Ostdeutschland RHEINPFALZ Plus Artikel Warum uns Thüringen und Sachsen nicht egal sein dürfen

Dieses Graffiti auf der Berliner Mauer erinnert an die Hoffnungen, die Deutsche 1989 mit der Wiedervereinigung verbanden.
Dieses Graffiti auf der Berliner Mauer erinnert an die Hoffnungen, die Deutsche 1989 mit der Wiedervereinigung verbanden.

Noch immer blicken Westdeutsche auf die neuen Bundesländer herab, noch immer pflegen Ostdeutsche die Mär vom bösen Wessi. Dabei sitzen alle in Deutschland im selben Boot. Und das schaukelt gewaltig.

Ist es übertrieben, die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen an diesem Sonntag und in Brandenburg am 22. September zur Wegscheide für Deutschland zu erklären? Schließlich stellt Thüringen gerade mal 2,1 Millionen der 84,7 Millionen Einwohner der Bundesrepublik. Sachsen ist mit 4,1 Millionen Bürgern unwesentlich „kleiner“ als Rheinland-Pfalz. Es ist auch nichts Neues, dass Ostdeutschland politisch „anders“ tickt. Erinnert sei an das „Magdeburger Modell“, als von 1994 an die SED-Nachfolgepartei PDS in Sachsen-Anhalt eine SPD-Minderheitsregierung tolerierte.

Und doch zeichnet sich ab, dass die drei anstehenden Landtagswahlen historische werden dürften. Fliegt erstmals die SPD aus einem Parlament? Wird die AfD, eine in wesentlichen Teilen rechtsextreme Partei, wirklich stärkste Kraft in Erfurt und/oder Dresden? Kommen AfD und BSW zusammengerechnet auf mehr als 50 Prozent? Der Ruf nach Neuwahlen im Bund scheint so programmiert wie der Schreck im Ausland. Es wird wieder viel zu lesen sein über diktaturaffine Ex-DDR-Bürger, die neuen Nazis und Fehler, die nach dem Mauerfall vor bald 35 Jahren begangen worden seien. Alles Erklärungsansätze – aber sie greifen zu kurz.

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