Pferdesport Was Gold-Reiter Christian Kukuk mit Thomas Müller zu tun hat
Christian Kukuk verbrachte nach seinem Gala-Auftritt im Schlossgarten von Versailles bange Minuten auf dem Abreiteplatz, ehe das erste deutsche Springreiter-Gold seit 24 Jahren perfekt war. Der 34-Jährige hatte mit Checker einen fehlerfreien Ritt im Stechen vorgelegt. Dann patzte erst der Niederländer Maikel van der Vleuten – und auch Europameister Steve Guerdat blieb nicht ohne Fehler.
„Da bin ich erstmal in die Knie gegangen, weil ich wusste: Jetzt ist etwas Unfassbares passiert“, berichtete Kukuk: „Das ist ganz wenigen Menschen gegönnt, eine olympische Goldmedaille zu gewinnen. Ich bin jetzt einer davon.“ Doch er fügte bescheiden hinzu: „Aber im Moment bin ich einfach nur Christian Kukuk, der ich sonst auch immer bin.“
Deutsche Festspiele
Damit sind die deutschen Reiter-Festspiele in königlicher Umgebung perfekt. Kukuk sorgte bereits für den vierten Olympiasieg der deutschen Sattelkünstler bei den Sommerspielen. Das war am Dienstagmittag die Hälfte der Goldmedaillen bis dato für das deutsche Team in Paris. Zuvor hatte Michael Jung in der Vielseitigkeit triumphiert, ehe es in der Dressur sowohl in der Mannschaft als auch im Einzel durch Jessica von Bredow-Werndl Siege gab. Für die Springreiter ging eine lange Durststrecke zu Ende: 2000 in Sydney hatte es das letzte Gold in der Mannschaft gegeben, im Einzel liegt der letzte Olympiasieg durch Ulrich Kirchhoff gar 28 Jahre zurück. Es war zudem das 100. deutsche Pferdesport-Gold bei Olympia.
„Die Performance, die wir hier abgeliefert haben, war einfach genial“, schwärmte Kukuk. In der Tat zeigte er als einziger Reiter sowohl im ersten Umlauf als auch im Stechen einen fehlerfreien Ritt. Entsprechend groß war der Jubel im deutschen Team. Und Kukuk hatte reichlich Unterstützung dabei, seine ganze Familie und viele Freunde waren vor Ort. „Die einzige, die nicht da ist, ist meine Oma“, verriet Kukuk: „Aber die sitzt vor dem Fernseher und ist, glaube ich, am Heulen.“
Ähnlich dürfte es Bundestrainer Otto Becker gegangen sein, der den Schimmel Checker einst als ganz junges Pferd entdeckt hatte. Inzwischen gehört der Westfale zwei prominenten Menschen: Pferdesportmäzenin Madeleine Winter-Schulze und Fußballstar Thomas Müller. „Er meinte, er brauche mal etwas, wo er abends nach den Spielen im Hotelzimmer mitfiebern kann“, berichtete Kukuk jüngst. Bekanntlich steht Müller sonst auf Dressurpferde.
Es war ein extrem schwieriges Springen, nur drei Reiter hatten es überhaupt ins Stechen geschafft. „Ich habe noch nie so einen Parcours gesehen“, kommentierte Kukuk den ersten Umlauf. Dort sicherte er sich schon vor dem Stechen Edelmetall. „Das ist echt irre“, sagte der Medaillengewinner. Weltmeister und Topfavorit Henrik von Eckermann, früher Kukuks Kollege, stürzte mit seinem Pferd King Edward und schied aus.
Teamkollege schwärmt
Teamkollege Philipp Weishaupt schwärmte von Kukuk: „Der ist unheimlich fokussiert, immer sehr konzentriert und immer 100 Prozent vorbereitet. Der überlässt nichts zum Zufall. Der plant seinen Tag von morgens bis abends, gibt alles für den Sport – und der Erfolg gibt ihm Recht.“
„Abnormal“, sagte Weishaupt nach der ersten Runde über seinen Kollegen, mit dem seit Jahren zusammen im Sport- und Handelsstall von Ludger Beerbaum arbeitet. „Beide haben gekämpft“, sagte Weishaupt, der selber ausgeschieden war: „Er ist mega geritten, Checker ist mega gesprungen.“ Kukuk habe „die Ehre der Springreiter gerettet“, wusste Weishaupt. Er habe den Kollegen vor dessen erster Runde „noch mal ein bisschen meine Eindrücke gesagt, wo er ein bisschen drauf achten muss“. Aber daran habe es nicht gelegen. Den Sieg musste er schließlich selbst nach Hause bringen.
Bereits in der ersten Runde war Weishaupt ausgeschieden. Der 39-Jährige kassierte mit Zineday fünf Strafpunkte. „Die Olympischen Spielen haben wir uns ein bisschen anders vorgestellt“, gestand er: „Ich habe absolut mehr erwartet. Es ist aber so.“ Bereits in der Qualifikation war für Richard Vogel Schluss.