FUSSBALL Die drei Profifußball-Ligen: Neustart im Nebel

Neubeginn unter ganz speziellen Bedingungen: Trainer Bruno Labbadia vor seiner Premiere bei Hertha BSC.
Neubeginn unter ganz speziellen Bedingungen: Trainer Bruno Labbadia vor seiner Premiere bei Hertha BSC.

Im Profifußball bleibt vieles unklar. Die Fortsetzung der Erst- und Zweitligasaison am Wochenende rückt näher. Streit hat es gestern unter den Klubs um die Abstiegsregelung bei einem möglichen späteren Abbruch der Runde gegeben. Die Entscheidung dazu ist vertagt worden. Und bei den Drittligisten sind die Fragezeichen noch viel größer.

Applaus oder auch Pfiffe von den Fans auf der Tribüne – ist nicht in den Zeiten von Corona und Geisterspielen. So werden es ungewöhnliche Premieren für Bruno Labbadia und Heiko Herrlich. Sie haben ihre ersten Auftritte als Trainer der Bundesligisten Hertha BSC und FC Augsburg. „Es ist eine außergewöhnliche Situation“, konstatierte Labbadia bei seiner Vorstellung in Berlin am 13. April.

Es herrscht(e) viel Unsicherheit – aber es geht los. „Meine Mannschaften haben in den letzten Jahren eigentlich immer gezeigt, dass wir Fußball mit Leidenschaft und Biss spielen wollen. Das sind Dinge, für die auch Augsburg steht“, versicherte Herrlich, der am 10. März als Nachfolger von Martin Schmidt vorgestellt wurde. Seine erste Prüfung ist das Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg.

Premiere für Ex-FCK-Profi Labbadia

Auch Labbadia ist viel rumgekommen. Hertha BSC ist seine siebte Station als Chefcoach seit 2004, wobei er beim ähnlich krisenanfälligen Hamburger SV gleich zweimal im Amt war. Für Labbadia ist ein Engagement im Laufe einer Saison auch nichts Neues: Beim VfB Stuttgart war es so, beim zweiten HSV-Job auch, ebenso in Wolfsburg. Nun ist alles ein bisschen anders. „Ich kann keinem die Hand geben, ich kann auf dem Platz nicht mal einen in den Arm nehmen“, sagte der frühere Nationalstürmer und Ex-Profi des 1. FC Kaiserslautern. Das gehört bei Labbadia eigentlich dazu, er baut die Spieler auf, er entwickelt Mannschaften, dieser Ruf eilte dem 54 Jahre alten ehemaligen Spieler auch bis in die Hauptstadt voraus. Auch wenn Labbadia bereits einiges erlebt hat, sind nicht nur die aktuellen Umstände des Neustarts der Liga mit Geisterspielen und Hygieneregeln in der Corona-Krise bemerkenswert: Bei der Hertha ist Labbadia bereits der vierte Trainer in dieser Saison. Ante Covic schaffte rund 150 Tage im Amt, Jürgen Klinsmann nicht mal 80, bei Alexander Nouri waren es keine 60. Dazu die immer wieder aufkommenden Nachwehen der Posse um den ehemaligen Bundestrainer Klinsmann und dessen unrühmlichen Abgang.

Hertha am Samstag bei der TSG Hoffenheim

Oder das Video des danach suspendierten Salomon Kalou mit Verstößen gegen die Corona-Regeln und jüngst die Aufnahme von Jens Lehmann in den Aufsichtsrat als Klinsmann-Nachfolger und Vertreter von Investor Lars Windhorst, der mit seinen 224 Millionen Euro die Träumereien des Hauptstadtklubs beflügelt. Am Samstag (15.30 Uhr) bei der TSG 1899 Hoffenheim wird es für Labbadia und Hertha nun ernst.

Auch Heiko Herrlich steigt ein

Herrlich erlebte in Augsburg deutlich weniger medialen Wirbel. Anfang März hatte der FCA Vorgänger Schmidt nach einem 0:2 beim FC Bayern beurlaubt. Einen ersten Eindruck in voller Teamstärke bekam Herrlich, der frühere Coach von Jahn Regensburg und Bayer Leverkusen, in den wenigen Tagen vor dem ursprünglich angesetzten Wolfsburg-Spiel – ehe die Corona-Krise auch den FCA stoppte. „Wir waren komplett im Taktikthema drin, unser Matchplan für Wolfsburg stand letztendlich“, berichtete damals Torhüter Andreas Luthe. Dass der Effekt seiner Verpflichtung verpuffen könnte, befürchtete Herrlich nicht. „Ich sehe immer das Positive“, versicherte er. Das hat auch mit seiner Vita zu tun. Der frühere Nationalstürmer gehört in der Corona-Krise als ehemaliger Krebspatient auch zu einer Risikogruppe. „Ich weiß, was es bedeutet, gesund zu sein“, sagte der 48-Jährige der „Augsburger Allgemeinen“.

Viele Unklarheiten auch in Liga drei

Das relativiert die aufgeregten Debatten um Sinn und Unsinn der geplanten Wiederaufnahme der drei Profiligen im deutschen Männerfußball. Für die Dritte Liga, die die Saison am 26. Mai mit fünf englischen Wochen fortsetzen soll und sich darüber intern ganz und gar nicht einig ist, gibt es außerdem einen Antrag von 30 Klubs beim DFB, die künftig gerne eine zweigleisige Klasse unterhalb der Zweiten Liga hätten.

Die Erst- und Zweitligisten haben sich gestern um die Abstiegsregel für den Fall eines Saisonabbruchs gezankt. Zehn Erstliga-Klubs stimmten bei einer Telefon-Schalte laut „Kicker“ für den DFL-Vorschlag, die dann aktuelle Tabelle zu werten – acht aber votierten dagegen. Die Entscheidung ist um zumindest mehrere Tage verschoben worden. Heute gibt es eine außerordentliche Mitgliederversammlung der 36 Profiklubs aus der Ersten und Zweiten Liga.

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