Kommentar Der SC Freiburg ohne Streich: Ja, das geht

Streich-Nachfolger Julian Schuster.
Streich-Nachfolger Julian Schuster.

Der neue Trainer Julian Schuster hat sich einiges von seinem Langzeitvorgänger beim Fußball-Bundesligisten abgeschaut. Auch das erklärt seinen guten Einstand.

Nein, irgendwelche Ratschläge habe ihm sein Vorgänger noch nicht gegeben, hat Julian Schuster kürzlich berichtet, ungebetene schon mal gar nicht. Dabei sehen sich Freiburgs aktueller Trainer und dessen Langzeitvorgänger Christian Streich mehrfach in der Woche: im Training ihrer Söhne beim selben kleinen Freiburger Stadtteilverein.

Schuster senior hat beim großen Freiburger Stadtverein selbst die wenigen Skeptiker überzeugt, die ihm als Cheftrainer-Novizen die Streich-Nachfolge nicht zugetraut hatten. Dazu genügten zwei überzeugende Heimsiege gegen Stuttgart und jetzt gegen Bochum nebst dem Weiterkommen im Pokal und einer respektablen Leistung beim 0:2 in München. Entsprechend entspannt fiel am Samstag Schusters Spielanalyse aus: „Partie gedreht, geduldig geblieben, das spricht für die Qualität und für eine gewisse Reife.“

Ex-SCF-Trainer Christian Streich.
Ex-SCF-Trainer Christian Streich.

Dabei kann man Schuster nicht nachsagen, dass er kein Risiko eingegangen wäre. Langgediente Spieler wie Lucas Höler, Michael Gregoritsch oder Nicolas Höfler finden sich auf der Bank wieder. Stattdessen spielen Jüngere, Schnellere oder technisch Bessere. Patrick Osterhage beispielsweise, der im zentralen Mittelfeld erneut überzeugte. Oder Junior Adamu, der gegen Bochum beide Tore schoss und bereits als teurer Fehleinkauf abgeschrieben war.

Auch sonst hat Schuster einiges geändert. Der seltsame, seit den Zeiten von Volker Finke (1991 bis 2007) übliche Brauch, dass selbst Journalisten, die mit dem Trainer seit Jahrzehnten per „Du“ sind, bei Pressekonferenzen zum „Sie“ greifen, ist abgeschafft. Allein aufgrund seines Alters spricht Schuster (39) auch eher die Sprache der Spieler als sein 59-jähriger Vorgänger. Und dennoch weiß auch der ehemalige SC-„Verbindungstrainer“, der vor dem 1. Juli noch nie eine Mannschaft eigenverantwortlich trainiert hatte, dass er wohl kein Erstligatrainer wäre, wenn sein Vorgänger nicht über Jahre solch gute Arbeit geleistet hätte. Der intelligente wie bescheidene Schuster hat sich einiges von seinem ehemaligen Trainer abgeschaut. Und das erklärt seinen derzeitigen Erfolg dann auch genauso wie die Neuerungen, die er eingeführt hat.

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