Sport „Diese Stadt hat mir viel gegeben“

Die reine Freude: Ahmad Ali feiert seinen Titelgewinn in Karlsruhe. Rechts Gegner Aro Schwartz.
Die reine Freude: Ahmad Ali feiert seinen Titelgewinn in Karlsruhe. Rechts Gegner Aro Schwartz.

«Ludwigshafen.» Jetzt geht’s erst richtig los: Am Wochenende wurde Boxer Ahmad Ali (29) in Karlsruhe gegen Lokalmatador Aro Schwartz Weltmeister des Verbandes GBU (Global Boxing Union) im Mittelgewicht (wir informierten). Der Profi mit libanesischen Wurzeln sieht in diesem Erfolg den eigentlichen Beginn seiner Karriere. Er möchte sich nun sogar in den USA etablieren.

Seine Gefühle nach dem Gewinn des Weltmeistertitels beschreibt Ahmad Ali so: „Es ist toll. Man hat was erreicht, was sich viele wünschen. Oben anzukommen, war schon immer mein Traum.“ Und wie fühlt er sich körperlich nach solch einem harten Kampf? „Es ist wie nach jedem Kampf – Muskelkater, Verspannung. Man ist eine Woche platt.“ Bei der Vorbereitung zog er sich eine Verletzung an einer Rippe zu. „Das geht bald wieder weg“, ist er sich sicher. Ahmad Ali kommt 1988 in Ludwigshafen zur Welt. Er ist der Jüngste unter acht Geschwistern - fünf Mädchen, drei Jungs. Damals befindet sich die Familie erst seit drei Jahren in Deutschland – sie kommt aus dem damaligen Bürgerkriegsland Libanon. Mit dem Boxsport macht Ahmad Ali seine Bekanntschaft schon mit sieben Jahren. Damals nimmt ihn einer seiner älteren Brüder mit zum Training in die Sporthalle. Mit neun Jahren beginnt er selbst im Ring, spielt nebenbei Fußball. Doch etwa mit 14 oder 15 Jahren fällt er seine Entscheidung zugunsten des Boxsports. Ausschlaggebend dafür: ein Fußballspiel, das sein Team verliert. Ahmad Ali hat das Gefühl, dass sich außer ihm keiner darüber wirklich ärgert. „Ich verliere nicht gerne. Im Fußball hängt aber die Entscheidung nicht nur von einem ab, im Boxsport schon. Danach gab es für mich nur Boxen“, erzählt er. Anfangs stellt sich seine Mutter gegen die Wahl des Sohnes, möchte nicht, dass er Schläge abbekommt. „Als sie aber einsah, dass sie mich nicht von meiner Entscheidung abbringen konnte, gab sie auf“, erinnert sich Ahmad Ali. Heute ziert ihn im Ring der Kampfname „Pretty Boy“ (etwa: hübscher Kerl). Diesen Spitznamen gab ihm eine Zeitung. Und so habe auch sein Manager diesen Namen für ihn verwendet, so dass dieser an ihm haften bleibt. In seiner Karriere spielen auch die berühmten „Rocky“-Filme mit Sylvester Stallone eine gewisse Rolle. „Ich bin damit aufgewachsen. Sie sind Motivation pur. Bei diesen Filmen hat man das Gefühl, als sei es echt“, erzählt er begeistert. Auch über seinen Freund Gianluca Pidala (32), der sich in Alis Team engagiert, sagt er: „Er ist meine Motivation.“ Zwei seiner älteren Brüder sind ebenfalls in seinem Team. Die Eltern unterstützen ihn von zu Hause aus. Der Vater sei herzkrank, er ertrage die Aufregung nicht mehr: „Sie sitzen vor dem Fernseher und beten für mich.“ Seine Tage nach dem großen Titelkampf verbringt Ahmad Ali zurzeit mit Physiotherapie, Regeneration sowie mit Familie und Freunden. Wegen des Fights habe er von seinem Arbeitgeber, Mercedes-Benz in Mannheim, sieben Wochen frei bekommen, ein Teil davon war Urlaub. Er rechnet nun damit, dass ab nächster Woche schon Gespräche laufen: Der Titelverteidigungskampf könnte bereits in zwei bis drei Monaten anstehen. Für die Zukunft hat Ahmad Ali zwei Ziele. Zum einen möchte er sich auch in den bedeutenden Boxverbänden – WBC, WBA, IBF oder WBO – in Nordamerika etablieren. Zum anderen möchte er einen großen Boxkampf in die heimische Friedrich-Ebert-Halle holen. „Ludwigshafen hat für mich eine große Bedeutung. Diese Stadt hat mir viel gegeben. Ich möchte ihr etwas zurückgeben“, betont er.

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