Fußball-EM Mikel Oyarzabal grätscht Spanien zum Rekordtitel

Mikel Oyarzabal befördert den Ball zum Siegtreffer in die Maschen.
Mikel Oyarzabal befördert den Ball zum Siegtreffer in die Maschen.

Spaniens junge Zauberfußballer sind am Ziel. Die „Furia Roja“ gewinnt verdient das EM-Finale gegen England. Die „Three Lions“ müssen weiter auf den ersten großen Titel seit 1966 warten.

Spanien hat sich dank seiner jungen Zauberfußballer und Joker Mikel Oyarzabal zum Rekord-Europameister gekrönt und die quälende Wartezeit der Engländer verlängert. Der Deutschland-Bezwinger gewann am Sonntagabend das spannende, aber selten hochklassige Endspiel in Berlin mit 2:1 (0:0). Der 22-jährige Nico Williams (47. Minute) nach Vorarbeit des 17 Jahre alten Lamine Yamal sowie der eingewechselte Oyarzabal (86.) trafen für die Spanier. Cole Palmer (73.) hatte England zwischenzeitlichen wieder hoffen lassen.

Die Auswahl von Trainer Luis de la Fuente ließ mit dem vierten Titel den dreimaligen Europameister Deutschland hinter sich. Auf dem Weg dahin hatte die „Furia Roja“ die DFB-Auswahl im Viertelfinale aus dem Turnier geworfen. England verlor dagegen zum zweiten Mal in Folge ein EM-Finale und muss mindestens zwei weitere Jahre auf das zweite große Fußballglück nach dem WM-Titel 1966 warten.

Kane wird früh ausgewechselt

Unter den 71.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion waren deutlich mehr englische Fans, nur Teile der Ostkurve waren klar im spanischen Gelb-Rot. Doch die Unterstützung half nichts. Die Auswahl von Gareth Southgate um den erneut wirkungslosen Bayern-Star Harry Kane verlor verdient. Der Kapitän wurde bereits nach gut einer Stunde gegen Ollie Watkins ausgewechselt.

Die englischen und spanischen Fans hatten ihre Abschiedsfeier in Berlin schon lange vor dem Spiel begonnen. Zu Tausenden waren die Anhänger der „Furia Roja“ und der „Three Lions“ zum Olympiastadion gezogen. Während der gut zehnminütigen Abschlusszeremonie vor dem Anpfiff wurde gesungen und Pyrotechnik gezündet. Dazu brachte Giorgio Chiellini, der Kapitän der italienischen Sieger-Auswahl des vergangenen Turniers 2021, den EM-Pokal ins Stadion.

Viel Respekt zu Beginn

Dann rollte endlich der Ball. Die Spanier übernahmen mit ihrem gepflegten Passspiel die Spielkontrolle, England setzte auf blitzartige Konter. Große Torraumszenen lieferte das Aufeinandertreffen zunächst aber kaum. Der Respekt war groß auf beiden Seiten, fast schon zu groß.

Auf dem Rasen passierte kaum Aufregendes, mal abgesehen von den frühen Gelben Karten für die Bundesliga-Stars Kane und Dani Olmo. Zunächst kaum auffällig war Jungstar Yamal, der einen Tag nach seinem 17. Geburtstag zum jüngsten Spieler avancierte, der in einem EM-Finale auf dem Platz stand. Er löste damit Portugals Renato Sanches (18 Jahre, 328 Tage) ab. Am ehesten liefen die spanischen Angriffe aber über die linke Seite durch Williams.

Spielmacher Rodri verletzt

Aber Torchancen? Darauf warteten die spanischen Anhänger in den ersten 45 Minuten vergebens. Auf der Gegenseite dauerte es bis kurz vor der Pause, als Phil Foden den spanischen Keeper Unai Somon erstmals prüfte (45.+1). Zuvor hatte Rodri einen Schuss von Kane gerade noch rechtzeitig abgeblockt. Ansonsten trat der Bayern-Torjäger kaum in Erscheinung.

Zur zweiten Halbzeit mussten die Spanier den angeschlagenen Rodri, ihren vielleicht besten Spieler des Turniers, ersetzen. Geschockt waren sie aber keineswegs - im Gegenteil. Nur 69 Sekunden nach Wiederanpfiff legte der immer besser ins Spiel kommende Yamal für Williams auf, der aus halblinker Position traf. Schon gegen Deutschland hatten die Spanier kurz nach der Pause zugeschlagen.

Weitere Chancen nach dem 1:0

Kane, der immer noch einem Titel hinterherrennt, munterte seine Kollegen sogleich auf. Doch Olmo hatte schon die nächste Chance (49.), kurz darauf folgten gute Gelegenheiten durch Alvaro Morata (55.) und Williams (56.). Endlich nahm das Finale an Fahrt auf.

Southgate musste handeln – und nahm überraschend Kane vom Feld. Für ein erstes Lebenszeichen sorgte Bellingham (64.), bevor Jordan Pickford seine Engländer mit einer Parade gegen Yamal (66.) im Spiel hielt. Southgate wechselte auch Palmer ein und hatte wieder ein glückliches Händchen. Nur drei Minuten nach seiner Einwechslung traf der Mann vom FC Chelsea aus der Distanz.

Olmo rettet den Sieg

Alles wieder auf Null - jetzt war es ein packendes EM-Finale. Yamal hatte die große Chance zum Siegtreffer auf dem Fuß, doch wieder war Pickford zur Stelle (82.). Spanien wollte aber in der regulären Spielzeit alles klarmachen - und wurde belohnt. Nach Flanke von Cucurella spitzelte Oyarzabal den Ball ins Tor. England warf nochmal alles nach vorne, Olmo rettete auf der Linie aber den Sieg.

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