Sport-Kolumne Warum Markus Anfangs FCK-Plan jetzt erst recht unter Beschuss steht

Muss öfter von der Außenlinie Anweisungen geben, als ihm lieb ist: Markus Anfang.
Muss öfter von der Außenlinie Anweisungen geben, als ihm lieb ist: Markus Anfang.

Die nächsten Spiele führen die Roten Teufel gegen das Spitzentrio der Zweiten Liga. Die Vorjahresbilanz gegen jene Teams ist negativ – und die Form des FCK gerade mäßig.

Wenn die Überlieferung stimmt, entstand das 100-Tage-Stillhalteabkommen zwischen „Machthabern“ und Presse in der Amtszeit des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt. Dieser war während der Weltwirtschaftskrise 1933 gewählt worden, man wollte ihm ob der Schwere der Lage Zeit geben, erste Ergebnisse zu präsentieren, ehe man in die Tasten der Schreibmaschinen hieb, um mögliche Verrisse zu dichten. Traditionell findet in den Staaten nach Abschluss der 100-Tage-Frist ein Gala-Diner im Weißen Haus statt, anlässlich dessen der Regierungschef sich gegenüber den Journalisten gerne auch mal selbstironisch auf die Schippe nimmt.

Markus Anfang fungiert an diesem Samstag offiziell 110 Tage als Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern. Geladen hat er bisher nicht, gefeiert ebenso wenig. Zur großen Sause besteht auch kein Anlass. Von selbstironischer Reflexion kam mir nichts zu Ohren. Das soll nicht bedeuten, dass Anfangs Arbeit schon jetzt in Zweifel zu ziehen wäre. Für eine Bewertung ist es definitiv zu früh. Allerdings vermag ich nicht auszumachen, dass die Mannschaft sich fortentwickelt oder Probleme weniger geworden wären, die schon bestanden. Für meinen persönlichen Geschmack werden zu oft auch die Begriffe Zeit und Prozess oder „Wir hätten da auch gewinnen können“ angeführt, um die Resultate zu erklären oder zu relativieren.

Wie viel Zeit bekommt Anfang?

Natürlich wählt ein neuer Trainer eine andere Ansprache, natürlich bringt er andere Ideen ein. Ich erkenne jedoch nicht, dass Anfangs Spielauffassung derart revolutionär wäre, dass täglich daran arbeitende Fußballprofis sie nicht mit etwas Übung umsetzen könnten. Das viel größere Problem scheint mir auf Basis des bisher Gesehenen zu sein, dass der Kader nicht zu Anfangs Plänen passt, es also noch die eine oder andere Transperiode dauern könnte, bis er den optimalen Zuschnitt erlangt. Zwangsläufig ergibt sich die Frage, ob Markus Anfang so viel Zeit erhält, sollte seine Elf weiter nicht gewinnen.

Mich stimmt vor allem skeptisch, dass ich bei nicht allen Spielern ein Feuer, entdecke, Aufbruchstimmung; Überzeugung, dass der Weg der richtige ist, auch wenn dies immer wieder betont wird. Von außen wirkt es auf mich so, als vergäßen Spieler über die neue, ballbesitzorientierte Herangehensweise manchmal, dass es auch dann Zweikampfstärke und Wucht bedarf, um erfolgreich zu sein. Mir scheint, die Mannschaft findet nicht die Balance, und das hat sie im Übrigen schon unter Dirk Schuster nicht getan. Als dieser – von der Chefetage „gebeten“? – auf einen offensiveren Stil umstellte, ging die defensive Kompaktheit, die seine Elf lange ausgezeichnet hatte, völlig flöten. Vorbei war’s mit den Erfolgen. Es lässt sich halt nur das spielen, wozu eine Mannschaft auch in der Lage ist.

Er verlangt mehr Gier – mal wieder: Geschäftsführer Thomas Hengen.
Er verlangt mehr Gier – mal wieder: Geschäftsführer Thomas Hengen.

Die Warnleuchten blinken grell, wenn Geschäftsführer Thomas Hengen Gier einfordert, Mentalität, Lauf- und Kampfbereitschaft. Wenn Markus Anfang sagt, ein Top-Profi zeichne sich nicht durch den Kontostand aus, sondern durch Hingabe in jedem Spiel und jedem Training; wenn dies impliziert, dass hier etwas im Argen liegt. Haben Sie mal gezählt, wie oft der Chef des 1. FC Kaiserslautern Ähnliches in den zurückliegenden zwölf Monaten geäußert hat?

Eine schlimme Bilanz

Wäre ich FCK-Fan und nicht neutraler Beobachter, wäre mir vermutlich wohler, würden gegen den SC Paderborn, Fortuna Düsseldorf und den 1. FC Magdeburg in den kommenden drei Partien diese alten Tugenden wieder hervorgekramt. In diesen drei Spielen misst der FCK sich mit dem Spitzentrio der Spielklasse. Zwei Teams sind ungeschlagen, Primus Düsseldorf verlor eine Partie. Allesamt sind es Gegner, die über eine ausgeprägte Spielkultur verfügen, Offensive pflegen. Von den sechs Vergleichen der Vorsaison gestaltete der FCK nur zwei für sich, mit 4:1 in der Rückserie gegen den 1. FC Magdeburg und vor der Winterpause mit 2:1 in Paderborn. Ansonsten: Ebbe. Allein das lässt den Anhänger grübeln.

Seit fünf Spielen wartet der FCK auf einen Erfolg. Und nur Erfolge geben Sicherheit. Die anstehenden drei Partien können Markus Anfangs Plan ins Wanken bringen. Und vielleicht auch die sportliche Leitung.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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