Rheinpfalz Achte Klinik in Deutschland

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In einem viszeral-onkologischen Zentrum geht es um Patienten mit Krebs an Verdauungsorganen. Die Zertifizierung übernimmt in dem Fall die Deutsche Krebsgesellschaft, die vorgibt, was eine Klinik leisten muss. Erst wenn alle Vorgaben erfüllt sind, erfolgt die Qualifizierung als Zentrum, die eine qualitätsgesicherte Behandlung vorschreibt und jährlich kontrolliert, bis nach drei Jahren eine erneute Qualifizierung fällig ist. Am Westpfalz-Klinikum arbeiten unter Federführung des Chefarztes Christian Mönch, der das neue Zentrum initiiert hat und es auch leitet, Teams aus sechs Abteilungen zusammen: Für die OPs ist die Chirurgie (Mönch) zuständig, für die Chemotherapie die Onkologie (Hartmut Link), für die Diagnostik die Gastroenterologie (Jochen Rädle), für die Bildgebung die Radiologie (Udo Meyer), die Pathologie untersucht das Gewebe (Uwe Ramp) und schließlich die Strahlentherapie (Eveline Marasas). Mit im Boot sitzen zudem viele Praxisärzte der Region. Das Kaiserslauterer Zentrum ist für drei Krebsarten des Verdauungsapparates zertifiziert, schildert Chefarzt Mönch: Magen- und Speiseröhren- sowie Bauchspeicheldrüsentumore. Die Zertifizierung von vier Organen „hat noch kein Krankenhaus in Deutschland geschafft“, stellt Mönch fest. Mit drei Organen gibt es sieben, Kaiserslautern ist das achte Haus mit dieser Zertifizierung. Zu den Qualitätsmerkmalen, die vorgegeben sind, gehört die Therapieentscheidung: Sie muss immer im Spezialistenteam getroffen werden. Am Westpfalz-Klinikum tagt dazu wöchentlich eine Konferenz aus Klinikern und niedergelassenen Ärzten, in der jeder Patientenfall vor und während der Behandlung besprochen sowie ein individuelles Therapiekonzept aufgestellt wird. Für die Operation hat die Krebsgesellschaft ebenfalls Richtlinien vorgeschrieben. Es gibt strenge Vorgaben nicht nur zum OP-Ergebnis, sondern auch für jede Art der Komplikation. Bei einer Darmkrebs-Operation dürfen zum Beispiel nur fünf Prozent der Patienten sterben, erläutert Mönch einen Punkt. Das Westpfalz-Klinikum liege bei 1,3 Prozent. Weitere Kriterien betreffen unter anderem die Wundheilung, die Güte der Operation gemessen an den Überlebensjahren oder die Art der pathologischen Untersuchung des Tumors. Daneben ist die Qualifikation der Ärzte vorgegeben. Nach den Worten des Chefarztes reicht etwa der Facharzt für Chirurgie nicht aus; hier muss es der Facharzt für spezielle Viszeralchirurgie sein. In dem Zusammenhang weist Mönch darauf hin, dass die Gastroenterologen ebenfalls bestimmte Fallzahlen vorweisen müssen, was die lokale Tumorentfernung durch eine Magen- oder Darmspiegelung angeht. Das neue viszeral-onkologische Zentrum verfügt über drei Operateure bei Darmkrebs und je zwei bei Magen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Grundsätzlich gehört eine Mindestmenge an Operationen zu den Anforderungen. Mönch nennt Fallzahlen: Vorgeschrieben sind mindestens 20 Fälle von Enddarmkrebs im Jahr, das Klinikum liege bei 50; bei Darmkrebs sind 30 Fälle gefordert, das Klinikum hat 60 bis 70; 20 Patienten sind es bei Bauchspeicheldrüsenkrebs (40) und 20 bei Magenkrebs (40). Für die Leber kann das Klinikum die Mindestmenge nicht erfüllen. Die Fallzahlen würden im nächsten oder übernächsten Jahr erreicht, sagt Mönch und betont, dass ein Haus qualitativ hochwertige Medizin auch ohne Zertifizierung machen könne. Eine Zertifizierung signalisiere allerdings nach außen, dass die Qualität gut ist. Die Qualität müsse sich darüber hinaus in der Krebs-Nachsorge fortsetzen. Dazu gehört ein Behandlungsnetzwerk mit den Praxisärzten. Dazu gehört ferner der Informationsfluss oder das Vorgehen bei Problemen des Patienten. Dazu gehört überdies eine Datenbank der fast 1500 Patienten, die in den vergangenen fünf Jahren am Westpfalz-Klinikum operiert wurden. In der Datenbank finden sich die eigenen Unterlagen und außerdem das komplette Material der Praxisärzte, mit denen zusammen die Krebsnachsorge koordiniert wird. „Wir wollen unsere Menschen, die hier leben, auch hier behandeln. Das ist mir ganz wichtig“, betont der Chefarzt, der die Belastung krebskranker Menschen und ihrer Angehörigen durch eine Überweisung in andere Krankenhäuser nicht noch erhöhen möchte. Das sei eine Motivation für die Zertifizierung, „hinter der sehr viel Arbeit steckt“. |ita

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