Kommentar Die Stallorder bei Formel-1-Team McLaren ist ehrlich

Bestens gelaunt nach dem Rennen in Baku: Oscar Piastri (vorn) und Lando Norris bilden das derzeit wohl stärkste Fahrerduo in der
Bestens gelaunt nach dem Rennen in Baku: Oscar Piastri (vorn) und Lando Norris bilden das derzeit wohl stärkste Fahrerduo in der Formel 1.

McLaren gibt Lando Norris, dem Verstappen-Jäger Nummer 1, teamintern die Vorfahrt. Das ist sogar im Sinne der meisten Fans. Teamkollege Oscar Piastri zeigt sich sowieso unbeeindruckt.

Selbst wenn eine Stallorder, wie sie der Formel-1-Rennstall McLaren Racing zugunsten seines Titelanwärters Lando Norris offen kommuniziert hat, aber in Baku noch nicht umsetzen konnte, dem sportlichen Wettbewerbsgedanken in seiner reinsten Form widersprechen mag – sie ist die ehrlichste Variante. Und sie widerspricht nicht mal dem Wunsch der Mehrzahl der Fans.

Denn die schalten ja nicht den Fernseher ein oder pilgern zu den Rennstrecken, um einen teaminternen Wettstreit zwischen Norris und seinem hochtalentierten Kollegen Oscar Piastri um Platz zwei in der WM-Gesamtwertung zu sehen. Sondern wegen des Titelduells Lando Norris kontra Max Verstappen, das angesichts der zu Saisonbeginn befürchteten erneuten Dominanz des niederländischen Weltmeisters im Verlauf dieses Jahres beinahe wie ein Geschenk des Himmels auf die Pisten fiel.

Stallorderverbot nur Feigenblatt

Ein Verbot der Stallorder, das es in der Formel 1 zwischen 2003 und 2011 ja offiziell gab, war ohnehin kaum zu kontrollieren und letztlich ein Feigenblatt. Nun ist es einfach so, das Lando Norris bei seiner Verfolgungsjagd auf Verstappen keinen einzigen Punkt zu verschenken hat. Was er mit seinem schlechten Qualifying in Baku natürlich selbst tat. Man mag das grundsätzlich gegenüber Piastri für unfair halten, aber das Mitleid darf sich aus guten Gründen in engen Grenzen halten.

Der 23 Jahre junge Australier wird für sein „Schicksal“ bestens entlohnt, und ihm gehört ohnehin – ebenso wie Norris (24) – die Zukunft. Dass ihm via Stallorder teamintern nun eine Grenze gesetzt wird, bescheinigt ihm ja nur seine Klasse. Die er prompt am Sonntag mit dem Sieg in Aserbaidschan unter Beweis stellte. Einer möglichen Debatte über die Stallorder nahm er so auf seine Weise erstmal den Wind aus den Segeln.

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