Rheinpfalz „Da nimmt keiner dem anderen was weg“

Die Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land soll ihren Tourismus ausbauen. Chancen sieht der Naturschutzbund (Nabu) hier in der Kooperation mit den Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen und Bliesgau. Am Freitag präsentierte der Zweibrücker Nabu seine Vorstellungen für ein „Südwestpfälzer Hügelland“ bei einer Wanderung um Mauschbach mit der grünen Bundestagsabgeordneten Tabea Rößner.

„Es gibt keine Werbung für die ganze Region“, bemängelte der Zweibrücker Nabu-Vorsitzende Gerhard Herz. Normalerweise werde mit der Natur geworben – und da könne das Zweibrücker-Land einiges bieten. Gerade der Streifen am Schwarzbach und südlich davon bis zur französischen und saarländischen Grenze habe ein großes Potenzial dazu. Als Beispiel nannte Herz die sehr große Eisvogeldichte rund um Mauschbach, die 25 Storchenpaare im Tal und auch das Vorkommen der in Südwestdeutschland sehr seltenen Wechselkröte. Die freien Talauen und viele so genannte Kerbtäler mit ihrer reichen Fauna und Flora böten ideale Voraussetzungen für Artenvielfalt. Auf den mageren Hängen blühten sogar vielfach wilde Orchideen. Was fehle sei die übergreifende Werbung, aber auch durchgehende Wanderwege sowie Radrouten, moniert Nabu-Vorsitzender Herz. Die durchgehenden Wanderwege gebe es zum Teil nicht mal zwischen zwei Gemeinden, stimmte gestern der Mauschbacher Bürgermeister Bernd Krippleben der Herzschen Kritik zu. Der Mauschbacher präsentierte dem Besuch aus Berlin das Projekt einer Weide mit schottischen Hochlandrindern. 14 Exemplare finden sich im Tal zwischen Mauschbach und Dietrichingen. Nach Kripplebens Ansicht brauche es nicht viel, um den Tourismus nachhaltig und ökologisch verträglich zu entwickeln. „Da helfen oft schon ein paar tausend Euro, um einen Wanderweg wieder freizuschneiden, damit es vorangeht.“ Mauschbach sei, was den Tourismus betrifft, im Vorteil, da es dort eine Gaststätte und Ferienwohnungen gebe. „Die Leute wollen einkehren und nicht mehr alles im Rucksack mitschleppen.“ Als Ausgleich für den geschlossenen Flugplatz wurde vom Land ein so genanntes Stadt-Umland-Konzept ins Gespräch gebracht, das eine bessere Kooperation zwischen Kreis Südwestpfalz, Stadt Zweibrücken und den Verbandsgemeinden Zweibrücken-Land sowie Thaleischweiler-Wallhalben anstrebt. Fred Konrad, früheres Landtagsmitglied und aktuelles Kreistagsmitglied der Grünen, sieht für die Vernetzung zwischen Pfälzerwald und Bliesgau auch die Stadt Pirmasens als Partner. Mit der bei Niedersimten renaturierten Felsalbe und dem Blümelsbach könne der Streifen südlich des Schwarzbachs zur ökologischen Brücke für viele Tierarten werden, die zwischen beiden Biosphärenreservaten wandern. „Wir müssen die Brückenfunktion für Natur und Touristen unter ein Dach bringen“, fordert das grüne Kreistagsmitglied. Mit einer funktionierenden Vernetzung von Bliesgau und Pfälzerwald könnte das größte zusammenhängende Gebiet dieser Art in Deutschland entstehen, so Konrad. Die vom Nabu erarbeiteten Ideen stellten zwar kein absolutes Novum dar, meinte die Bundestagsabgeordnete Rößner gestern. Allerdings müssten solche Ideen immer mal wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden, damit irgendwann wirklich etwas passiere und Fördergelder möglich werden. Rößner warb für ein Denken über Gemeindegrenzen hinaus und im Falle der Biosphären Bliesgau und Pfälzerwald auch über Landesgrenzen hinaus. „Wir sind hier in Europa“, so Rößner. Als Mainzerin habe sie den Blick der Außenstehenden und kenne die Region als Touristenziel fast nur in Bezug auf das Dahner Tal. Bei ihrer gestrigen Rundreise habe sie jedoch auch andere Teile der Region kennengelernt, die in der Gesamtheit ein noch lohnenderes Ziel für Touristen darstellen könnten. „Die Leute haben dann mehr Angebote. Da nimmt keiner dem anderen was weg.“ Rößner warb für weniger Konkurrenzdenken und mehr gemeinsames Handeln. Dann könnten mehr Fördergelder in die Region fließen. Wobei die Bundestagsabgeordnete einräumte, dass es für einen Landstrich wie das Zweibrücker Land schwierig sei, sich touristisch zu positionieren, wenn er zwischen zwei touristisch sehr bekannten Zielen wie dem Dahner Tal und dem Bliesgau liege. |kka

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