Nahost RHEINPFALZ Plus Artikel Zwei Dörfer und der Raketenkrieg zwischen Israel und der Hisbollah

Der Grabstein eines Gefallenen des Gaza-Kriegs auf dem Militärfriedhof Hurfeish. In dem Dorf lebt die Familie Azzam.
Der Grabstein eines Gefallenen des Gaza-Kriegs auf dem Militärfriedhof Hurfeish. In dem Dorf lebt die Familie Azzam.

Nur sechs Kilometer trennen Hurfeish in Israel und Rmeisch im Libanon. Die Grenze zwischen ihnen ist eine der gefährlichsten der Welt. Erst recht seit dem 7. Oktober. Von Karin A. Wenger und Stella Männer

Wenn eine Rakete über das nordisraelische Dorf Hurfeish fliegt, heulen die Sirenen. Zehn Sekunden bleiben Familie Azzam, um in den Schutzraum zu hasten. Fängt die israelische Luftabwehr die Rakete noch am Himmel ab, hören sie ein Donnern. Wenn nicht, so kracht es dumpf, manchmal zittern die Wände des Hauses.

Fliegt eine Rakete über das libanesische Dorf Rmeisch, dann weiß Familie Alam das erst, wenn sie den Knall hört. Ihr Haus liegt am Hang, von der Terrasse aus sehen sie den dunklen Rauchpilz, der nach einem Raketeneinschlag in den Himmel steigt. In dem Moment wissen sie: Die Rakete hat Rmeisch verfehlt.

Die Kinder rennen vom Garten ins Haus, das nicht mehr als symbolisch Schutz bietet. Bunker gibt es hier keine, und einen Keller hat die Familie auch nicht.

Weniger als sechs Kilometer trennen die Häuser von Familie Azzam und Familie Alam. Doch die Eltern werden sich nie treffen, die Kinder nie zusammen spielen. Ihre Länder sind verfeindet, zwischen den Türen ihrer Häuser verläuft eine der gefährlichsten Grenzen der Welt.

Die Familie Azzam am Eingang ihres Ladens in Hurfeish.
Die Familie Azzam am Eingang ihres Ladens in Hurfeish.

Während die Welt auf den Krieg im Gazastreifen blickt, beschießen sich im israelisch-libanesischen Grenzgebiet seit mehr als sieben Monaten die islamistische Hisbollah-Miliz und die israelische Armee. In den ersten fünf Monaten startete die Hisbollah laut der US-Denkfabrik „Washington Institute“ etwa 830 Angriffe auf Israel, dessen Militär mit 1560 Gegenangriffen reagierte. Bis Anfang Mai wurden mindestens 73 Zivilisten und rund 300 Kämpfer im Libanon getötet. In Israel waren es neun Zivilisten und 14 Soldaten. Während Militärexperten darüber spekulieren, ob und zu welcher Zeit hier der ganz große Krieg ausbrechen könnte, leiden die Menschen unter dem ständigen Schlagabtausch, der ihr Leben verändert hat.

Im libanesischen Rmeisch startet Eliane Alam den Motor ihres klapprigen 3er-BMW. An diesem Samstag trübt Dunst die Sicht. Salim, ihr jüngster Sohn (8), lässt sich auf die Rückbank des Autos plumpsen. „Die letzten Monate haben ihn sehr verändert“, sagt Alam. Er sei anhänglich geworden und wolle nicht mehr aus dem Haus gehen. Heute soll er wieder Zeit mit anderen Kindern verbringen. Alam fährt los durch das christliche Dorf, über dem eine gespenstige Ruhe liegt. Fast alle Geschäfte sind geschlossen, nur wenige Menschen bewegen sich auf der Straße. Sie bremst vor dem Gemeindehaus, in dem seit wenigen Wochen eine christliche Organisation samstags Nachhilfeunterricht für die Kinder des Dorfes organisiert. Ein Angebot, für das Alam dankbar ist.

Unterricht per Video

Nur einen Tag nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober begann die Hisbollah, Israel in Solidarität mit den Palästinensern zu beschießen, und Israel schoss sofort zurück. Seither sind sämtliche Schulen in Rmeisch und den anderen Dörfern des Südlibanons geschlossen. Elianes zehnjähriger Sohn Jhony hat Online-Unterricht, und die Lehrerin von Salim schickt mehrmals in der Woche aufgezeichnete Videos, die sich der Junge so lange anschauen soll, bis er den Inhalt verstanden hat. „Ich habe trotzdem das Gefühl, dass die Kinder ein ganzes Schuljahr verlieren“, sagt Alam.

Auf der anderen Seite der Grenze sorgt sich Asala Azzam ebenfalls um ihre Buben. Shedi (3) und Hamoudi (7) fragen sie oft: „Mama, wann hört es auf?“ Sie hätten sich etwas an den Krieg gewöhnt und schliefen besser, doch mitten in der Nacht kämen sie manchmal ins Schlafzimmer der Eltern. „Sie weinen nicht“, sagt Vater Jalal, „aber ich sehe die Angst in ihren Augen.“ Er erzählt, die Kinder könnten mittlerweile das Geräusch der Angriffe von den Gegenangriffen unterscheiden.

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