Rheinpfalz Auf Du und Du mit Bucer und Melanchthon

Das Titelblatt sagt ganz genau, worum es in dem Buch geht.
Das Titelblatt sagt ganz genau, worum es in dem Buch geht.

Er wurde zum Reformator des ganzen Herzogtums Pfalz-Zweibrücken: Johann Schwebel (1490-1540). Der gebürtige Pforzheimer kam 1523 als Hofprediger nach Zweibrücken. Er war ein geachteter Theologe, der in Briefkontakt stand mit theologischen Größen seiner Zeit wie Philipp Melanchthon und Martin Bucer in Straßburg. Die wichtigsten Briefe liegen nun aus dem Lateinischen übersetzt als Buch vor, herausgegeben von dem Homburger Kirchenhistoriker Bernhard H. Bonkhoff. Morgen wird das Buch in Zweibrücken vorgestellt.

Johann Schwebel oder Johannes Schweblin, so der damals verbreitete Name, studierte in Tübingen, Leipzig und Heidelberg Jura. 1513, nach dem Examen, war er Ordenspriester im Heilig-Geist-Spital in Pforzheim. Unter dem Einfluss von Philipp Melanchthon lernte er die Schriften Martin Luthers kennen und kritisierte die Verwendung der Kirchengelder. Das mochten die Pforzheimer nicht, 1522 musste er die Stadt verlassen. Franz von Sickingen nahm ihn auf der Ebernburg auf – wie auch die Reformatoren Martin Bucer, Johannes Oekolampad und Kaspar Hedio. 1523 kam Schwebel nach Zweibrücken. Als Herzog Ludwig gestorben war und mit dem Regenten Ruprecht als Vormund des minderjährigen Herzogs Wolfgang ein Protestant das Sagen hatte, konnte Schwebel 1533 eine evangelische Kirchenordnung für das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken herausbringen, die in allen Pfarrgemeinden verbindlich wurde. „Aus den Briefen Schwebels wird immer wieder zitiert, aber es gab bislang keine moderne Übersetzung und auch keinen Kommentar dazu“, erklärt Bonkhoff. Auch war es seit der Doktorarbeit des Zweibrücker Pfarrerssohns Fritz Jung aus dem Jahr 1910 ruhig geworden um Schwebel. Walter Burnikel, Altphilologe im Ruhestand (er war Rektor des Gymnasium Wendalinus in St. Wendel), übersetzte, die Zweibrückerin Anita Bischoff tippte sie ein, Bonkhoff las Korrektur und gibt sie nun heraus. Damals war es schwierig, Briefe zu verschicken und zu bekommen. Das musste mit Boten gemacht werden, weil es noch keine Post gab. So gibt es Passagen wie „Der Bote wartet, ich bin in Eile“. Das kann man nun nachlesen, denn die Briefe sind keineswegs staubtrocken. Auch kannten sich alle und waren per du: die Reformatoren aus der ersten Reihe wie Luther und Melanchthon, die aus der zweiten wie Martin Bucer und die aus der dritten wie Schwebel, wie man der Einleitung entnimmt. Was macht man mit den Flüchtlingen? Nimmt man sie auf? Gibt man ihnen die Staatsbürgerschaft? Das war schon 1526 ein Thema, wie man dem Brief Bucers an Schwebel aus Straßburg entnehmen kann. „Zunächst gilt in dieser Stadt eine alte Einrichtung, nämlich das Bürgerrecht allen zu gewähren, die darum bitten und schwören, was die Bürger schwören. Dabei haben sie das Privileg, dass, wer auf sein anderes Bürgerrecht nicht verzichten will, hier dennoch als Bürger aufgenommen werden kann“, schreibt Bucer. Man müsse jedoch Aufrührer genauer ansehen, so Bucer. Wenn sie noch mal kommen, müsse man sie töten, damit sie nicht untertauchen. Lokalkolorit findet sich in Briefen des Abtes Nikolaus Kaltenheuser und Schwebels, die sich gegenseitig angreifen („deine leere Geschwätzigkeit“). Der Abt will nicht, dass auf Deutsch gepredigt wird, Schwebel schon. Interessant ist, was das Straßburger Theologenkonvent zur Hexenbestrafung schreibt: dass man nicht sofort foltern, sondern prüfen soll, „ob Frauen ohne volle böse List in diese Art von Tollheit geraten sind“.

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