Kultur Südpfalz Aus dem Sommer mit neuer Sicht in die aktuelle Saison

Die Kultursaison in Landau hat vor neun Tagen mit dem schönen musikalisch-literarischen Programm der Lautten Compagney zu Samuel Pepys in der Festhalle begonnen. Neben diesem ersten Akzent in Sachen Alter Musik wird sich ein nicht minder bedeutender zweiter gesellen: am 15. März mit dem Konzert des Kammerorchester Basel, das Nuria Rial und Valer Sabadus bei Musik aus Oratorien der Händelzeit begleiten wird (www.kulturstadt-landau.de). Das Kammerorchester Basel ist ja fast schon ein „Orchestra in Residence“ in Landau, wo es schon mehrfach die argentinische Star-Cellistin Sol Gabetta begleitete, die übrigens am 3. Oktober um 19 Uhr die Spielzeit im Festspielhaus Baden-Baden eröffnen wird (www.festspielhaus.de). Ein anderen Streicher-Star der Gegenwart, den Geiger Daniel Hope, begleitete das Eliteorchester aus dem Dreiländereck jüngst auch beim Musikfest der Internationalen Bachakademie Stuttgart (www.bachakademie.de oder www.musikfest.de). Mit der Bachakademie können wir in Landau in dieser Saison ein Jubiläum feiern, denn vor 30 Jahren gab Akademiegründer Helmuth Rilling sein erstes von vielen folgenden Konzerten in Landau, die der Annweilerer Arzt Iraj Niroomand möglich gemacht hatte. Seine Klasse belegte das Kammerorchester Basel mit Anders Kjellberg Nilsson als Konzertmeister beim Auftritt mit Daniel Hope einmal mehr, was für das Landauer Konzert wieder sehr viel erwarten lässt. Da „Freundschaft“ das Thema des Musikfestes war, widmete Hope das Konzert seinem väterlichen Freund und Gönner Yehudi Menuhin bei Werken von Vivaldi bis Philip Glass. Spürbar mit Empathie und viel Ausdruck spielte der prominente Geiger, der in der Region unter anderem schon beim ambitionierten Musikfestival in Weißenburg im Elsass zu erleben gewesen war. Zu den Künstlern, denen wird vor Ort bei den Karlsruher Händel-Festspielen regelmäßig begegnen, gehört der junge Countertenor Terry Wey. Er war gleich zweimal in diesem Spätsommer beim Musikfest – und bestätigte seine gute Form, die für die Auftritte im „Teseo“ das hohe Niveau des vergangenen Festivals erwarten lässt. Jetzt war er mit Bach zur hören, mit geistlichen und weltlichen Kantaten. Unter anderem sang er den Hercules in „Lasst uns Sorgen, lasst uns wachen“ BWV 213 oder den Mercurius im „Streit zwischen Phöbus und Pan“ 201. Immer überzeugte Wey durch Stilsicherheit und leichtfüßige Virtuosität bei seinem Gesang. Ihm zur Seite agierte der Tenor Sebastian Kohlhepp, noch bestens von seiner Zeit am Badischen Staatstheater in Erinnerung – und von Konzerten im Dom zu Speyer. Sein lyrischer Feinschliff und sein stimmlicher Wohllaut bewährten sich einmal mehr. Besonderen vokalen Glanz vermittelte den Kantatenkonzerten mit Gächinger Kantorei und Bach-Collegium Stuttgart unter Hans-Christoph Rademann die Sopranistin Carolyn Sampson, die endlich auch einmal bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe singen sollte. Allein als Wollust in der Hercules-Kantate wusste sie mit ihrem erlesenen in unvergleichlicher Weise zu betören. Die rhetorische Kraft und die sinnfällige Auslegung der Partituren machten Rademanns Wiedergaben eminent bedeutsam. Eine Händel-Facette, die für Karlsruhe nicht unerheblich sein könnte, vermittelte der Auftritt der Pianistin Ragna Schirmer, die mit ihrer Band Händel’sche Orgelkonzerte in Jazz-Arrangements von Stefan Malzew auf einer Hammond-Orgel spielte. Ragna Schirmer liebt Händel, aber eben auch das Experimentieren – und so gelingen ihr auch bei den Ausflügen in den Jazz spannende und gewiss nicht unaparte neue Sichtweisen auf das bekannte Repertoire. Das Musikfest ist bekannt für seine verdienstvollen neuen Formate, die auch bei anderen Festivals erwogen werden sollten. Erst recht bei einem auch im Zeichen der Barockmusik stehenden wie dem Händel gewidmeten in Karlsruhe. Da ist zum Beispiel die Reihe „Sichten auf Bach“, in der heuer Sigiswald Kuijken seine solistisch besetzte Aufführungspraxis bei zwei Kirchenkantaten auf nachdenkenswertem, weil musikalisch hochkarätigen Niveau demonstrierte. „Sichten auf Händel“, wäre das nicht erst recht vor dem Hintergrund der Arbeit der Internationalen Händel-Akademie eine Option für Karlsruhe? Und was wäre mit ungewöhnlichen Aufführungsorten? Das Musikfest ging in diesem Jahr erstmals zu Betrieben wie Trumpf und Kärcher. Da hatten die Macher der Kulturtage Südliche Weinstraße in Sachen Bildender Kunst eine ähnliche Idee und boten Ausstellungen in Vinotheken. Das Sonnenaufgangskonzert ist auch zu einer Marke geworden. Diesmal spielte in der Berger Kirche die Geigerin Tanja Becker-Bender, von ihren Konzerten in Karlsruhe in bester Erinnerung ist. Ihr Vortrag der G-Dur-Violinsonate von Ysaÿe sowie der C-Dur-Sonate und der E-Dur-Partita von Bach noch vor acht Uhr war Ausweis einprägsamer künstlerischer Gestaltungskunst und Virtuosität. Bei der Einspielung des „Messias“ in Mozarts Fassung bei der Landauer KuK-Verlagsanstalt singt Marlis Petersen das Sopransolo. In einem konzertanten „Idomeneo“ brillierte sie jetzt unter Rademann als Elektra und zeigte ihre grandiose Mozart-Kompetenz ebenso wie der durch Konzerte in der Region bekannte Tenor Lothar Odinius, der in einer packenden Einstudierung die Titelrolle gab. (jua/rg)

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