AfD im Osten RHEINPFALZ Plus Artikel Wie das stolze, bange Thüringen um seine Zukunft ringt

Die Wartburg hoch über Eisenach zählt zu den symbolträchtigsten Denkmälern Deutschlands.
Die Wartburg hoch über Eisenach zählt zu den symbolträchtigsten Denkmälern Deutschlands.

Seit der Europawahl richten sich alle Augen auf die drei östlichen Bundesländer, in denen im Herbst Landtagswahl sein wird. In Thüringen will AfD-Landeschef Björn Höcke an die Macht. Beobachtungen zwischen Eisenach und Weimar.

Hier oben, auf 411 Metern, wo der Blick über die dunkelgrünen Weiten des Thüringer Waldes schweift, weht fast immer ein straffer Wind. Ulrich Baumhauer ficht das nicht an. Die Wartburg hoch über Eisenach ist sein Arbeitsplatz. Der sportliche 60-Jährige führt Besucher schon seit 1986 durch das Gemäuer, das zum Weltkulturerbe der Menschheit gehört.

Und man spürt, dass er seine Aufgabe, dieses prominente Denkmal deutscher Geschichte zu erklären, mit Herzblut tut. Im Gespräch offenbart er sich als politisch tickender und besorgter Bürger. Ob er sich Sorgen macht, wegen der anstehenden Landtagswahl? Bewegt es ihn, dass der Blick auf seine Heimat im Westen der Republik vor allem auch ein Blick auf die Siegeschancen der AfD ist?

Baumhauer konstatiert erst mal nüchtern, was die Lage ist: „Wir haben nach der Europawahl eine Landkarte, die Deutschland leider wieder in zwei Hälften teilt. Die alte BRD ist im Westen von der CDU gewonnen worden, also schwarz, und der gesamte Osten, die neuen Bundesländer, sind im Hellblau der AfD eingefärbt.“ Und woran liegt das? „Die Leute dort fühlen sich in vielen Dingen nicht verstanden, nicht abgeholt, sie sehen in der Bundesrepublik keine Heimat. Das hat die AfD geschickt für sich ausgenutzt.“

Ein AfD-Plakat in Erfurt zeigt den auch in den eigenen Reihen umstrittenen Europaspitzenkandidaten Krah.
Ein AfD-Plakat in Erfurt zeigt den auch in den eigenen Reihen umstrittenen Europaspitzenkandidaten Krah.

Als Wartburgführer treibt ihn auch um, dass Burschenschaften, von denen manche nationalistische bis rechtsextreme Ansichten vertreten, die Burg, auf der einst Luther lebte, für ihre Zwecke einspannten. „Denen auf der Wartburg eine Bühne zu geben, ist jetzt verboten“, versichert Baumhauer. Früher habe es zu Pfingsten einen sogenannten Ehrenkonvent mit Fahnen und politischen Reden gegeben. Seit zehn Jahren sei das Geschichte. Baumhauer will den Blick lieber auf Luther und andere geschichtliche Fakten richten. „Seit 1855, seit der Maler Moritz von Schwind seine Fresken vollendete, welche den Lebensweg der heiligen Elisabeth darstellen, finden hier Führungen statt. Das ist in Europa einmalig.“ Wenn er so über seine Heimat redet, kommt Baumhauer ins Schwärmen: „Wir als Eisenacher können die Kultur auch mit der Moderne verbinden, hier werden seit 1896 Autos gebaut.“

Stichwort Heimat – die AfD schafft es auch deshalb, in Thüringen viele Wähler zu gewinnen, weil für sie der Heimatstolz geradezu Programm ist. Gleichzeitig werden angebliche Überfremdung, Kriminalität und Bevormundung durch die Ampel-Koalition in Berlin, vor allem durch die Grünen, beklagt. Darüber mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, ist nicht immer einfach. Der Social-Media-Kanal von AfD-Landeschef Björn Höcke auf X ist aber ein guter Spiegel. Da tweetet Höcke zum Beispiel im Mai ein Video, in dem ein Flugzeug mit AfD-Fahne durch den stahlblauen Himmel über dem Thüringer Idyll schwebt: „Bei uns ist die Welt in Ordnung – Blau oben, Grün unten!“

 Ministerpräsident Bodo Ramelow, hier auf Sommertour in Jena, kämpft um die Wiederwahl.
Ministerpräsident Bodo Ramelow, hier auf Sommertour in Jena, kämpft um die Wiederwahl.

Aktuelle Umfragen sehen sie seit vielen Monaten als stärkste Kraft im künftigen Landesparlament. Vielerorts war sie erste Kraft bei der Wahl im Juni. Aber die Personaldecke der Partei ist angespannt. In den neuen Stadträten und Kreistagen hat die AfD stolze 445 Mandate. Aber stärkste Kraft ist da weiter die CDU, sie hat 906 Sitze. In nur 78 der 600 kreisangehörigen Städten und Gemeinden standen AfD-Politiker überhaupt auf dem Wahlzettel.

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