Fußball Die Handynummer von Franz-Josef Kolb kennt jeder Spielleiter der Pfalz

Franz-Josef Kolb hat gut lachen: Im Ruhestand wird ihm sicher nicht langweilig werden.
Franz-Josef Kolb hat gut lachen: Im Ruhestand wird ihm sicher nicht langweilig werden.

Jeder Fußballverein in der Pfalz hat in den vergangenen Jahren, ja Jahrzehnten, mit ihm zu tun gehabt. Jetzt ist Franz-Josef Kolb beim Südwestdeutschen Fußball-Verband in den verdienten Ruhestand gegangen, genauer gesagt in die passive Phase der Altersteilzeit.

„Ich muss mich jetzt erstmal sortieren. Ich stand all die Jahre permanent unter Strom. Das Handy war immer an, ich war vom frühen Morgen bis in die späten Abendstunden für alle erreichbar.“ Das sagte Kolb am dritten Tag nach Eintritt in den Ruhestand. Nach fast 40 Jahren beim Südwestdeutschen Fußballverband (SWFV) begann am 1. September für den langjährigen Leiter des Sport- und Spielbetriebs die passive Phase der Altersteilzeit.

Der Schifferstadter war eine Institution im regionalen Amateurfußball. Jeder Präsident der rund 1000 Vereine im Verbandsgebiet kannte Kolb, alle Spielleiter hatten die Kontaktdaten „vom Franz“ eingespeichert. Er kennt das Regelwerk wie seine Westentasche, an den meisten Paragraphen hat er in all den Jahren selbst mitgewirkt. Ob es um Spielerwechsel, Amateurverträge oder Differenzen zwischen Vereinen ging: Mit viel Hilfsbereitschaft und permanenter Freundlichkeit fand Kolb fast immer eine Lösung innerhalb der Möglichkeiten der Satzungen und Bestimmungen. Deshalb genoss er höchste Wertschätzung bei den ehrenamtlichen Vereinsfunktionären von der französischen Grenze bis nach Mainz.

Treue zum Heimatverein

Seinen Heimatverein FSV Schifferstadt unterstützt Kolb bei jedem Spiel, engagierte sich viele Jahre als Jugendtrainer. Bei den Heimspielen betreut er die Schiedsrichter. Er glaubt nicht, dass sich der Fußball negativ entwickelt hat. Seine Begründung: „Das Spiel ist viel schneller und athletischer geworden. Doch negative Vorfälle gab es leider schon immer. Nur werden sie heute über Presse und soziale Medien häufiger und schneller thematisiert.“

Kolbs Berufswunsch war keinesfalls eine Karriere als Fußballfunktionär. Mit 16 Jahren wollte der heute 63-Jährige Koch werden, sprach persönlich beim Feierabendhaus der BASF vor. Doch damals musste man zum Ausbildungsbeginn volljährig sein. Kontrastprogramm: Er kaufte sich ein Interrail-Ticket und reiste mit der Bahn durch ganz Europa. Dies gefiel seinem Vater Walter weniger, der forderte seinen Sohn auf: „Bu, jetzt lern mol was Gscheides.“ Der junge Kolb absolvierte schließlich eine Ausbildung als Maschinenschlosser bei den Technischen Werken Ludwigshafen (TWL), erwarb auf dem zweiten Bildungsweg das Fachabitur an der Hochschule Mannheim mit dem Berufsziel Ingenieur.

In der Mundenheimer Straße fing’s an

Aber dann kam alles anders. Nach der Bundeswehrzeit in Achern und Germersheim sowie einer weiteren Europatour mit der Bahn bat ihn sein Vater um Hilfe. Der war Geschäftsführer beim SWFV in den Büroräumen in der Mundenheimer Straße in der Nähe des Ludwigshafener Südweststadions. Der Fußball boomte, die bürokratischen Anforderungen stiegen. Franz-Josef Kolb half zunächst aus, am 15. August 1985 wurde er fest angestellt – und blieb. Er lernte das Geschäft in allen Facetten kennen, bevor er oberster Ordnungshüter wurde: Nach der Betreuung der Passstelle übernahm er die Verantwortung bei den Schiedsrichtern, Frauen und Junioren. Seine Nachfolge beim SWFV sieht Kolb mit Christof Seibel bestens geregelt.

Wer den frischgebackenen Ruheständler kennt, braucht sich um die „Sortierung“ des neuen Lebensabschnitts keine Sorgen zu machen. Kolb spielt in der Medenrunde für den Tennisclub Schifferstadt, pflegt seinen großen Garten, kümmert sich liebevoll um seine 14 Hühner. Viele seiner Freunde arbeiten schon länger nicht mehr, haben ausgiebige Radtouren mit ihm geplant. Am meisten freut er sich auf den Februar 2025. Da geht seine Frau Birgit, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Frankenthal, ebenfalls in Ruhestand. Das Paar verbringt jedes Jahr im Winter den Urlaub auf Sri Lanka. Er verrät: „Wir haben auf der Insel gute Freunde gefunden. Aus bisher vier Wochen könnten dann sechs oder acht Wochen werden.“

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