Fußball Deutschland gewinnt in der Nations League: Ein kleiner, aber wichtiger Schritt

Gleich ist der Ball drin: Denis Undav erzielt das 2:0.
Gleich ist der Ball drin: Denis Undav erzielt das 2:0.

Bundestrainer Julian Nagelsmann muss auf viele Spieler verzichten, aber der Aufwärtstrend hält an. Am Montag wartet der nächste Gradmesser für die DFB-Auswahl.

„Am Ende haben wir trotzdem gewonnen“, sagte Julian Nagelsmann – und damit war viel gesagt. Der Bundestrainer reagierte mit Ruhe und Sachlichkeit auf das Ergebnis einer Partie, die mit Ruhe und Sachlichkeit angegangen werden musste. In Zenica, in einem alten, engen Stadion, war für die deutschen Fußballer nicht viel mehr zu gewinnen als drei Punkte. Im Gegensatz dazu war die Fallhöhe groß, falls die DFB-Auswahl in Bosnien und Herzegowina gestolpert wäre. War sie aber nicht.

Zauberte mal wieder: Florian Wirtz (rechts).
Zauberte mal wieder: Florian Wirtz (rechts).

Im dritten Spiel in der Nations League sicherten sich die Deutschen die Punkte fünf bis sieben, verteidigten die Führung in Gruppe 3 und waren beim 2:1-Erfolg die bessere Mannschaft. Das Resultat spiegelte die Überlegenheit der Nagelsmann-Elf unzureichend wider, denn die Deutschen hätten viel deutlicher gewinnen können. Drei Treffer zählten jeweils wegen einer Abseitsstellung nicht, so dass es bis in die Schlussminuten hinein spannend blieb, weil der bosnische Altmeister Edin Dzeko in der 70. Minute überraschend zum 1:2 getroffen hatte.

„Ein bisschen schwer gemacht“

„Wir haben es uns selber ein bisschen schwer gemacht. Wir hätten einige Tore mehr schießen können. Wir haben aber nicht viel zugelassen, von daher war es in Ordnung“, sagte Florian Wirtz. Der Mittelfeldspieler des Meisters Bayer Leverkusen fasste das Spiel in Zenica passend zusammen und sorgte mit seiner Kunst für einen Höhepunkt der Partie. In der 30. Minute zeigte Wirtz sein Genie, als er nach einem weiten Flankenball alleine vor dem Tor der Bosnier auftauchte, den Ball technisch anspruchsvoll direkt für Deniz Undav ablegte, der per Direktschuss aus 14 Metern zum 1:0 traf. Undav sorgte kurz danach mit seinem zweiten Tor für die 2:0-Führung (36.), damit war eigentlich alles klar. Schließlich besaßen die Deutschen die totale Spielkontrolle, verpassten aber bei klaren Chancen mögliche weitere Treffer.

Zwei Debütanten in der Anfangself

Ein Sieg beim Außenseiter Bosnien und Herzegowina war im Vorfeld durchaus erwartet worden. Unklar war aber, ob die Deutschen derart viel Dominanz würden ausstrahlen können wie bei den vorherigen Auftritten. Schließlich musste Nagelsmann im Vorfeld der Länderspiele in Bosnien und am kommenden Montag in München gegen die Niederlande Absage um Absage verkraften. Mit Niclas Füllkrug, Kai Havertz und Jamal Musiala fehlten drei offensive Säulen, zudem musste Stammkeeper Marc-Andre ter Stegen ersetzt werden. Nachdem Nagelsmann seit Jahresbeginn darauf gesetzt hatte, möglichst wenig zu ändern, war er diesmal dazu gezwungen, seine Startformation umzubauen. Mit Torhüter Alexander Nübel und Stürmer Tim Kleindienst standen deshalb zwei Debütanten in der Anfangself.

Doppeltorschütze in Zenica: Deniz Undav.
Doppeltorschütze in Zenica: Deniz Undav.

„Sie haben das gut gemacht“, lobte Nagelsmann die Neulinge. Im Verlauf der zweiten Hälfte kam mit dem Mainzer Jonathan Burkardt ein weiterer Stürmer zu seinem ersten Einsatz in der A-Nationalmannschaft. „Ich bin sehr stolz und habe mich bei den Jungs bedankt“, erklärte Nübel später. Am Montag gegen die Niederlande wird an seiner Stelle Oliver Baumann im Tor stehen – der Hoffenheimer soll der nächste Neuling im Länderspielblock im Oktober sein.

Stabilität im Alltag gezeigt

Nach der Europameisterschaft im Sommer, in der die sportliche Ziele nicht erreicht wurden, im Land aber trotzdem eine Euphorie rund um die DFB-Elf spürbar war, war der Sieg auf dem Balken eine kleine, aber doch wichtige Etappe in der erhofften Entwicklung der Nationalmannschaft unter Nagelsmann. Es geht darum, Stabilität im Alltag zu zeigen, wenn der Gegner unangenehm ist und die Rahmenbedingungen nicht an den ganz großen Fußball erinnern.

„Ich hatte keine Sorge, dass wir kein gutes Spiel machen“, sagte Nagelsmann, dessen Mannschaft in der Schlussphase beachtlich abgeklärt agierte, und so verhinderte, dass die kampfstarken Bosnier Torgefahr entwickeln konnten. Gegen die Niederlande wird sich am Montag zeigen, ob die dezimierte deutsche Mannschaft auch gegen einen deutlich besseren Kontrahenten bestehen kann. Nahezu in Bestbesetzung schnupperten die Deutschen im September in Amsterdam beim 2:2 gegen die Holländer an einem Sieg gegen den Erzrivalen.

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