Kommentar Tom Hanks trauert um sein Lieblingsteam

Ein Fan beim letzten Heimspiel der Oakland A's. In Trauer mischt sich Wut.
Ein Fan beim letzten Heimspiel der Oakland A's. In Trauer mischt sich Wut.

Der US-Sport ist nicht romantisch, sondern kapitalistisch. Aber geht eine Sportstadt deshalb zugrunde?

Tom Hanks wird nicht mit umziehen. Weil man Traditionen nicht verpflanzt, wie der US-Schauspieler findet. Stattdessen sieht sein romantisches Sportherz so aus: „Geliebte Baseballteams mit ewiger Hoffnung an jedem ersten Spieltag, bis das Millennium kommt“, schrieb der 68-Jährige dieser Tage in einem Brief an das US-Portal The Athletic. Diese Hoffnung für seine Oakland A’s auf den großen Wurf hatte Hanks jahrein, jahraus. Zwölf Jahre war er alt, als die Mannschaft 1968 aus Kansas City in die Bay Area nach Kalifornien zog. Er arbeitete als Popcornverkäufer im Stadion und vom Haus seiner Familie sah er das Licht in der Arena.

Jenes Licht im Coliseum ist nun erloschen. Die A’s haben am Donnerstag gegen die Texas Rangers ihr letztes Spiel in Oakland absolviert. Denn die Realität im US-Sport ist nicht romantisch, sondern brutal kapitalistisch. Die Klubs sind Franchises der großen Ligen – und kommt ein reicher Eigentümer auf die Idee, seine Mannschaft in eine andere Stadt umzusiedeln, steht dem nur wenig im Wege. Deshalb geht John J. Fisher, der die A’s 2005 gekauft hat, mit seinem Team von Oakland nach Las Vegas. 2028 soll dort eine neue Prachtarena fertig werden, in der Zwischenzeit macht die Baseballmannschaft in Sacramento Station. „Ich kann von Herzen sagen: Wir haben es probiert“, schrieb Fischer an die Fans der A’s. Nur, was?

Sport-Flucht in Oakland

Genau das, was offenbar auch schon andere Klub-Eigentümer versucht haben. Denn Oakland wird in den vergangenen Jahren von einer regelrechten Sport-Flucht heimgesucht. 2019 sind die Basketballer der Warriors umgezogen und nur einen Steinwurf entfernt in San Francisco wieder heimisch geworden – inklusive neuem 1,4-Milliarden-Dollar teurem Stadion. Ein Jahr später gingen die Footballer der Raiders ni der NFL weg von Oakland. Schon sie zog es nach Las Vegas. Auch sie bekamen eine neue Arena. Das Allegiant Stadium zahlen auch die Touristen in der Stadt über eine Hotelsteuer.

Beim Umzug der A’s spielte das Stadion ebenfalls eine Rolle. Zwei Milliarden Dollar wollte Eigentümer Fisher offenbar in eine neue Spielstätte in Oakland investieren – unter der Bedingung, dass die Stadt weitere zehn Milliarden in die Infrastruktur pumpt. Stadtrat sagte: No. Öffentliche Schulden? Die letzte Rate für die letzte Erweiterung des Coliseums steht schließlich noch aus.

Deshalb ist es zu kurz gegriffen, vom Niedergang der Sportstadt Oakland zu sprechen. Vielmehr hat es den Anschein, dass sich die kommunalen Verantwortlichen schlicht nicht unter Druck setzen lassen wollten. Und das wiederum hat, bei allem Schmerz, den die Menschen derzeit in Oakland erfahren, jetzt, wo auch das letzte Team weg ist, doch etwas Tröstliches.

Nur ein tolles Stadion reicht nicht

Zumal Erfolg nicht mit einem glänzenden Stadion daherkommt. Zwar war der Super Bowl im Februar erstmals in Las Vegas zu Gast. Die Raiders aber waren nur Zuschauer. A’s-Eigentümer Fisher hofft derweil, dass die Fans auch mal den Weg nach Nevada auf sich nehmen, doch die Anhänger zeigen ihm bislang keine Treue, sondern nur den Mittelfinger. So wie Tom Hanks. Schon vor einem Jahr rief er den Entscheidungsträgern von Raiders, Warriors und A’s entgegen: „Sie sollen alle zur Hölle fahren.“

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