Pfalz In der Werkstatt eines Messerschmieds: Das Lied von Eisen und Feuer
Diese Kapselgehörschützer sind eine echt feine Sache. Sitzen sie erst mal über den Ohren, erscheint geräuschtechnisch alles wie auf Watte. Und es ist laut in dieser Schmiede! Anselm Littschwager hat sich vorschriftsmäßig ausgestattet, trägt eine Schutzbrille, eine dicke Lederschürze und ebenfalls was auf den Ohren. Die Ärmel seines Pullovers sind an den Unterarmen von Manschetten umgeben, damit sie nicht lose herumflattern. Neben ihm brennt das Feuer, besser gesagt, es brennt eine bis zu 1200 Grad heiße Glut aus Kohle und Koks. Darin liegt ein längliches Stück Metall, vielleicht vier auf zehn Zentimeter groß und anderthalb Zentimeter dick. Kurz zuvor hatte er noch am Bandschleifer die Kanten und Übergänge geglättet sowie einen kleinen Dornansatz herausgearbeitet. Das wird die spätere Angel eines Messers.
Die Angel ist der Teil, der im Griff verschwindet und mit diesem verarbeitet ist. Anselm Littschwager wirft ein prüfendes Auge auf das Stück im Feuer. „Das Koks verbrennt wie Hartholz und schafft so eine stabilere Glut“, erklärt er. Dann holt er das Stück Metall mit einer Zange heraus. Kurz mit einer Stahlbürste die beiden Seiten gesäubert, dann auf den Amboss damit. Er bearbeitet mit seinen Hammerschlägen den Dornansatz, macht ihn flacher und länglicher. War der Stahl soeben noch glühend gelb-rot, so wird er unter den Schlägen des Hammers von etwa 2,5 Kilogramm Gewicht rasch dunkler, also kälter. Wieder zurück in die Glut, dann erneut auf den Amboss, um sich nun der angestrebten Klingenform zu widmen. Es soll ein kleineres Messer mit einer Klingenlänge von etwa zehn Zentimetern werden, und es braucht sieben, acht Durchgänge zwischen Feuer und Amboss, bis der Rohling so weit ist. Nach etwa vier Runden mit der Hand geht es zum mechanischen, von einem Band angetriebenen Hammer, das ist schonender für Arme und Schultern.
Wir sind in der Winnweilerer Eisenschmelz, gegründet 1742 und als Schmiede einst einer der größten Arbeitgeber weit und breit, als Stahl-, Eisen- und Kupferverarbeitung noch das ganz große Ding waren. Heute dient das im Privatbesitz befindliche Anwesen als Wohnraum und beherbergt zudem in mehreren Gebäuden diverse Kleingewerbe. So auch die Schmiede, die sich Anselm Littschwager mit Sandra Geruschkat und Timo Schreiner teilt. Während er sich auf Messer und Schmuckstücke wie Ringe oder Gürtelschnallen spezialisiert hat, fertigen die anderen beiden überwiegend Tore, Geländer oder Garderoben, auch mal Skulpturen.
Job-Idee: Irgendwas Kreatives mit Feuer
Littschwager, Jahrgang 1985, stammt ursprünglich aus Kempten im Allgäu. „Irgendwas Kreatives mit Feuer“, schwebte ihm beruflich vor, und als er auf Initiative seiner Eltern einen Tag der offenen Tür in der Berufsfachschule für Glas und Schmuck in Kaufbeuren besuchte, war das „wie eine Erleuchtung für mich“, erinnert er sich. Man durfte nach dem täglichen Unterricht ab 16 Uhr in der Grobschmiede experimentieren – und da sei er jeden Tag gewesen, 16 bis 19 Uhr. Mit dem Gesellenbrief als Silberschmied in der Tasche, ging er von April 2010 bis Dezember 2012 auf Wanderschaft und landete im Frühjahr 2013 in der Eisenschmelz.
Messerschmiede sind heute selten geworden. Seit die Industrie in der Lage ist, hochwertige Qualitäten mit optisch ansprechendem Design zu erschwinglichen Preisen herzustellen, finden sich nur wenige Handwerker, die so arbeiten wie Littschwager. Einige seiner Küchenmesser – das ist sein Schwerpunkt, er selbst bezeichnet sich als leidenschaftlich Kochenden – liegen vor uns auf dem Tisch. Echte Schmuckstücke, jedes für sich ein Unikat in der Maserung, in den Nuancen, im Griff. Sie wiegen recht schwer in der Hand. „Ich weiß, Messer sind heute in der Regel leichter als früher, doch ich mag das Gewicht in der Schnittführung“, sagt er. Die kleineren Messer sind Bestseller, die Gestaltung spricht vor allem Frauen an.
Frauen gönnen sich was
Wie, Frauen? Anselm Littschwager scheint die Verwirrung im Kopf des Gegenübers förmlich zu sehen. „Ja, die meisten meiner Kunden sind Frauen, sie stellen irgendwo zwischen 60 und 70 Prozent. Sie haben einfach weniger Schwierigkeiten, sich selbst etwas zu gönnen, als die Männer das können.“
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