Kommentar Der Fall Luke Mockridge: Heilsame Heftigkeit

Luke Mockridge hat sich inzwischen für seinen Spruch über Parasportler entschuldigt.
Luke Mockridge hat sich inzwischen für seinen Spruch über Parasportler entschuldigt.

Die Reaktion auf den pubertären Spruch des nachrangigen Comedians Luke Mockridge über Parasportler zeigt: Die Kontrollkräfte in unserer Gesellschaft funktionieren.

Die Frage, ob Satire und Comedy alles dürfen, ist letztlich so müßig wie jene, was zuerst da war: Henne oder Ei? 1970 spielte die legendäre britische Komikertruppe Monty Python einen Sketch namens „Upper Class Twit of the Year“ (Der Trottel der feinen Gesellschaft). John Cleese, Michael Palin und Co. ließen hier geistig beeinträchtige Menschen in feinen Anzügen slapstickartig einen Hindernisparcours absolvieren.

Ob die bitterbösen Python, denen von Königshaus bis Clerus wirklich gar nichts heilig war, diesen Sketch heutzutage so auch noch mal schreiben würden? Selbst vor dem Hintergrund, dass sich in ihm sicher nicht über Behinderte lustig gemacht wurde, sondern die dünkelhafte Oberschicht des Vereinigten Königreichs vorgeführt wurde. Anders als im Fall Luke Mockridge, der in einem Podcast über die Paralympics gesagt hatte: „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken - und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen.“

Die Grenze zur Menschenverachtung

Die genialen Pythons mit dem eher nachrangigen Mockridge zu vergleichen, verbietet sich gewiss. Wenn der deutsche Jungcomedian in seiner ihm abzunehmenden Entschuldigung nun davon spricht, dass der „scharfe, schwarze Humor“, den er in seiner eigenen Arbeit mit behinderten Menschen kennengelernt habe, wohl nicht rüber kam, dann weiß er spätestens jetzt selbst, was ihn von Großmeistern dieses Humors unterscheidet. Gleichwie, die Reaktion auf seinen pubertären Schenkelklopferspruch war in ihrer Heftigkeit heilsam. Für alle. Ja, Satire und Comedy dürfen ganz viel, müssen das auch dürfen. Aber wenn die Grenze zur Menschenverachtung überschritten wird, funktionieren die Kontrollkräfte unserer so zerfledderten Gesellschaft noch.

Der zuletzt etwas abgetauchte Luke Mockridge sollte die Einladung des Deutschen Behindertensportverbands zum Besuch einer Para-Sportveranstaltung jedenfalls annehmen. Gerne ohne Fernsehkameras, Insta-Story und Presse. Denn Aufmerksamkeit hat er aus der peinlichen Nummer schon genug gezogen.

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