Rheinpfalz Bloß keine Modezwillinge

Mannheim. „Der Schneiderberuf hat ein angestaubtes Image“, sagt Heike Katzenberger. Dagegen möchte sie mit ihrer Mode angehen. Denn nur wer das Handwerk von der Pike auf gelernt habe, sagt die Schneidermeisterin, könne die eigenen Modeentwürfe auch eigenhändig Realität werden zu lassen. „Ich bin bei jedem Schritt vom Entwurf bis zum fertigen Kleidungsstück dabei.“

Seit 2010 hat Heike Katzenberger – die mit dem Ludwigshafener Sternchen Daniela Katzenberger weder verwandt noch verschwägert ist – ihr eigenes Atelier im Mannheimer Quadrat E7. Zweimal im Jahr präsentiert sie kleine Kollektionen. Schlicht und gradlinig, aber extravagant ist ihr Stil. Rüschen und Blümchen findet man bei den Entwürfen der 31-Jährigen vergebens. Dafür aber ausgefallene Schnitte mit übergroßen Krägen, Faltenwürfen, ungewöhnlich gefertigten Nähten oder Fledermausärmeln. „Ich spiele gerne mit verschiedenen Silhouetten“, erklärt sie. Eigentlich wollte Heike Katzenberger Kostümbildnerin werden. Die Schneiderlehre sollte lediglich als Grundlage dienen. Doch dann entdeckte die in Meckesheim im Rhein-Neckar-Kreis aufgewachsene Frau ihre Leidenschaft für das Handwerk und blieb dabei. „Ich hatte Spaß daran, Kleidung zu entwerfen, doch als Modedesignerin hätte ich das Handwerk nicht mehr ausgeübt. So kann ich beides vereinen.“ 2006 zog Katzenberger nach Mannheim und besuchte die Meisterschule in Stuttgart. Danach wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit. Der Name ihre Labels Monte Miau leitet sich vom Nachnamen ab: Katzenberger mit vertauschen Silben. Die meiste Kleidung schneidert Heike Katzenberger im Auftrag ihrer Kunden – Frauen und Männer. „Es kommen viele Leute zu mir, die aufgrund ihrer Statur nur schwer Kleidung von der Stange kaufen können“, erklärt die 31-Jährige. Mit ihnen gemeinsam entwirft die Schneidermeisterin das Kleidungsstück – sei es eine Kleid, ein Mantel oder ein Maßanzug. Bei der Beratung müsse man unbedingt ehrlich sein und auch sagen, wenn eine Kundenidee nicht wirklich typgerecht sei, betont Katzenberger. Aber: „Die meisten Leute sind froh über solche Tipps, jeder möchte schließlich, dass ihm sein Outfit steht.“ Für passgerechte Mode kommen die Kunden aus der ganzen Kurpfalz in das kleine Atelier am Rand der Mannheimer Innenstadt. „Viele Kunden möchten auch ein eigens für sie angefertigtes Kleidungsstück, um etwas Besonderes zu haben“, sagt sie. Denn die Schneidermeisterin hat einen Trend hin zu mehr Individualität ausgemacht. Wer bei großen Ketten kauft, läuft Gefahr auf seinen Modezwilling zu treffen – also jemand, der die gleiche Hose oder den gleichen Mantel trägt. „Immer mehr Leute erzählen mir, dass sie darauf keine Lust haben. Vor allem wenn es sich um ein feines Kleidungsstück handelt wie ein Abendkleid.“ Mit der Mode von Heike Katzenberger kann das nicht passieren. Wohl deshalb kommen auch regelmäßig Bräute ins Atelier. Viele Frauen haben eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie ihr Brautkleid aussehen soll – und oft werden sie im Brautmodegeschäft nicht fündig. Ein Brautkleid im Sixties-Stil? Kein Problem. Wichtige Fragen wie Stoffauswahl und Schnitt werden gemeinsam besprochen. Regelmäßig kommt die Braut zur Anprobe, so dass es am Ende keine böse Überraschung gibt. „Ein Brautkleid zu schneidern, macht mir sehr viel Spaß, weil ich eng mit der Kundin zusammenarbeite“, erklärt die 31-Jährige. Dieser Kontakt ist Heike Katzenberger wichtig. Der Beruf der Modedesignerin mag vielleicht ein cooleres Image haben, doch als Schneidermeisterin macht Heike Katzenberger echte Mode für echte Menschen, von denen wohl nur die allerwenigsten die klassischen Modelmaße vorzuweisen haben. Und sie kann an der Freude teilhaben, wenn ihre Kunden das neue textile Lieblingsstück in Empfang nehmen.

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