Sport Zeit der Ausrufezeichen

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Mainz. Die Lage ist delikat, die Worte werden markanter. Vor dem Bundesliga-Gastspiel morgen (15.30 Uhr) beim Hamburger SV beschwört Trainer Martin Schmidt mit eindringlichen Sätzen und einer Fülle an Ausrufezeichen den Willen des 1. FSV Mainz 05, sich gegen den Sturz in die Zweite Liga zu wehren.

„Wir werden die Strategie knallhart verfolgen!“ „Wir werden uns reinknechten!“ „Es muss ein Endspiel sein!“ „Wir gehen voll auf die drei Punkte!“ Der Abstiegskampf ist in Mainz endgültig entbrannt, und das spürt man. Nicht durch die Suspendierung einzelner Spieler oder das Abhalten eines Kurztrainingslagers, wie es der kommende Widersacher bevorzugt – solch ein Aktionismus ist dem FSV fremd. Doch die Anspannung ist signifikant gewachsen. Das ist nachvollziehbar und menschlich. Die Worte, die Schmidt und auch Manager Rouven Schröder verwenden, klingen nach Brustton und Überzeugung. Oder wie Pfeifen im Walde? Drei Spieltage vor dem Saisonende belegt der FSV punktgleich mit den dahinter platzierten VfL Wolfsburg und Hamburger SV Platz 14. Das Torverhältnis (minus elf gegenüber minus 19 und minus 29) ist ein Vorteil, ebenso das leere Krankenlager. Das Restprogramm hingegen weckt Bedenken. Schließlich tritt der FSV zweimal auswärts an, auf der Schlussetappe bei dem Europacup-ambitionierten 1. FC Köln. Davor liegt die Heimpartie gegen Eintracht Frankfurt. Geschenke wird auch der Pokalfinalist nicht verteilen. Immerhin kann der FSV das Unheil mit den eigenen Füßen abwenden. Drei Siege – und es ist einerlei, was die Konkurrenz anstellt. „Ein direkter Gegner ist immer am einfachsten. Wenn man den besiegt, weiß man, dass man einen großen Schritt machen kann. Und den werden wir in Hamburg machen“, sagt Schmidt. Hört, hört. Auch Kapitän Stefan Bell behauptet in heller Vorfreude auf das Gastspiel an der Elbe: „Wenn wir richtig unter Druck standen, haben wir immer unsere beste Leistung gebracht.“ Mit der Partie gegen Hertha BSC als Maßstab ist diese These korrekt – nach fünf Niederlagen in Serie siegte der FSV 1:0. Auch das 2:2 in München erstaunte, die „Nullfünfer“ agierten ungemein mutig. Umso nachdenklicher stimmt die erste Stunde Spielzeit beim 1:2 gegen Mönchengladbach. Die Profis des FSV kamen nicht an die Gegenspieler heran, laut Schmidt sah das dann aus, als spielten sie ohne jeden Schneid. „Zweikampfführung ist auch eine mentale Angelegenheit“, sagt Schmidt, „wir müssen es in Hamburg verhindern, dem Ball nachzurennen, denn das entmutigt.“ Er habe aggressiv und zweikampfbetont trainieren lassen, worauf es ankomme, sei „bei allen und jedem inhaltlich angekommen“. Linksverteidiger Daniel Brosinski sagt: „Wir sind gegen Gladbach positiv geblieben und haben nicht aufgegeben. So muss es auch sein. Es ist in dieser Phase wichtig, dass wir nicht zusammenbrechen.“ Wie schlecht auch immer der HSV spielt: Das Publikum wird die „Rothosen“ frenetisch unterstützen. „Wir müssen auf einiges gefasst sein“, sagt Rouven Schröder: „Da ist eine schöne Würze drin.“ Oder, um es mit Martin Schmidt zu formulieren: „Es wird knallhart.“ Mit Ausrufezeichen.

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