Kommentar Deutsche Sportligen: Auf der Suche nach Geld für Wachstum

Die deutsche Basketball-Bundesliga rangiert unter den 50 umsatzstärksten Sportligen weltweit.
Die deutsche Basketball-Bundesliga rangiert unter den 50 umsatzstärksten Sportligen weltweit.

Sportarten abseits des Fußballs haben es auch nach Erfolgen schwer. Sie brauchen neue Wege.

Olympische Spiele wie zuletzt jene in Paris sind auch immer eine Zäsur. Und das in mehrfacher Hinsicht.

Da sind zum einen die Sportler. Für fast alle von ihnen – nehmen wir mal die Fußballer raus – ist die Teilnahme an Olympia die Krönung ihrer Karriere. Und für einige auch der Abschied vom Leistungssport. Angelique Kerber, Timo Boll oder Laura Ludwig sind Beispiele für jene Athleten, die zwar über den Zenit ihres Könnens hinaus waren, aber es sich nicht nehmen lassen wollten, noch einmal den olympischen Geist zu erleben und sich mit den Jüngeren zu messen. Quasi als Sahnehäubchen ihrer langen und wunderbaren Karriere.

Eine Zäsur bedeutet Olympia aber auch für die Verbände. Eine üble, wenn das Abschneiden nicht so war, wie der Verband, seine Sportler und auch die Geldgeber es erwartet haben. Sie müssen sich beispielsweise bei der Sportförderung auf magerere Zeiten einstellen, die wiederum die sportliche Wiederauferstehung erschweren.

Rückenwind für die Normalität

Positiv wirkt Olympia hingegen auf jene, die entweder die Erwartungen übererfüllt oder – aus welchen Gründen auch immer – die Öffentlichkeit mitgerissen haben. Allerdings: Auch das bedeutet Schwierigkeiten. Denn wer mit Rückenwind von Olympischen Spielen kommt, möchte diesen Rückenwind gerne auch bei der Rückkehr in die Normalität nutzen. Nur wie?

Vor dieser Frage stehen nun beispielsweise die Handballer und die Volleyballer, mit Abstrichen auch die Basketballer. Für die Korbjäger ist diese Situation nicht neu, hatte ihnen doch bereits der WM-Titel im vergangenen Jahr einen Aufmerksamkeits- und Motivationsschub sondersgleichen beschert. Nun gingen Dennis Schröder und Co. zwar leer aus bei der Medaillenhatz, doch dafür sprangen ihre Kolleginnen im neuen 3x3-Basketball in die Bresche. Der Deutsche Basketball-Bund steht nun also vor zwei Herausforderungen: den herkömmlichen Basketball weiterhin so auszurichten und zu fördern, dass sich noch mehr Talente wie die Wagner-Brüder entwickeln, die sich dann in der nordamerikanischen Profiliga NBA den letzten Schliff für die Weltklasse holen können. Und dafür zu sorgen, dass im besten Fall an fast jeder Straßenecke ein Basketballkorb hängt, an dem die Kids zwei gegen zwei oder drei gegen drei üben können.

Ziel: Mehr Vollzeit-Trainer, mehr Jugendarbeit

Die Handballer nennen ihre Bundesliga – vermutlich zu Recht – bereits die beste Liga der Welt, hatten aber zuletzt mit ihrer Nationalmannschaft ein wenig gedarbt. Silber in Paris war ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung ganz nach oben, doch der Abstand zum Maß aller Dinge, Dänemark, ist nach wie vor enorm.

Und die Volleyballer? Die haben in dieser Woche angekündigt, das positive Auftreten in Paris mit dem unglücklichen Viertelfinal-Aus ebenfalls für eine Offensive für ihren Sport zu nutzen. Mit Vollzeit-Trainern, mit mehr Jugendarbeit und mit einer attraktiveren Liga.

Besser Vermarktung = Mehr Geld

All diesen Vorstellungen liegt jedoch eines zugrunde: der Bedarf nach mehr Geld. Und da tun sich alle drei Verbände schwer, obwohl sie im internationalen Vergleich schon Spitze sind. Hand- und Volleyballer generieren mit ihren Ligen weltweit die höchsten Umsätze ihrer jeweiligen Sportart, die Basketball-Bundesliga muss wirtschaftlich nur – aber mit riesigem Abstand – der NBA den Vortritt lassen. Nur: Alle drei sind weit weg von jenen Zahlen, auf die vor allem der Fußball kommt. Nimmt man die vier großen US-Sportligen raus, dann dominieren die Fußballligen alle Umsatz-Ranglisten, und selbst die 3. deutsche Fußball-Liga macht deutlich mehr Geld als die Basketball- oder Handball-Bundesliga.

Bleibt nur ein Weg: noch mehr nach Sponsoren suchen, die auch privat ein Interesse an Sportarten abseits des Fußballs haben. Und das auf möglichst breiter Basis. Nur so ist langfristiger Erfolg möglich.

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Dieser Artikel stammt aus der RHEINPFALZ am SONNTAG, der Wochenzeitung der RHEINPFALZ. Digital lesen Sie die vollständige Ausgabe bereits samstags im E-Paper in der RHEINPFALZ-App (Android, iOS). Sonntags ab 5 Uhr erhalten Sie dort eine aktualisierte Version mit den Nachrichten vom Samstag aus der Pfalz, Deutschland und der Welt sowie besonders ausführlich vom Sport.

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