Fussball-WM Gastkommentar: FKP-Trainer Martin Gries über Taktik und Trends

Joshua Kimmich
Joshua Kimmich

Zur WM in Katar bittet die RHEINPFALZ Experten um ihre Meinung. Heute erklärt FKP-Trainer Martin Gries, warum er nicht glaubt, dass es für Deutschland zum Titel reicht

Aufgezeichnet von Peter Brandstetter

Ich sehe bei dieser Fußball-WM weniger Spiele als bei früheren Weltmeisterschaften. Das ist auch der Jahreszeit geschuldet. Eine WM im Winter ist nicht so mein Ding. Auch finde ich es schöner, wenn die WM in einem Land ausgetragen wird, das den Fußball lebt.

Das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien habe ich natürlich ganz angeschaut. Da hat die Mentalität gestimmt. Es war deutlich zu spüren, dass jeder Spieler Bock darauf hat, in dem Turnier zu bleiben. Ich habe uns auf dem Niveau der Spanier gesehen.

Klarer Plan erkennbar

Es war ein klarer Plan erkennbar: hoch pressen, viele Mann-gegen-Mann-Situationen, um den Spielfluss der Spanier zu unterbrechen. Beim Tor zum 1:0 für Spanien hat man allerdings erkennen müssen, dass wir defensiv nicht zu 100 Prozent Weltklasse sind. Das gibt es doch eigentlich nicht, dass wir niemand für die rechte Seite haben. Kehrer ist eher einer für die Innenverteidiger-Position. Es war auf der rechten Seite offensiv auch nicht leicht für Gnabry, wenn da keiner hinterläuft. Wir hatten in der ersten Halbzeit keine einzige Aktion über rechts. Kimmich wäre eine Möglichkeit für die rechte Seite. Aktuell spielt er ja eher keinen Sechser, sondern so eine Art Quarterback.

Weniger Fehler machen

Im Fußball und gerade bei der WM geht es doch darum, weniger Fehler als der Gegner zu machen. Und wir haben schon drei gravierende Abwehrfehler gemacht. Solche Gegentore wie gegen Japan darf man auf WM-Niveau nicht bekommen. Das wird wohl auch der Grund sein, warum es für die Deutschen am Ende nicht zum WM-Titel reichen wird.

Generell stelle ich bei der WM fest, dass wieder mehr Mann gegen Mann gespielt wird. Und es gibt mehr Variationen bei den Standards wie den Freistößen aus dem Halbfeld. Am Donnerstagabend beginnen wir beim FK Pirmasens mit dem Mannschaftstraining etwas früher, damit wir um acht zusammen das Spiel gegen Costa Rica angucken können. Ich hoffe, dass wir weiterkommen. Dann ist alles möglich.

Bisherige RHEINPFALZ-Gast-Kommentatoren: FCK-Legende Hans-Peter-Briegel, Fifa-Schiesdrichter Christian Dingert, Ex-Profi Hanno Balitsch

Vom Zweitmannschaftscoach zum Cheftrainer aufgestiegen: Martin Gries.
Vom Zweitmannschaftscoach zum Cheftrainer aufgestiegen: Martin Gries.

ZUR PERSON

Martin Gries spielte 180-mal in der Fußball-Oberliga für Hohenecken, Hauenstein und den SVN Zweibrücken, mit dem er 2013 den Aufstieg in die Regionalliga schaffte. Der 37-Jährige arbeitet als Schichtleiter in einem medizintechnischen Unternehmen in Zweibrücken und lebt mit Frau und Tochter in Münchweiler an der Rodalb. Gries stieg als Spielertrainer mit dem FC Fehrbach in die Landesliga auf, arbeitete als Trainer am Pirmasenser DFB-Nachwuchs-Stützpunkt. Seit 2019 coachte er beim FK Pirmasens die zweite Mannschaft in der Verbandsliga. Im Juni 2022 übernahm er die aus der Regionalliga abgestiegene erste FKP-Mannschaft.

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