EM-Tagebuch (24) Kontrollen bei der EM: Ein Sicherheitskonzept mit wenig Sicherheit

DurchsuchtKontrollen gibt es in jedem Stadion. Nur: Sind sie auch streng genug?
DurchsuchtKontrollen gibt es in jedem Stadion. Nur: Sind sie auch streng genug?

Die Fußball-EM in Deutschland zieht die Fans in ihren Bann. Unsere Reporter schauen sich vor Ort auch abseits der Stadien um. Heute: Viel Durcheinander an der Sicherheitsschleuse.

Nur die Leute mit den ganz großen Taschen, sonst kommen wir hier nicht mehr hinterher“, sagte die Frau und löste Verwunderung bei mir aus. Ich stand vor der Arena in Dortmund, am Eingang für die Journalisten. Medienschaffende dürfen im Gegensatz zu den anderen Zuschauern Rucksäcke und Taschen mit ins Stadion nehmen, weil sich darin ihr Arbeitsequipment befindet. Das bedeutet, dass genau nachgesehen werden sollte, was die vielen Menschen da mit in den Innenraum der Stadien nehmen wollen.

Vor einer Großveranstaltung, zu der die Fußball-Europameisterschaft zweifelsfrei zählt, wird oft und lange über die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen gesprochen, weil es leider viele gibt, die eine solche Bühne für ihre Zwecke nutzen wollen. Es werden Konzepte entwickelt, Bedrohungslagen erörtert, viel Personal zum Einsatz gebracht – und dann steht eine Frau vor der Sicherheitsschleuse in Dortmund und sagt: „Nur die Leute mit den ganz großen Taschen.“

Wenig Engagement in Stuttgart

Wie in jeder der Arenen bei der Europameisterschaft gibt es in Dortmund eine Schleuse, die denen an Flughäfen ähnelt. Natürlich ist es beschwerlich, sich anzustellen und zu warten, aber ich finde es notwendig und richtig, wenn genau geprüft wird, was die Menschen bei einer solchen Massenveranstaltung mit sich herumschleppen. Die Frau vor der Dortmunder Arena hatte offenkundig eine andere Einstellung, sie wollte zu viel Auflauf vor ihrer Schleuse abwenden. Sie schien eine Art „Chefin“ zu sein, denn die anderen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes folgten ihrer Anweisung. Alle Journalisten, die keine große Kameraausrüstung dabeihatten, sondern nur „normale“ Rucksäcke, konnten an einer anderen Stelle des Zauns vorbeigehen. Ein Blick auf die Akkreditierung reichte, niemand schaute in die Rucksäcke.

Beim deutschen Viertelfinalspiel am Freitag in Stuttgart wurde mein Rucksack kontrolliert, aber nur auf eine Weise, die nicht als professionell bezeichnet werden kann. Ich hatte einen leichten Pullover mitgenommen, um gerüstet zu sein, falls es am Abend kühler werden würde. Den Pullover hatte ich in meinem Rucksack verstaut, über den Blöcken und vielen Kabeln. Der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes bat mich, den Rucksack zu öffnen, was ich tat, aber er interessierte sich nicht dafür, was unter meinen Pullover war. Ich hätte also problemlos Proviant ins Stadion schmuggeln können, was verboten ist. Pyrotechnik oder Sprengstoff in die Arena zu bekommen, wäre ohne großen Aufwand möglich gewesen.

Ich weiß, dass es keine absolute Sicherheit gibt, aber etwas mehr Engagement der Sicherheitskräfte in den EM-Stadien wäre gut gewesen, es hätte mir ein besseres Gefühl gegeben.

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Foto: Imago Images/Beautiful Sports

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