hinterlässt ihrem Nachfolger Dietmar Seefeldt (CDU) tiefe Fußstapfen. Dank ihrer Dialog- und Kompromissbereitschaft hat sie die großen Themen im Kreis auf den Weg gebracht. Seien es der Ausbau von Kindergärten und Schulen, die Lösung der Abfallprobleme, die Sicherung der Krankenhäuser oder der Ausbau von Tourismus und Weinwerbung. Sie regierte dabei gegen eine bürgerliche Mehrheit aus CDU, FWG und FDP im Kreistag. Riedmaier hatte stets gute Kontakte nach Mainz. Schließlich war sie von 1991 bis zu ihrem Amtsantritt am 8. September 1997 SPD-Landtagsabgeordnete, zehn Jahre war sie zudem Vorsitzende der SPD Pfalz. Hans Jörg Duppré – der Rekord-Landrat Als er Landrat wurde, war der HSV Deutscher Fußballmeister: Hans Jörg Duppré steht seit 1979 an der Spitze des Landkreises Südwestpfalz, der damals noch Landkreis Pirmasens hieß. Und mit 38 Jahren im Amt hat er einen Rekord aufgestellt: Niemand war in Deutschland so lange Landrat wie der heute 72-Jährige. Dass das möglich wurde, lag zum einen an einer Gesetzesänderung kurz vor seiner Wiederwahl 2009. Anstatt mit 67 in Ruhestand gehen zu müssen, konnte er die gesamten acht Jahre im Amt bleiben. Möglich war es aber vor allem, weil Duppré auch über Parteigrenzen hinweg geschätzt und anerkannt war. Als er 2001 erstmals von den Bürgern der Südwestpfalz – und nicht vom Kreistag – gewählt wurde, setzte er sich im ersten Wahlgang mit 60 Prozent gegen zwei Gegenkandidaten durch. 2009 trat er als einziger Bewerber an und bekam fast 80 Prozent. Ende der 1980er-Jahre wurde Duppré auch als Umweltminister von Rheinland-Pfalz gehandelt. Das Amt ging damals an Alfred Beth, aber Duppré setzte später dennoch über die Südwestpfalz hinaus Akzente: Von 2002 bis 2014 war er Präsident des Deutschen Landkreistages. In der Südwestpfalz hat er den Abzug der US-Amerikaner und den Umbau der militärischen Liegenschaften begleitet, inklusive dem Abtransport der in Clausen gelagerten Giftgasgranaten und der zivilen Nutzung des Zweibrücker Flughafens. Sein Amt übergibt Duppré morgen an die CDU-Landtagsabgeordnete Susanne Ganster. Ab Sonntag, das hat er im Gespräch mit der RHEINPFALZ angekündigt, will er nur noch Privatmann sein. Winfried Werner – der Pragmatiker 26 Jahre lang war Winfried Werner Landrat des Donnersbergkreises, länger als seine drei Vorgänger zusammen. Inzwischen ist sein Nachfolger im Amt, der parteilose Rainer Guth, gewählt als Kandidat von CDU und FWG. Damit hat der Kreis erstmals einen Landrat ohne SPD-Parteibuch. Werner, der aus dem Landkreis Kusel stammt, wurde 1991 noch vom Kreistag gewählt, nachdem er zuvor schon elf Jahre Dezernent im Kirchheimbolander Kreishaus war. 2001 und 2009 haben ihn die Donnersberger zweimal in Urwahl jeweils im ersten Wahlgang bestätigt. In den ersten Jahren seiner Amtszeit geriet der Streit um eine neue Kreismülldeponie zur hitzigsten politischen Auseinandersetzung in der Geschichte des Kreises. Zugleich galt es, die Zukunft der beiden Kreiskrankenhäuser zu sichern, wobei die Aufteilung der medizinischen Kompetenzen zwischen beiden Häusern gegen heftige Widerstände umgesetzt wurde. Beide Themen kamen erst nach 2000 in ruhiges Fahrwasser – die Krankenhäuser kamen 2002 unter das Dach des Westpfalz-Klinikums und der Donnersberger Müll geht seit 2000 in die Verbrennung nach Mainz. Neue Akzente wurden unter Werners Ägide in der Energiepolitik gesetzt, das Donnersberger Energiekonzept (Denk) brachte den Ausbau regenerativer Energien weit voran. Auch schulpolitisch tat sich viel, in Werners Amtszeit gingen zwei Integrierte Gesamtschulen, in Rockenhausen und Eisenberg, neu an den Start; auch weitere Schulformen wie eine Fachoberschule sind neu entstanden. Der Ausbau des Nordpfalzgymnasiums in Kibo in ein Passivhaus wurde überregional beachtet. Erfolgreich war Werner zudem bei der Reaktivierung von Bahnstrecken. Weniger glücklich entwickelten sich in jüngster Zeit erworbene Windkraftbeteiligungen des Kreises, hier drohen Verluste. Winfried Hirschberger – Macher mit Ecken und Kanten Wer hätte erwartet, dass er die Amtszeit seines Vorgängers noch toppen würde, als er 1985 nach Kusel kam? Nach drei Jahren als Eisenberger Stadt- und Verbandsbürgermeister beerbte Winfried Hirschberger seinen SPD-Parteikollegen Gustav Adolf Held, der es auf 29 Jahre Landrat des Landkreises Kusel gebracht hatte. Doch Hirschberger, der gebürtige Westerwälder, war gekommen, um zu bleiben. Damals noch vom Kreistag gewählt, wurde der heute 72-jährige Hirschberger später in Urwahlen im Amt bestätigt – zuletzt 2009 für seine vierte und letzte Amtszeit. Nach 32 Jahren an der Spitze des Landkreises ist aus Altersgründen Schluss, Nachfolger wird Otto Rubly (CDU). Zum 1. Oktober scheidet Hirschberger zudem nach 23 Jahren als Vorsitzender beziehungsweise stellvertretender Vorsitzender (rollierend) des Landkreistags aus. Zudem war er lange Jahre Mitglied im Präsidium des Deutschen Landkreistags, war Bezirkstagsvorsitzender. Von 1999 bis 2004 führte Hirschberger seine Partei auf Pfalzebene, von 1995 bis 2004 war er stellvertretender Landesvorsitzender der SPD. Die Förderung von Tourismus und Kultur waren Lieblingsthemen des streitbaren Landrats, der vor allem in seinen letzten Dienstjahren auch in der Bevölkerung nicht unumstritten war ob seiner Ecken und Kanten. Gerne wurden ihm mangelnde Diplomatie und zu viele Alleingänge vorgeworfen, mit denen er seinen politischen Gegnern, aber auch sich selbst das Leben nicht immer einfach machte. Dabei ging es Hirschberger, dem Macher, selten um Ideologien, sondern darum, Dinge anzupacken und zu Ende zu bringen. Besonders am Herzen liegen dem 72-Jährigen die Themen Europa und Aussöhnung. Für die zahlreichen Partnerschaften des Landkreises und der Gemeinden aus dem Kreis Kusel hat er sich mit Herzblut engagiert.