Der Weintipp Riesling pur aus dem hohen Keller
Kaum haben wir in dieser Kolumne darauf hingewiesen, dass die Neugründung von Weingütern nicht allzu häufig vorkommt, schon fallen uns gleich mehrere weitere junge Weingüter auf, die ebenfalls mit guten Weinen überzeugen. Zunächst aber ein paar Worte zur Lagenbezeichnung Kreidkeller, bei der man sofort an einen Keller denkt. Die Lage Kreidkeller ist jedoch mit bis zu 300 Metern eine der höchsten Lagen der Pfalz. Sie hieß 1784 noch Kreedkeller, wie die „Schriften zur Weinkultur“ lehren. Die alte Bezeichnung weist auf Kalkvorkommen oder gar Kalkabbau hin. Aber nicht einmal die Lagenbroschüre gibt einen Hinweis, wie der Keller so weit nach oben auf den Berg geriet.
Vorzüge der kühlen Lage
Bleibt die Tatsache, dass ein Teil der 4,9 Hektar großen Rebfläche des Kallstadtert Weinguts mkquadrat dort oben liegt und die drei „Macher“ Klaus Küsters, Michael Meier und Wolfgang Grün die kluge Entscheidung trafen, die Vorzüge der kühlen Lage zum Konzept für ihr 2021 gegründetes Weingut zu machen. Wenig Alkohol, frische, klare Aromen und dennoch gehaltvoller Geschmack sind das Ergebnis bei fast allen Weinen, die hier auf die Flasche kommen, seit Küsters und Meier das ehemalige Weingut Horcher übernahmen und den Kellermeister gleich mit.
Bei Rotwein an Alkohol zu sparen, ohne Dichte und Reifefähigkeit zu verlieren, gelingt angesichts des Klimawandels immer seltener. Das akzeptieren auch die Neu-Winzer. Aber kein Schaumwein, Weißwein oder Rosé hat mehr als 12,5 Prozent Alkohol, die meisten bleiben unter 12 Prozent.
Nicht, dass wir daraus einen Wettbewerb machen wollten. Es ist ja keine Kunst, früh zu lesen. Aber mit wenig Alkohol viel Geschmack, aber keine grüne Säure in den Wein zu bekommen, ist beste Winzerarbeit. Hervorragendes Beispiel: der 2021er Riesling PUR aus dem Kreidkeller mit 11 Prozent Alkohol bei 8,8 Gramm Säure und 0,8 Gramm Restzucker: tolle Frische, ein Hauch feiner Flaschenreife, satter Geschmack, wunderbar eingebundene, reife Säure.
Der Wein: 2021 Riesling PUR Kreidkeller, Weingut mkquadrat, Kallstadt, Telefon 06322/941520, www.mkquadrat.com, Preis: 11,90 Euro
Der Autor: Jürgen Mathäß ist Weinjournalist und Seminarleiter, er war Chefredakteur verschiedener Weinzeitschriften und ist Experte für Pfälzer Weine sowie für die Weine der iberischen Halbinsel und Südamerikas. Seit 2007 schreibt alle zwei Wochen den „Weintipp“ für die RHEINPFALZ am SONNTAG. Er lebt in Landau-Arzheim.
Dürfen wir nachschenken?
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