Reitsport Das Millionenpferd von Thomas und Lisa Müller braucht Hilfe

Thomas Müller und Isabell Werth, die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt.
Thomas Müller und Isabell Werth, die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt.

Als Fußballstar Thomas Müller und seine reitende Frau Lisa den Hengst D’Avie erwarben, war dieser bereits zweimal Weltmeister der jungen Dressurpferde, galt als riesiges Talent – und war entsprechend teuer. Doch echte Erfolge blieben aus. Jetzt sitzt die erfolgreichste Reiterin der Welt im Sattel. Ein Dauerzustand?

Nach dem Kauf geriet Thomas Müller, der sich sehr viel Fachwissen selbst angeeignet hat, ins Schwärmen. D’Avie habe ihn und seine Frau Lisa „von den Socken gehauen“, schwärmte der Profi des FC Bayern München. Den zweimaligen Weltmeister der jungen Pferde transferierten die Müllers damals von Dänemark nach Deutschland auf ihr Gestüt Gut Wettlkam nach München und sorgten so für hochtrabende Hoffnungen.

Doch der Erfolg blieb bescheiden. Jetzt soll Isabell Werth helfen. Die erfolgreichste Reiterin der Welt, seit Paris achtmalige Olympiasiegerin, ist schon seit rund zehn Jahren Trainerin von Lisa Müller. „Superspannend“ sei die Zusammenarbeit mit der Großmeisterin, schwärmte Lisa Müller jüngst gegenüber dieser Zeitung: „Mit ihrer Ruhe hilft sie mir sehr.“

Lisa Müller gehört schon länger zum inneren Zirkel um Rekordreiterin Isabell Werth (vorn). Hier hält sie 2022 in Aachen ein Gemä
Lisa Müller gehört schon länger zum inneren Zirkel um Rekordreiterin Isabell Werth (vorn). Hier hält sie 2022 in Aachen ein Gemälde von Werths damals verabschiedeter Ausnahmestute Bella Rose. Und auch Thomas Müller (ganz links) hat seinen Spaß.

Nun aber schwang sich Isabell Werth jüngst beim Turnier in Hagen selbst in den Sattel des hoch veranlagten Pferdes der Müllers und ritt zwei Prüfungen. „Man kann besser Tipps geben, wenn man selber das ein oder andere Mal geritten ist. Manchmal ist es einfacher zu unterstützen und zu helfen, wenn man das Gefühl in der Prüfung bekommen hat“, sagte sie.

Als die Müllers 2020 D’Avie bei dem mittlerweile wegen eines Tierquälerskandals in Verruf geratenen Andreas Helgstrand kauften, fand Bundestrainerin Monica Theodorescu: „Sie haben ordentlich investiert.“ Der Wert des Pferdes wurde auf einige Millionen Euro geschätzt. Die Bundestrainerin wusste aber auch: „Man muss ihnen Zeit geben.“

Die Hoffnungen waren jedenfalls sehr groß, zumal Lisa Müller zwei Jahre zuvor für Aufsehen gesorgt und in Stuttgart einen Grand Prix mit dem Pferd Stand by me gewonnen hatte. Übrigens hatte auch diesen Wallach, inzwischen an einer Kolik verstorben, Isabell Werth einst mitausgebildet. Müller schien auf dem Weg in die deutsche Spitze und bekam kurz danach den zweifachen Nachwuchsweltmeister unter den Sattel.

Wechsel im Sattel als Neustart

Inzwischen ist dieser D'Avie zwölf Jahre alt. Die Erwartungen erfüllten sich bisher nicht. Nach ersten Plätzen bei schwach besetzten Turnieren wie in Budapest reichte es vor wenigen Wochen in Donaueschingen nur zu Platz sechs. Der Wechsel der Reiterin ist nun ein Neustart, um das Potenzial des Hengstes doch noch herauszukitzeln. „Das kann beiden mehr Sicherheit geben“, sagte Werth zu dem Test in Hagen, den sie mit einem zweiten und einem ersten Platz abschloss. Es gebe „ein paar Sachen, die man verbessern kann“, stellte die Rekordreiterin fest und lobte: „Dass ich D’Avie außergewöhnlich talentiert und toll finde, das ist kein Geheimnis.“ Sie war damals mit nach Dänemark gereist, als der Kauf perfekt gemacht wurde.

D’Avie ist aber nun nicht in Rheinberg in Werths Stall. Sondern wieder in Otterfing, im Gestüt Gut Wettlkam. Dort wird nicht nur trainiert, sondern auch gezüchtet. Das ist Thomas Müllers – buchstäblich – Steckenpferd. Eine Portion Tiefkühlsamen von D'Avie kostet 800 Euro plus 7 Prozent Mehrwertsteuer, das gilt bei Züchtern als eher erschwinglich.

Werths Ritte mit dem Hengst in Hagen sollen allerdings nicht die letzten gewesen sein. Weitere Turniere sind geplant. Aber dass Werth das Pferd komplett übernimmt, „das steht nicht zur Debatte“, betont sie. Keine Überraschung, denn für Fachleute kann ihre noch junge Olympia-Stute Wendy de Fontaine die weltweite Dressurszene der nächsten Jahre dominieren.

x