Eisenberg Computermaus als Zeichenstift

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Gut ein halbes Jahr nach Gründung ihrer Partnerschaftsgesellschaft hat das Architektenteam Ingmar Jurna und Claudia Reiser seine neuen Büroräume eingeweiht. Auf den rund 60 Quadratmetern im Erdgeschoss eines renovierten Altbaus „Am Gärtchen“ sucht der Besucher allerdings vergebens die traditionellen Handwerkzeuge eines Architekten, wie beispielsweise transparentes Zeichenpapier auf dem Reißbrett.

Denn auch in diesem Berufszweig hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges grundlegend geändert: Die Computertechnik mit fachspezifischen Programmen hat wie überall Einzug gehalten. „Allerdings“, schränkt Reiser ein, „der Computer macht nichts von alleine. Die kreativen Ideen müssen Linie für Linie und Strich für Strich wie auf dem alten Zeichenbrett, aber jetzt mit der Computermaus, gezogen werden“. Die Entwürfe in der Vorplanung würden immer noch von Hand gezeichnet. Ihr Studium absolvierten Jurna an der Fachhochschule Kaiserslautern und seine Partnerin an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Er arbeitet bereits seit 16 Jahren in Eisenberg, Claudia Reiser war sieben Jahre als selbstständige Architektin nebenberuflich bei Jurna tätig, bis die beiden im vergangenen März ihre Partnergesellschaft gründeten. Grundsätzlich planen und betreuen die beiden Objekte verschiedener Art – von kleinen privaten Projekten bis hin zu größeren öffentlichen Aufträgen und Industriebauten. So hat Jurna noch vor der Gründung des gemeinsamen Büros unter anderem die Neugestaltung des Eingangsbereichs der Eisenberger Friedhofshalle und den Bau der Mensa am IGS-Gebäude in der Martin-Luther-Straße einschließlich eines behindertengerechten Aufzugs geplant und betreut. Angesprochen auf die enormen zeitlichen Verzögerungen bei der Verwirklichung der zwei Projekte, verweist Jurna auf die rechtliche Auseinandersetzung zwischen dem jeweiligen Bauherrn und dem ursprünglichen Architekturbüro, das sich bei den bevorstehenden Veränderungen an der Bausubstanz auf das Urheberrecht berief und sich gegen die neuen Maßnahmen juristisch wehrte. Solch ein Verhalten sei „absolut unüblich“, kommentiert Reiser diese Sachverhalte. Für die beiden Architekten sei es „Ehrensache“, nicht zu solchen Mitteln zu greifen. Denn: „Wir wollen durch Mundpropaganda gute Folgeaufträge erhalten“, so Reiser. „Streitigkeiten vor Gericht sind dabei absolut kontraproduktiv“, ergänzt sie. Nachhaltigkeit sei ein wichtiger Aspekt, so Jurna. Jeder Bauherr sollte auch in jungen Jahren an sein Alter denken, deshalb würden in der Planung bereits künftige flexible Anpassungen mitbedacht. Wie so etwas praktisch aussehen kann, daran arbeiten beide Architekten derzeit. Die Räume der ehemaligen „Fundgrube“ in der Fußgängerzone werden in seniorengerechte Wohnungen umgebaut. Die Pläne sind gegenwärtig in der Genehmigungsphase und die Hoffnung besteht, dass die Umgestaltung noch im laufenden Jahr beginnen kann. Als weiteres Projekt steht der Umbau des ehemaligen Anwesens Heilmann an, das jetzt im städtischen Eigentum ist. Hier sei der Baubeginn wahrscheinlich im kommenden Frühjahr, so Ingmar Jurna. Insgesamt, so die beiden Partner, wollen sie ihre Kunden individuell beraten und die jeweilige Planung auf die Bedürfnisse und Wünsche anpassen. Die privaten und öffentlichen Aufträge hielten sich über die Region hinaus in den Kreis Bad Dürkheim hinein die Waage. |hsc

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