Rheinpfalz Biene Maja fliegt wieder

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Bei den „närrischen Neechern“ stiegen 1982 erstmals die Raketen gen Fasnachtshimmel. Zwischenzeitlich gab es eine Auszeit von vier Jahren, um dann wieder durchzustarten. So gab es im 34. Jahr die 30. „närrische Neechersitzung“ mit vielen Höhenpunkten, Raketen, Zugaben und einem gut fünfstündigen Programm.

Um das in großer Schar erschienene Publikum, das meist toll verkleidet war, in Stimmung zu bringen, spielte zunächst der Musikverein Merzalben auf. Nicht fehlen durfte auch die Band „Three J’s“ , die schon seit über 30 Jahren bei den Jeckensitzungen in die Tasten greift. „Ich wünsch’ viel Spaß, mir sinn halt echte Neecher Narre. Mir machen uns de Owend schää, ab jetzt rollt unser Faasnachtskarre“, verkündete Michael Teuscher, einer der Sitzungspräsidenten. „Herzensbrecher“ war einmal mehr die kleine Garde, bei der auch zwei Jungs mittanzten. „Richdich goldich“ waren die Jüngsten. Ihnen folgte eine gekonnte Tanzparodie frei nach Charlie Chaplin (Michaela Cisler, Ursula Faulhaber). Mal etwas ganz anderes. Und schon flogen wieder die Beine hoch: Die mittlere Garde tanzte mit Pepp, Liebreiz und viel Dampf über die Bühne. Voller Stolz verwies Teuscher darauf, dass sich der Gardenachwuchs mittlerweile schon verdreifacht habe. Nachdem Patrik Kilb über kuriose Kurerlebnisse berichtet hatte, legte Tanzmariechen Leonie Severin mächtig los und wirbelte mit kindlichem Charme und tänzerischem Können über die Bühne. Mit farbenprächtigen handgenähten Kostümen und toller Musik eroberte dann der „Fanclub Sexerrat“ die Bühne. Den Saal hielt es nicht mehr auf den Sitzen. Diese klasse Stimmung machte es Heidi Adler, die von ihrer Arbeit und den außergewöhnlichen Erlebnissen als Klofrau berichtete, leicht. Sie sei absolut perfekt, biete Toilettensuiten mit Wertpapier und besondere Monatsevents für die Kundschaft, „die kummt, weil se will, net weil se muss“. Danach gab es Kontrastprogramm: Viva Las Vegas hieß die fetzige Show der FCM-Männer. Selbstredend war Elvis wieder auferstanden und heizte die Stimmung hüfteschwingend weiter an. Der Saal tobte. Mucksmäuschenstill wurde es, als die A-Capella-Gruppe „Neecher Harmonists“ die Bühne betrat. Man will schließlich hören, was es zu singen gibt: Der VW-Skandal war Thema, einen Logopädentango gab es und ein Tanz wurde im Sitzen erlernt. Für diesen Höhepunkt gab es eine Rakete vom Saal. Und um eine Zugabe kamen die Harmonists auch nicht herum. Nachdem sich das Publikum etwas erholt hatte, brachte die große Garde das Narrenschiff wieder auf Kurs. Zu einem der Höhepunkte der Sitzung zählte wieder die „MTV-Show“. Erneut wurden „Doppel-A“-Promis, wie Moderator Udo Link ankündigte, in die „Spott-Show“ eingeladen. Die Fifa-Skandal mit Wolfgang Niersbach, Michel Platini und Franz Beckenbauer war ebenso dabei wie Wladimir Klitschko. Als einziger politischer Gast wurde eigens Donald Trump eingeflogen, der gerne US-Präsident werden würde. Danach wurde es beim Auftritt der anmutigen Tanzmarie Michaela Cisler wieder etwas dezenter. Dabei war zu sehen, wie man eine schmale Bühne mit toller Choreographie tänzerisch ausfüllen kann. Dann hieß es wieder Bütt frei: Manfred Kreuter erzählte den Zuhörern von seinen kuriosen Erlebnissen als Urlauber. Szenenapplaus gab es für diesen bestens vorgetragenen Nonsens. Und wie es sich für eine Jubiläumssitzung gehört, durfte die Neuauflage des wohl spektakulärsten Auftritts aus 30 Neecher-Sitzungen nicht fehlen: der Einflug von Biene Maja (Obernarr Michael Cisler). Bei der Neuauflage des Auftritts von 1995 ging wieder ein Aufschrei durch den Saal, als Maja am Stahlseil über die Bühne flog. Nostalgie pur! Ujujui! Es war schon nach Mitternacht, als Erhard Gries die Bütt betrat. Wenn er auf allen Vieren – „awwer net besoff“ – den Mittelstreifen auf der Umgehungsstraße aufrollen will, kann das schon mal vor Gericht enden. Für diesen freien, frechen Vortrag gab es auch nach Mitternacht noch eine Rakete. Die FCM-Mädels erinnerten mit 80er- und 90er-Hits tänzerisch an früher. Dann kam der Kracher zum Abschluss: das Männerballett. Nein, nicht in sexy Outfit, sondern mit Krachledernen und einem Schuhplattler. Der Saal stand Kopf. Gut, dass der Sitzungspräsident die beiden Narren-Urgesteine Oswald Teuscher und Wilhelm Zettler – beide hatte die Geschichte der Neecher-Narren von Beginn an mitgeschrieben – zuvor mit einem eigens angefertigten Krug und „Neecher-Emblem“ in den „närrischen Ruhestand“ verabschiedet hatte. Mit der Hymne „Fasnacht, gebbt’s nur bei de Neecher“ fand die Sitzung ihr Ende.

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