Rheinpfalz Als der Holborner Hof noch Ausland war

Die „Alte Schänke“ 1931 mit Kerwestrauß.
Die »Alte Schänke« 1931 mit Kerwestrauß.

«Wolfstein». Zwei Wirtschaften trugen bei der Bevölkerung den Namen „Blutiger Knochen“. Das war einmal die Wirtschaft Zum Schwanen (heute Haus Köhl) und die „Alte Schänke“, das älteste Haus in Wolfstein. Man erzählt sich, dass in der „Alten Schänke“ im Erdgeschoss die Wirtschaft war, in der es öfter zu Schlägereien kam. Im ersten Stock seien die Delinquenten verurteilt worden, im Obergeschoss hätten sie ihre Strafe abgesessen. Der Richter Klaus Knecht hat im Heimatkalender von Kaiserslautern 1979 eine Straftat beschrieben, welche sich tatsächlich in diesem Haus ereignete. Die Geschichte spielte im Jahr 1779. Damals kam es in Niederkirchen zu einem Herrschaftswechsel, denn der Herzog von Zweibrücken verkaufte seine Hälfte des Dorfes an seinen Vetter, Kurfürsten Karl Theodor. Damit wurde das Dorf kurpfälzisch, und offenbar war es üblich, dass man sich bei der neuen Herrschaft vorstellte. So wanderten der Ortsschultheiß Johannes Braun, sein Bruder Peter Braun, dessen Söhne und viele andere Dorfbewohner nach Wolfstein, wo es morgens amtliche Feierlichkeiten und am Nachmittag Tanz und Trinkgelage gab. Die Feierlichkeiten fanden wohl im neuen Rathaus von 1753 statt. Auf dem Rückweg kehrte Peter Braun noch einmal um, da seine Söhne zurückgeblieben waren und er befürchtete, dass sie in eine der üblichen Schlägereien verwickelt werden könnten. Das wurde ihm zum Verhängnis. Tatsächlich gab es im Haus Jakob Braun handfeste Streitigkeiten wegen eines Mädchens zwischen Einheimischen und Auswärtigen. Auf der Treppe zum Saal kam dem Peter Braun ein junger Mann mit einem meterlangen Holzstück entgegen und schlug ohne Vorwarnung mehrmals auf seinen Kopf, so dass dieser bewusstlos zu Boden sank. Einige Tag später verstarb er und eine Schädelöffnung bewies damals schon, dass er an den Schlägen gestorben war. Spätere gerichtliche Untersuchungen ergaben, dass es sich bei dem Täter um den 22 Jahre alten Michael Göddel aus Niederkirchen gehandelt hatte. Dieser hatte sich auf den Holborner Hof begeben, wo er sich sicher fühlte, weil dieser damals zur Grafschaft Sickingen gehörte. Er hielt sich beim Landwirt Peter Pfleger auf, eventuell ein Vorfahr von Otto Pfleger. Der Amtmann Witt aus Wolfstein schickte an seine Kollegen vom Amt Schallodenbach ein Ersuchen um Auslieferung, welches am 7. Mai 1779 befolgt wurde. An der gemeinsamen Grenze, an der „Schlangendell“ am Olsbrücker Fußweg, fand die Übergabe statt. Über den Ausgang des Strafverfahrens im Oberamt Kaiserslautern und das weitere Schicksal des Michael Göddel ist nichts bekannt. Vier Jahre später fegten die Franzosen alle die kleinen Ländereien weg, und bald erinnerte sich niemand mehr daran, dass der Holborner Hof einmal Ausland gewesen war.

x