Eisenberg Auf neuen Wegen

Das Titelbild des Jahrbuchs 2019.
Das Titelbild des Jahrbuchs 2019.

Wenngleich das druckfrisch vorliegende Donnersberg-Jahrbuch 2019 ein eigenes Kapitel dem Themenschwerpunkt „Neue Wege“ widmet, so gibt die Lektüre dieses 42. Jahrgangs doch die buchstäblich vielseitige Gewissheit, dass sich weit darüber hinaus viel verändert, um das Leben rund um den Berg noch lebenswerter für die Bürger und die Region noch interessanter für Gäste zu machen. 55 Autoren lassen in 80 Texten und zwölf Kapiteln an dieser großen Spannbreite bewegender Heimatverbundenheit teilhaben; neugierig gemacht werden kann hier nur auf einen Bruchteil davon.

2019 wird der Donnersbergkreis 50 Jahre alt werden. Zwei Zeitzeugen von damals, die Kreistags-Urgesteine Luise Busch (SPD) und Manfred Schäfer (CDU), blicken gleich zu Beginn zurück auf jenen mit der Verwaltungsreform 1969 verordneten „neuen Weg“ und manche dramatische Bewährungsprobe seither. Dem 650. Stadtjubiläum Kirchheimbolandens 2018, dessen Retrospektive sich bis zur literarischen Liebeserklärung „Kibo my love“ in den abschließenden „Kalendergeschichten“ steigert, folgt 2019 ein großes Jahr für Göllheim, das vor 1200 Jahren erstmals erwähnt wurde. Beiträge zur Ortshistorie und zur Geschichte von Haus Uhl sowie der Vorausblick auf einen ereignis- und abwechslungsreichen Festkalender gehen darauf ein. Auch Münchweiler und Sippersfeld stehen 2019 runde Geburtstage bevor: Vor 1000 Jahren traten sie in die schriftlich fixierte Geschichte ein. Das dem Themenschwerpunkt „Neue Wege“ im engeren Sinn gewidmete Kapitel beleuchtet vor allem für die Kreisbevölkerung existenzielle (und mit dem Wechsel an der Kreisspitze neu angeschobene) Projekte, wie einen Weiterbildungsverbund, der Ärztemangel auf dem Land entgegenwirken soll, den forcierten Breitbandausbau oder die im Kreishaus geschaffene Stabsstelle zu Standortentwicklung und Wirtschaftsförderung. Aber auch zur Nachahmung empfohlene Formen neuen Miteinanders wie der generationenübergreifende Mittagstisch in Steinbach kommen zur Sprache, Gesangvereine, die sich modernem Lebensgefühl öffnen. Und schließlich kann vom guten Ausgang eines langen Wegs zur Ortsumgehung Imsweiler berichtet werden. Aber, wie gesagt: Weit gespannt ist das Netz neuer Wege. Da ist an anderer Stelle von der neuen Webseite des Kreises die Rede, die als interaktives Schaubild vielfältige und für viele verwirrende Bildungsmöglichkeiten und Schulabschlüsse transparent machen will. Desgleichen lassen sich unter dem Stichwort „neu“ Stellplätze für den boomenden Wohnmobiltourismus, Rettungswachen in Alsenz und Winnweiler, die „Pfalz Card“ für Touristen, Luchse am Donnersberg oder der Mut einer Familie auf dem Land verbuchen, ihren Alltag mit einem Elektroauto zu bestreiten. Indes, nicht alles „Neue“ ist gut und willkommen: Zwei Texte widmen sich bitteren Phänomenen wie zunehmenden Naturkatastrophen in der Nordpfalz oder dem Eschen-Sterben durch einen aus Ostasien eingeschleppten Pilz. Reichlich gedeckt ist der Lese-Tisch wie stets für alle an Natur und Umweltschutz, Regionalgeschichte und Kultur Interessierten (die gern auch mal auf alten Pfaden wandeln). Erinnerungen an das zeitweise im Viktoriastift in Finkenbach-Gersweiler untergebrachte Kindererholungsheim rufen einmal mehr das beklagenswerte Schicksal dieses Gebäudekomplexes in der Gegenwart in Erinnerung. Landrat Rainer Guth brachte zur Jahrbuch-Präsentation immerhin die vorsichtig optimistische Botschaft mit, dass sich hier in den nächsten Jahren doch Lösungen anbahnen könnten. Endgültig ist hingegen nach über 100 Jahren der Abgesang auf die Bäckerei Baußmann in Münsterappel, während ein Beitrag zur Geschichte der Donnersbergbahn die Hoffnung von einer irgendwann vollständig reaktivierten Verkehrsverbindung nähren mag. Als Menschen in ihrer Zeit werden unter anderem der auf der Ziegelhütte geborene und 2017 verstorbene Dichter und Maler Horst Schwab, die Lyrikerin Minna Maria Rembe und „Job aktiv“-Motor Gerda Gauer gewürdigt. Man stimmt Landrat Guth gern zu, der sich diesen Komplex noch ausgeprägter wünschte, „weil wir viele Menschen mit Strahlkraft haben“. Und wünscht sich überdies noch eine Prise mehr Humor: Im aktuellen Jahrbuch bleibt die köstliche „Dampfnudelwanderung“, untertitelt als „Autopsie eines Betriebsausfluges zum Eiswoog“, eine vergnüglich-hintersinnige Rarität. Mit dem Umschlag dieser Jahres-Chronik wird das Thema der neuen Wege abermals variiert. In fortgeschrittenem Alter begann das Künstlerpaar Christine und Hermann Hoormann, mit digitaler Malerei und Grafik zu experimentieren; Hermann Hoormann nannte es das spielerische Tun „zweier Ignoranten der Computertechnik“. Das fürs Jahrbuch ausgewählte Ergebnis, eine formen- und linienreiche „punktsymmetrische Anlage“ in kräftig sonnigen, blauen und grünen Farbtönen, wurde zugleich zur posthumen Hommage an Christine Hoormann, die 2017 starb. Info Das Donnersberg-Jahrbuch 2019 ist für 8 Euro beim Donnersberg Touristik Verband im Kreishaus, im Buchhandel und über die Grundschulen Bolanden/Dannenfels, Kerzenheim, Stetten und Waldgrehweiler erhältlich.

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