Rheinpfalz „Bildung ist uns teuer“

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„Bildung darf nicht von der sozialen Herkunft abhängen“, dieses Fazit zog die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Vera Reiß vor etwa 40 interessierten Zuhörern am Dienstag in einer Gesprächsrunde „Bildungsland Rheinland-Pfalz“, zu der der SPD-Landtagsabgeordnete Alexander Fuhr ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen hatte.

In einem 25-minütigen Vortrag streifte die Ministerin alle Themen der rheinland-pfälzischen Bildungspolitik, beginnend von den finanziellen Rahmenbedingungen – „Bildung ist uns teuer“ – über frühkindliche Bildung in den Kitas, den 969 Grundschulstandorten, über Möglichkeiten und Chancen der weiterführenden Schulen, darunter den 186 Realschulen plus, den Fachoberschulen, den 55 Integrierten Gesamtschulen, 151 Gymnasien, 70 Berufsbildenden Schulen, 138 Förderschulen, 277 Schwerpunktschulen und 720 Ganztagsschulen, die Rheinland-Pfalz eine flächendeckende Bildungsgleichheit ungeachtet der sozialen Herkunft garantieren sollen. Zu den Eckpunkten der Bildungspolitik gehöre der finanzielle Rahmen. Rund 5,1 Milliarden Euro flössen jährlich in die Bildung. Fuhr brachte diesen Umstand auf folgenden Nenner: „Das größte Kapital ist das in den Köpfen unserer Kinder.“ Rheinland-Pfalz stehe hier bundesweit ganz vorne. Als eines der ersten Länder bundesweit garantiere die Landesregierung die Gebührenfreiheit der Kitas. „Die frühkindliche Bildung wurde jahrelang unterschätzt“, stellte Reiß fest. Fakt sei aber, dass angesichts steigender Flüchtlingszahlen auch die finanziellen Mittel erhöht werden müssten. Die 969 Grundschulstandorte seien angesichts rückgängiger Schülerzahlen sehr hoch. Hier habe die Reduzierung der Klassenmesszahl von ehemals 30 Schülern auf 24 zum Erhalt vieler Grundschulen beigetragen. Der Grundsatz „kurze Beine, kurze Wege“ werde politisch umgesetzt. Die Förderbedingungen seien besser als je zuvor, stellte Reiß fest. Die CDU-Kritik am „Schreiben nach Gehör“ nannte sie verantwortungslos. Es werde der Eindruck erweckt, dass die 10.000 rheinland-pfälzischen Lehrer nicht richtig unterrichten würden, was völlig falsch sei, denn die Methode werde an 16 Grundschulen erfolgreich vermittelt. „Mir ist nicht bekannt, dass sich Eltern beklagen, ihre Kinder würden nach dieser Methode nicht schreiben lernen“, sagte die Ministerin. Sie stehe auch dahinter, nicht auf den „G8-Zug“, wie das vorzeitige Abitur in der 12. Klasse genannt wird, aufgesprungen zu sein. An 21 Gymnasien im Lande könne das G8-Abitur in enger Absprache mit Eltern, Lehrer und Elternausschuss gemacht werden. Der Bedarf sei damit gedeckt. Bei der anschließenden Diskussion stand die Ministerin den Anregungen der Teilnehmern offen gegenüber. „Das nehme ich gerne nach Mainz mit“, erklärte sie beispielsweise, nachdem die Hinterweidenthaler Ortsbürgermeisterin Barbara Schenk das gemeindliche Engagement bei der Hortbetreuung von Schülern erläuterte. Diese Betreuung lasse sich die Gemeinde 10.000 Euro jährlich kosten und würde von der Kommunalaufsicht, weil es „freiwillige Leistungen“ seien, bemängelt. „Wir werden mit der Kommunalaufsicht sprechen“, versprach Reiß. Das Pro und Contra der Ganztagsschulen wurde ebenso diskutiert wie die Schaffung neuer Lehrerstellen; hier verwies die Ministerin darauf, dass in diesem Schuljahr 240 Lehrerstellen und weitere 300 Stellen im 2016-er Haushalt geschaffen würden. Gerade rechtzeitig vor Beginn des Fernsehduells zwischen Malu Dreyer und Julia Klöckner verabschiedete Fuhr Zuhörer und Ministerin. (elim)

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