Saach blooß – die Dialektserie RHEINPFALZ Plus Artikel Miese Früchtchen: Die „Druschel“ hängt am absteigenden Ast

Rette sich, wer kann!, meint unser Karikaturist. Und wir fragen uns da: Wie kann man eigentlich so wild sein auf Stachelbeeren?
Rette sich, wer kann!, meint unser Karikaturist. Und wir fragen uns da: Wie kann man eigentlich so wild sein auf Stachelbeeren?

„Druschel“ (mit langem „u“) heißt die Stachelbeere auf Pfälzisch. Diese Frucht liegt überhaupt nicht mehr im Trend. Ob das etwas mit dem Schimpfwort „Babbdruschel“ zu tun hat? Wir sind der Sache nachgegangen.

Ein Apfel am Tag den Doktor fernzuhalten vermag. So lautet, etwas förmlich übersetzt, ein aus dem angelsächsischen Raum stammendes Sprichwort. „An apple a day keeps the doctor away“ lässt sich auch freier ins Deutsche übertragen: „Obst ist gesund.“ Der Sinnspruch ist ein Ernährungsratschlag für alle Dampfnudeldiätler, und das auch noch in Reimform. (Trotz größter britischer Bemühungen nicht durchgesetzt hat sich die Konkurrenzweisheit: „Jeden Tag frittierten Fisch und dein Leib bleibt stramm und frisch.“)

Aber zurück zum Ernst des Obstes. Der dermaßen gesunde Apfel hat seine eigene Redensart, die auch noch ein echtes Marketing-Tool ist. Die Birne und die Erdbeere haben das auch, wenngleich in etwas abgeschwächter Form, was die Vermarktungsfähigkeit angeht. „Mit dir hannich noch e Beer se scheele“ heißt auf Hochdeutsch: „Mit dir habe ich ein Hühnchen zu rupfen.“ Nicht so häufig zu hören ist der Spruch: „Der macht e Schnuut wie e Kuh nooch enre Erdbeer.“ Hier läuft jemandem sprichwörtlich das Wasser im Munde zusammen, und die Erdbeere (Pfälzisch oft: „die Edbeer“ ohne „r“) steht als Sinnbild für etwas besonders Leckeres. Aber selbst bei „de Beer“, der Birne also, die man noch zu schälen hat, darf man annehmen, dass sie mit Freude verzehrt werden wird. Warum sonst sollte sie im Pfälzer Sprachalltag so präsent sein?

„Der macht e Schnuut wie e Kuh nooch enre Erdbeer.“ Eine der ersten Folgen unserer Serie im Jahr 2002 befasste sich mit diesem S
»Der macht e Schnuut wie e Kuh nooch enre Erdbeer.« Eine der ersten Folgen unserer Serie im Jahr 2002 befasste sich mit diesem Spruch.

Bei der „Druschel“, nach der wir in der jüngsten Folge gefragt hatten, liegt die Sache anders. „,Druschel’ ist mir als Nomen bekannt und heißt Stachelbeere“, sagt Doris Rittmann aus Birkenheide und ergänzt nüchtern: „Es ist eine wenig beliebte Frucht.“ Die Leserin erinnert sich zwar an den „Druschelkuchen mit Baiser“ ihrer Mutter („Sie backte ihn oft und lobte ihr Gebäck sehr“), aber die Tochter gab dem Erdbeerkuchen den Vorrang.

Germany’s Next Top-Frucht? Eher nein

Für Leser Peter Wenzel ist die „Druschel“ (Mehrzahl: „Druschele“) ebenfalls nur noch eine Erinnerung an lange vergangene Zeiten: „Das Wort ,Druschel’ kenne ich von meiner Mutter, geboren 1929, die aus Krickenbach bei Kaiserslautern stammt. Sie hat es als Bezeichnung für Stachelbeeren verwendet. 1956 sind wir in die Südpfalz nach Edesheim gezogen. In der Vorderpfalz habe ich das Wort nie gehört.“ Aus dem rheinhessischen Mauchenheim meldet Claus Becker Ähnliches: „Das Wort ,Druschel’ kennt in unserem Ort nur noch die ältere Generation.“

Die Stachelbeere heißt auf Pfälzisch „Druschel“, „Droschel“ oder „Druschdel“, hin und wieder „Gruschel“ und manchmal auch „Druschelbeere“ (alles stets mit langem Vokal gesprochen). Und sie ist nicht gerade der Renner auf dem Obstspeiseplan. Wo Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Himbeeren, Pflaumen (Pfälzisch: „Quetsche“), Trauben oder Feigen an kaum einem Obststand auf dem Markt und in keinem Supermarkt fehlen, fristet die Stachelbeere ein tristes Schattendasein. Kaum Nachfrage, kaum Angebot. „Saach blooß“ vermutet, dass die Frucht fast nur noch privat in Gärten angebaut wird, wo halt von früher noch ein Strauch steht. Überleben der Art: keinesfalls garantiert.

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