Interview RHEINPFALZ Plus Artikel Mannheimer Jura-Professor über EuGH-Urteil zu Fifa-Transferregeln: „Ein Schuss in den Bug“

Fifas Welt: Sportverbände haben ihre eigenen Regeln und Gesetze. Das ist auch in Ordnung, sagt Jura-Professor Philipp Fischinger
Fifas Welt: Sportverbände haben ihre eigenen Regeln und Gesetze. Das ist auch in Ordnung, sagt Jura-Professor Philipp Fischinger. Problematisch wird es aber, wenn Personen betroffen sind, die außerhalb dieses Systems stehen.

Stehen die gigantischen Ablösesummen im Profifußball vor dem Aus? Möglich, sagt Philipp Fischinger. Der Professor für Sportrecht an der Uni Mannheim beleuchtet im Interview das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofs. Darin erklären die Richter einige der Fifa-Transferregeln für unzulässig.

Professor Fischinger, wer hat mehr Rechte als Arbeitnehmer: der Schichtarbeiter bei der BASF in Ludwigshafen oder ein Fußballprofi?
Eindeutig der Schichtarbeiter. Es gibt viele Punkte, bei denen die arbeitsrechtliche Stellung des Fußballspielers schlechter ist als die von BASF-Mitarbeitern.

Zum Beispiel?
Etwa das Thema Befristungen. Spieler, auch Urgesteine wie Thomas Müller beim FC Bayern München, bekommen selbst in ihrer Blütezeit meist nur Zwei- oder Dreijahresverträge, gegen Ende der Karriere oft nur noch Jahresverträge. Das wäre im allgemeinen Arbeitsleben nicht zulässig. Oder die Regulierung des Privatlebens. Vorgaben, im Urlaub keinen Sport zu machen, oder um eine gewisse Uhrzeit ins Bett zu gehen, wären im normalen Arbeitsleben undenkbar. Und auch das kollektive Arbeitsrecht: Betriebsräte und Tarifverträge schützen die Arbeitnehmer der BASF - aber keinen einzigen Fußballprofi in Deutschland.

Wieso gelten Profifußballer nicht als normale Arbeitnehmer?
Im Ausgangspunkt sind es erst einmal Arbeitnehmer. Aber es bestehen eben Besonderheiten. Beispielsweise sind Befristungen einfach notwendig. Denn bei unbefristeten Verträgen stünde man vor der Schwierigkeit, wann man einen Spieler ordentlich kündigen kann. Wenn er nicht mehr in die Mannschaft passt? Wenn er zu alt ist? Wie soll man das objektiv bestimmen? Auch ein Thomas Müller würde sich womöglich fragen: Wann und wie kann ich kündigen? Eine andere Besonderheit sind Vertragsstrafen, das Hauptmittel, wie Spieler sanktioniert werden. Man denke an Franck Ribéry und das berühmte goldene Schnitzel. Für ein Bild davon in sozialen Medien musste er viel Geld an den Verein zahlen. Die Spieler lassen sich das bislang meist gefallen, auch wenn es juristisch oft unzulässig sein dürfte.

Sportrechtsexperte Philipp Fiischinger.
Sportrechtsexperte Philipp Fiischinger.

Für eine fürstliche Entlohnung kauft der Klub auch die Rechte ab?
In dem Bereich, der im Fokus der Öffentlichkeit steht, ja. Aber es wird oft übersehen, dass 95 Prozent der Fußballprofis keine Millionäre sind, sondern dass viele weltweit unter sehr prekären Bedingungen tätig werden. Und selbst in Deutschland: Ein Drittliga-Profi mit 36, der keine Berufsausbildung hat, kann in einer ziemlich schwierigen Lage sein, wenn sein letzter Vertrag ausläuft.

Sportverbände wie die Fifa haben ihre eigene Welt, mit eigenen Regeln und Gesetzen. Ist das alles von der berühmten Autonomie des Sports gedeckt?
Nein. Der Sport hat eine gewisse Autonomie, aber nicht, weil er der Sport ist. Sondern weil sich die Sportverbände auf die Vereinigungsfreiheit berufen können wie jeder andere Verein. Auch ein Hasenzüchterverein darf ja zum Beispiel selbst regeln, wie viele Vorstandsmitglieder er hat oder wann die Hauptversammlung stattfindet. Entsprechend darf auch ein Sportverband festlegen, wie sein Sport ausgeübt wird. Wie viele Spieler stehen von jeder Mannschaft auf dem Platz? Wann zählt ein Tor als Tor? Gegenüber ihren Mitgliedern ist Verbandsautonomie auch kein Problem. Spieler oder auch Spielervermittler sind aber keine Vereinsmitglieder und stehen daher außerhalb dieses Systems.

Und da wird es schwierig?
Ja, denn dann kollidiert die Verbandsautonomie mit anderen geschützten Interessen, etwa dem Arbeitnehmerschutz. Die Sportverbände meinten in der Vergangenheit, alles selbst regulieren zu dürfen. Es hat lange Zeit funktioniert, auch weil es viele Sportrechtler gab, die aus den Verbänden kamen. Die haben diese Denkmuster mitgetragen. Nun kommen Außenstehende und deren Bereitschaft, alles, was die Sportverbände vorgeben, einfach so hinzunehmen, lässt nach. Spieler wehren sich gegen Verbandssanktionen. Spielervermittler gehen gegen das Fifa-Spielervermittlerreglement vor und berufen sich auf Kartellverstöße. Die Autonomie des Sports wird hinterfragt, und zwar vor Gerichten. Der Europäische Gerichtshof spielt dabei eine immer zentralere Rolle.

So wie vor zwei Wochen, als er über einige Transferregeln der Fifa urteilte.


Ja.

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