Siebeldingen Auftakt des Fermate Klassik Festivals begeistert

Sprühte vor Spielfreude: das Streichquartett mit Florian Berner (Cello), Su Bin Lee (Viola) sowie Régis Bringolf und Sebastian G
Sprühte vor Spielfreude: das Streichquartett mit Florian Berner (Cello), Su Bin Lee (Viola) sowie Régis Bringolf und Sebastian Gürtler (Violinen) beim Auftakt des Fermate Klassik Festivals.

Das beliebte Fermate Klassik Festival geht in die sechste Runde. Auftakt war in der „Rieslingphilharmonie“ in Siebeldingen. „Sterne des Südens“ lautet das vielversprechende Motto. Die ausgewählten kammermusikalischen Werke führten von Österreich über Italien nach Spanien. „Sterne des Südens“ ist auch das Motto des Kultursommers des Landes, welches das Festival fördert.

Christoph und Ilse Berner, die musikalischen Köpfe hinter dem Festival, sind mit Recht stolz auf den Erfolg ihrer Veranstaltung. Renommierte Künstler, ein anspruchsvolles Programm und interessante Spielorte locken Publikum von nah und fern. Mit 180 Besuchern war die Eröffnung im Weingut Wettstein-Siener praktisch ausverkauft. Als „Rieslingphilharmonie“ bezeichnet Christoph Berner scherzhaft das Kelterhaus des Weinguts das ebenerdig und mit einer großen Empore hervorragende Sicht und Akustik für die Zuhörer bietet.

Ganz heiter begann der Abend mit der Italienischen Serenade von Hugo Wolf. Der slowenisch-österreichische Komponist ist bekannt für seine Lieder. Flottes Tempo, verspielte Sprünge und Triller zeugen von südländischem Temperament, hervorragend umgesetzt vom Streichquartett. Es gibt Momente des sehnsüchtigen Schmachtens, dann geht es zurück und „con fuoco“ (mit Feuer!) geht die Post ab. Das macht Spaß, die Atmosphäre ist sehr südländisch, draußen in den Weinbergen zirpen Grillen.

Kritiker urteilen unmodern, Publikum gefällt es

Der Italiener Giovanni „Nino“ Rota ist bekannt für seine Filmmusik, die er für Federico Fellini und Luchino Visconti schrieb. Er komponierte so schnell, dass (neidische?) Kollegen ihn als „Coniglio Musicale“, als musikalisches Karnickel bezeichneten. Dass er dafür manchmal seine eigene Musik „recycelte“, kostete ihn bei Coppolas „Der Pate“ den Filmmusik-Oscar, für den er nominiert war. Doch Rota beherrscht sein Handwerk. Das Trio für Klarinette, Cello und Klavier schrieb er im selben Jahr, 1973. Der erste Satz beginnt lebhaft und klingt ein wenig skurril, der Mittelsatz wirkt fast etwas nachdenklich, bevor der Schlusssatz wieder tänzerisch daher kommt. Damals galt das den Kritikern als unmodern, dem Publikum macht die Musik aber nach wie vor großes Vergnügen, weil sie harmonisch nachvollziehbar und lebhaft rhythmisch ist.

Wir kommen nach Spanien zu Joaquin Turina und seinem Quartett für Violine, Viola, Cello und Klavier, das hierzulande wenig gespielt wird. Der 1882 geborene Komponist wollte klassisch-romantische Musik mit der traditionellen Musik seiner Heimat verbinden. Zu hören ist das mit Tonleitern und Motiven, die man auch im Flamenco findet und Akkordfolgen wie etwa der andalusischen Kadenz, die so typisch spanisch klingen. Bei der Interpretation bewegten sich Klavier und Violine auf Augenhöhe, ganz wie vom Komponisten vorgesehen.

Festival-Macher treten selbst auf

Ein besonderer Höhepunkt war der Auftritt der beiden Festival-Macher, Christoph und Ilse Berner. Von ihrem Mann am Flügel begleitet, sang die Sopranistin Lieder von Fernando Obradors. Der Komponist hat Gedichte der spanischen Liebeslyrik vertont und besingt damit die Liebe in allen Spielarten: Sehnsucht nach der fernen Geliebten, erotisches Verlangen, Eifersucht, sogar Spott über einen Liebhaber. Das Musikerpaar stellte all die vielen Gefühle lebhaft und dynamisch dar, teils auch mit dem zugehörigen Augenzwinkern. Das kam beim Publikum außerordentlich gut an.

Christoph Berner spielte als Solist dann „Los Requiebros“, das erste Werk aus dem Klavierzyklus „Goyescas“ von Enrique Granados. Der 1867 geborene Komponist lies sich von Werken des spanischen Hofmalers Francisco Goya inspirieren. Tatsächlich meint man, in der reich verzierten Musik die geckenhafte Eleganz eines Höflings im Rüschenhemd zu hören. Der österreichische Pianist stellte das musikalisch sehr plastisch dar.

Tremolo-Anschlag der etwas anderen Art

Ebenso wie Granados ist auch der Komponist Isaac Albeniz bei Gitarristen sehr beliebt. „Asturiana“ muss jeder klassische Gitarrist mal gespielt haben. Was auf der Gitarre der typische Tremolo-Anschlag ist, war an diesem Abend in einem raffinierten Arrangement aufgeteilt zwischen verschiedenen Instrumenten zu hören. Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola, Cello und Kontrabass bildeten ein Kammerorchester, das Werke aus der „Suite espagnola“ interpretierte, die erst für Klavier geschrieben wurde. Das eindrucksvolle Konzert an diesem Sommerabend verfehlte seine Wirkung nicht – das Publikum: begeistert.

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