Fussball Bayern-Kater statt Wiesn-Vorfreude

Regelrecht erbost: Bayern-Trainer Nagelsmann.
Regelrecht erbost: Bayern-Trainer Nagelsmann.

Julian Nagelsmann war die Lust auf seinen ersten Wiesn-Besuch als Bayern-Trainer vergangen. „Wenn die Mannschaft hingeht, dann muss ich mit“, sagte der 35-Jährige nach dem Münchner Stimmungsdämpfer bei der Pleite in Augsburg.

Sinnvoll sei der erste Oktoberfestbesuch des FC Bayern seit 2019 seiner Meinung nach nicht, „das werde ich auch dem Klub mitteilen“, sagte der frustrierte Nagelsmann. Er wisse zwar nicht, welche vertraglichen Verpflichtungen es gebe und über politische Themen wolle er sich nicht äußern. Aber: „Grundsätzlich habe ich keine Lust.“

Wieder die Frage nach einer Nummer 9

Nach dem 0:1 in der Fußball-Bundesliga gegen einen giftigen, ekligen und grandios kämpfenden FC Augsburg mussten sich die Münchner nicht nur einmal wieder Fragen gefallen lassen, ob ihnen nicht eine echte Nummer 9 wie Robert Lewandowski fehlt. Sondern auch, ob das neue flexible Spielsystem mit vielen offensiven Kräften nach dem überragenden Saisonstart und zuletzt mehreren Enttäuschungen entschlüsselt ist.

„Entschlüsselt weiß ich nicht, aber pariert schon einige Male“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Der zum FC Barcelona gewechselte Lewandowski traf übrigens nach seiner persönlichen Nullnummer beim 2:0 für Bayern in der Champions League am Wochenende beim 3:0 von Barça gegen Elche doppelt.

Den Bayern missfiel nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Herangehensweise der Stars um den erneut glücklosen Sadio Mané. „Wir müssen das Zielwasser trinken und dann diszipliniert, fokussiert und gierig, Tore zu machen, in die Spiele gehen“, sagte Salihamidzic, „weil so können wir die Spiele in der Bundesliga nicht gewinnen.“

Nagelsmann will alles hinterfragen

Vier Liga-Spiele ohne Bayern-Sieg gab es zuletzt vor über 20 Jahren - damals war Ottmar Hitzfeld noch Trainer der Münchner. Die Fassung, die Hitzfeld nach Enttäuschungen wahrte, muss Nagelsmann noch lernen. Grimmig und im Telegrammstil kommentierte er im Presseraum der Augsburger Arena die erste Saisonniederlage. In der anstehenden Länderspielpause wolle er nun viel nachdenken: „Über alles denke ich nach. Über mich. Über die Situation. Über alles.“ Bockig beklagte Nagelsmann zum wiederholten Male die fehlende Effizienz. Seine Spieler seien „einfach sehr Laissez-faire“ aufgetreten.

„Aus vier Spielen drei Punkte - da weiß ich nicht, ob mir die Maß schmeckt“, sagte Salihamidzic vor dem geplanten Wiesn-Besuch am Sonntag. Man habe große Probleme, „wenn es auf die Socken gibt. Da müssen wir einfach besser gegenhalten“, forderte der 45-Jährige.

Ein stückweit verklärend sah Thomas Müller auch ein 10:2 für Bayern als mögliches Ergebnis an. Er räumte aber auch die insgesamt schwierige Situation ein. „Der Trend ist katastrophal, wenn man aus vier Spielen keines gewinnt“, sagte Müller. Das sei ein Trend, der „nix Gutes“ bedeute, sagte sein Trainer, der nun eine Krise meistern muss.

Eine ungemütliche Spielpause

Die Niederlage wird länger nachwirken in München. „Jetzt wird es erstmal eine ungemütliche Länderspielpause“, sagte Nationalmannschaftskollege Leon Goretzka. Danach kann es aber auch noch unruhiger werden: Bayer Leverkusen zu Hause und Borussia Dortmund auswärts sind die nächsten Bundesliga-Aufgaben.

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