Rheinland-Pfalz Zur Sache: Die Edition der Faulhaber-Tagebücher

Diese private Aufnahme zeigt Faulhaber um das Jahr 1942 in Fulda.
Diese private Aufnahme zeigt Faulhaber um das Jahr 1942 in Fulda.

Im Oktober 2013 hat ein auf zwölf Jahre angelegtes Forschungsprojekt begonnen. Ziel ist es, die Tagebücher von Kardinal Michael Faulhaber aus der Gabelsberger Kurzschrift zu transkribieren und online zur Verfügung zu stellen. Die Unterlagen befinden sich derzeit im erzbischöflichen Archiv in München. Das Projekt steht unter der Leitung des Historikers Andreas Wirsching vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) und des katholischen Theologe Hubert Wolf vom Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte der Universität Münster. Wolf bezeichnet es gegenüber der RHEINPFALZ als „einmalige Chance“, die Notizen eines im 20. Jahrhundert führenden Kirchenpolitikers auswerten zu können. Dass dies möglich sei, ist laut Wolf vor allem dem Münchner Kardinal Marx und dessen Vorgänger, dem aus Landau stammenden Kardinal Wetter, zu verdanken. Weil die Schriften Faulhabers in Gabelsberger Kurzschrift verfasst seien, mussten die am Projekt beteiligten Wissenschaftler die Schrift eigens lernen. Wolf, der nach eigenen Worten nur eine allererste Ahnung von Gabelsberger hat, erzählt, dass seine Mitarbeiter sich dafür ein halbes Jahr täglich mit Gabelsberger befasst hätten. Die Wissenschaftler wenden bei der Transkription ein mehrstufiges Verfahren an. Zunächst wird eine Rohübersetzung angelegt, die wird überarbeitet und abschließend debattiert. Die einzelnen Stufen finden sich für jedermann nachvollziehbar auf der Homepage des Projektes. Zum Nachlass Faulhabers gehören nicht nur die Tagebücher. Die gelten jedoch als Schlüssel zum Leben des Geistlichen. Der Kardinal hat neben den sogenannten Besuchstagebüchern, die einem Kalender gleichen, noch Beiblätter geführt. Oft notierte er bei Terminen im Besuchstagebuch „s.B“ und verwies damit auf die Beiblätter, wo er meist abends Reflexionen über Erlebnisse des Tages niederschrieb, etwa zu einem Besuch bei Adolf Hitler auf dem Obersalzberg. Allerdings sind diese Beiblätter nicht geordnet. Sie lagern teilweise in anderen Sachakten und sind nicht immer chronologisch sortiert – eine besondere Herausforderung für die Wissenschaftler des Forschungsprojektes. Hinzu kommt: Es sind noch lange nicht alle Beiblätter gefunden, und es existieren Beiblätter, zu denen es keinen Vermerk in den Tagebüchern gibt. Wolf schätzt alleine den Umfang der Tagebücher auf etwa 4000 Seiten. Im Netz www.faulhaber-edition.de

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