Rheinpfalz Courage nicht immer einfach

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Die Integrierte Gesamtschule (IGS) Daniel Theysohn in Waldfischbach wurde gestern im Bürgerhaus als 100. Schule im Land mit dem Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet (die RHEINPFALZ informierte gestern). Ministerpräsidentin Malu Dreyer wies auf die damit verbundene Verpflichtung für die Zukunft hin: „Gesellschaft braucht Haltung.“

Schüler sähen, was auf der Welt passiert: Brexit, die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, obwohl er sich im Wahlkampf rassistisch und homophob geäußert habe. Das zeige, dass Demokratie nicht selbstverständlich sei, sondern jeden Tag ein bisschen weiterentwickelt werden müsse. Für Schüler, die beispielsweise zum Schüleraustausch ins Ausland fahren, stelle sich die Frage: „Was bedeutet Freiheit, was bedeutet Freizügigkeit, was bedeutet: Die Würde des Menschen ist unantastbar?“ Es bestehe die Gefahr, sich immer nur im eigenen Denken zu bewegen. Hier sei Achtsamkeit beim Umgang mit dem Internet angebracht, verwies Dreyer auf Algorithmen etwa der Betreiber von sozialen Netzwerken, die vornehmlich das bestehende Denken des Nutzers verstärkten. 2015 seien 53.000 Asylsuchende in Rheinland-Pfalz angekommen, 2016 bislang 13.000. Keine kleine Zahlen, resümierte Dreyer. Dass ihre Integration möglich werde, sei Tausenden freiwilligen Helfern, darunter sehr vielen Schülern, zu verdanken, würdigte sie. Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten kommen, gelte es mit offenen Herzen aufzunehmen. Die anschließend zu leistende Integration sei Kärrnerarbeit und immer mit der Frage verbunden: „Schaffen wir das so, dass die Würde der Menschen beachtet wird?“ Die Anwesenheit zahlreicher Politiker von der Orts- bis zur Bundesebene zeige, dass das Engagement der Schüler für eine offene Gesellschaft „wahrgenommen wird, dass alle stolz darauf sind“, sagte Dreyer. Anke Lipps, die Landeskoordinatorin, würdigte das Ereignis als Meilenstein. Schulleiterin Irmgard Bauer sagte, dass auch der Namensgeber der Schule, Daniel Theysohn, stolz auf dieses Projekt gewesen wäre. Fußball-Profi Erik Durm, der Projektpate ist, brachte es per Videobotschaft auf den Punkt: „Ich bin stolz, dass ihr alle gegen Rassismus seid.“ Landrat Hans Jörg Duppré lobte, dass die Schule seit Jahren für ein Engagement stehe, das weit über die Schule hinaus- und in die Gesellschaft hineinreiche. Aufgabe einer Schule sei es auch, dass aus Schülern selbstständig denkende und selbstständig handelnde Mitbürger werden, die Zivilcourage beweisen. Das sei nicht immer einfach, verwies Duppré beispielhaft auf das Geschehen auf Fußballplätzen. Der Sprachgebrauch dort gehe oft über Diskriminierung hinaus und manchmal gebe es sogar Tätlichkeiten, kritisierte er. Die Initiatoren des Projektes überreichten Duppré einen Scheck über 1000 Euro für die Schulpatenschaft des Kreises im afrikanischen Ruanda. Weitere 1000 Euro hatten die Schüler erlaufen, die der Arbeit mit Jugendlichen im Mehrgenerationenhaus zugute kommen sollen. Ortsbürgermeisterin Anna Silvia Henne nahm den Scheck entgegen und stellte fest: „Es ist nicht immer einfach, Courage zu zeigen. Dafür wird man nicht immer geliebt.“ Dass ihr Projekt an der Schule weitergeführt wird, jüngere Schüler hineinwachsen, Aktionen fortsetzen und neue initiieren, dafür warben die Schüler Julien Belzer, Toni Depta, Nici Bänsch und Vincent Roschy. Sie ließen kurz die Projektgeschichte Revue passieren. Entstanden aus der Frage, was sich aus Geschichte lernen lasse, näherten sie sich mit einer Unterschriftenaktion, Interviews mit Menschen, die möglicherweise Diskriminierungen ausgesetzt sind, und Umfragen dem Thema. Sie entschieden sich für Durm als Paten, weil er als Fußball-Profi Vorbildfunktion habe. Fußballturnier, Faschingsparty, um ausländischen Mitbürgern deutsche Bräuche näherzubringen, standen unter anderem auf dem Aktionsplan. |add

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