Rheinpfalz 1560 Kerzen und leuchtende Augen

Da steckt Arbeit drin: Mit Steiger und Hebebühne wurden Lampen, 20 Meter Kabel und 164 Steckdosen am Weihnachtsbaum angebracht.
Da steckt Arbeit drin: Mit Steiger und Hebebühne wurden Lampen, 20 Meter Kabel und 164 Steckdosen am Weihnachtsbaum angebracht.

Die Zahlen sind beeindruckend: Knapp 20 Meter hoch, sechs Meter Durchmesser, 1560 Kerzen und insgesamt rund 150 Stunden ehrenamtliche Arbeitszeit. Neben der katholischen Kirche in Rockenhausen wurde eine Edeltanne in den wohl größten Weihnachtsbaum der Region verwandelt. Ein Projekt, das zudem für einen guten Zweck sein soll. Am Samstag wird der Baum erstmals leuchten.

Matthias Schäfer nimmt sicherheitshalber noch einmal das Fernglas in die Hand. Ein letzter prüfender Blick. Nicht, dass es irgendwo noch eine Lücke gibt. Zufrieden legt er das Fernglas beiseite und fängt an zu schwärmen. „Ich finde diesen Baum faszinierend“, sagt er. Dieser Baum, der direkt neben der katholischen Kirche in Rockenhausen steht, ist eine Edeltanne aus Nordamerika, wie Joseph Blaum, Mitglied des Gemeindeausschusses Rockenhausen-Imsweiler der katholischen Pfarrei Heiliger Franz von Assisi, aufklärt. „Die höchsten Exemplare werden 80 Meter hoch“, so der Rockenhausener. Rund 30 Jahre alt ist die Tanne, gekauft hatte sie damals die Mutter des langjährigen Pfarrers Ludwig Müller, der in diesem Jahr verstorben ist. Vor zwei Jahren hatten sich Schäfer und Blaum erstmals darüber unterhalten, ob man aus der Edeltanne nicht auch einen Weihnachtsbaum machen kann. Nun wurde die Idee konkreter – und das Duo stieß bei Dekan Markus Horbach auf offene Ohren. „Es hat mich unheimlich gefreut, dass die Kirchengemeinde ihr Einverständnis gegeben hat“, sagt Schäfer, der in Schweisweiler lebt. Doch einfach mal Kerzen an den Baum machen, das geht bei einem Projekt dieser Größenordnung nicht, wie Schäfer sagt. In Sachen Weihnachtsbaum kennt er sich bestens aus, hatte 14 Jahre lang an seiner Firma IWA in Winnweiler einen aufgestellt. Das größte Exemplar dort hatte immerhin stattliche 13,50 Meter. Schäfer ist ein Weihnachtsfan, er liebt die besinnliche Zeit. In dem Baum neben der Kirche in Rockenhausen, die ihn fasziniert, hat er eine neue Herausforderung gefunden – und ist dankbar für viele helfende Hände. Denn schließlich mussten alleine 20 Meter Kabel und 164 Steckdosen im Baum untergebracht werden. „Das Problem ist, dass man innen auch nicht hoch kommt, weil der Baum so dicht gewachsen ist“, sagt er. Also musste eine andere Lösung her: Schäfer nahm Kontakt zu seinem Bekannten Axel Meyer auf, der eine Zimmerei hat und im Besitz einer Hebebühne ist. Der war ebenfalls angetan von dem Projekt und sagte seine Unterstützung zu. Mit Harald Griebe und Frank Greß konnten Schäfer sowie Blaum auf weitere tatkräftige Unterstützung bauen. Genauso wie auf Joachim Diesner, der extra zwei Tage Urlaub nahm und den Steiger des Bauhofes bediente, den die Stadt kostenlos zur Verfügung stellte. „Ohne Steiger und Hebebühne hätten wir das nicht geschafft“, sagt Blaum. In sechs Tagen wurden letztlich 1560 Kerzen angebracht. 19,60 Meter ist die Tanne genau hoch. Vom Ergebnis zeigt sich auch Dekan Markus Horbach beeindruckt: „Ich habe riesigen Respekt vor den Herren, dass sie so viel Zeit und Kraft investiert haben, um ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen.“ Dankbar ist Horbach zudem mehreren privaten Unterstützern, die dafür sorgen, dass der Kirchengemeinde für das Projekt keinerlei Kosten entstehen – weder für den Aufbau, noch für das Schmücken oder den Strom. Erstmals leuchten wird der Baum am kommenden Samstag, wenn als Teil des Weihnachtsmarktes in Rockenhausen um 17 Uhr eine kleine Andacht an der Kirche stattfindet, die von der Kolpingkapelle musikalisch begleitet wird. Wie Horbach sagt, soll es sich dabei um einen meditativen, besinnlichen Moment handeln. Der Dekan möchte auf das Licht als Symbolik im Advent und der Weihnachtszeit eingehen. Und Horbach hatte auch die Idee, aus dem ehrenamtlichen Projekt ein soziales zu machen. Für jede Kerze soll eine Patenschaft übernommen werden können. Die Kosten belaufen sich auf einen Euro pro Kerze. Das Geld soll dem derzeit in Rockenhausen im Bau befindlichen stationären Hospiz zugute kommen. „Durch Jesus kam das Licht. Ich finde, das ist ein schönes Symbol, um einen Akzent für eine soziale Aktion zu setzen“, erzählt der Dekan. Leuchten wird der Baum ab Samstag täglich von 17 bis 22 Uhr und morgens von 6 bis 8 Uhr. Am Samstag sollen die Kerzen bis 23 Uhr brennen, in der Heiligen Nacht bis nach der Christmette. Auf diesen Gottesdienst freut sich Schäfer schon besonders. „Ich denke, das wird ein herrliches Bild, wenn die Kirche von den Lichtern des Baumes erleuchtet wird.“ Der Schweisweilerer gesteht: „Ich hatte meine Zweifel, ob das so gelingt.“ Mit dem Ergebnis ist er aber sehr zufrieden. Genauso wie Joseph Blaum: „Wenn man über die Spange Richtung Kirche fährt, ist das ein herrliches Bild.“ Ob dies ein einmaliges Projekt ist oder die Edeltanne künftig jährlich zur Weihnachtszeit leuchten wird, wissen die beiden noch nicht. Der Aufwand war schließlich riesig. Gespannt sind jetzt erstmal alle, wie ihr XXL-Weihnachtsbaum ankommen wird. Der Wunsch: Vor der leuchtenden Tanne soll es möglichst auch viele leuchtende Augen geben…

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