Rheinpfalz Dann kommen die Soldaten...

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Wer sind die Menschen, die als Flüchtlinge zu uns kommen? Und warum sind sie aus ihrer Heimat geflohen? Diese Fragen thematisiert der Missio-Truck in seiner Ausstellung „Menschen auf der Flucht“. Gestern machte der 20 Meter lange 18-Tonner an der Integrierten Gesamtschule in Schönenberg-Kübelberg Station.

Rund 100 Schüler zwischen 13 und 15 Jahren hatten Gelegenheit, die multimediale Mitmach-Ausstellung zu besuchen. So auch die Klasse 8b mit ihrer Lehrerin Michaela Schulz. Jeweils in Zweiergruppen starteten die Schüler nacheinander ihre ungewisse Reise im Lastwagen. Dort tauchen sie in die Lebensgeschichten von acht exemplarisch ausgewählten Flüchtlingen ein. Während sich die eine Hälfte der Klasse im Truck in den Bürgerkrieg im Kongo versetzen ließ, beleuchtete die zweite Hälfte mit einer pädagogischen Mitarbeiterin im Schulgebäude die Hintergründe des Konflikts. Dabei ist das Thema Flucht für die meisten Schüler gar nicht neu: Die 14-jährige Millenia berichtet, dass bei ihr in Krottelbach auch Flüchtlinge leben, und Pauline (13) aus Börsborn erzählt, ihr Bruder sei mit einem syrischen Flüchtling befreundet. Melanie und Claudia aus Gries berichten, dass auch in ihrem Dorf Flüchtlinge aus Afghanistan leben. „Wir haben unsere Schränke aussortiert und Säcke mit Kleidern zur Verfügung gestellt“, schildert Melanie ganz selbstverständlich. „Jeder braucht einen Platz, an dem er sich wohlfühlt und nicht bombardiert wird“, sagt Lea-Marie. Die 14-Jährige und ihre Mitschülerin Sina (14) fanden die Ausstellung „interessant und spannend“. Der Rundgang im Lastwagen startet in einem kleinen Dorfladen im Kongo, wo es unter anderem exotische Früchte und Gewürze, blechernes Kochgeschirr und buntgemusterte Stoffe zu kaufen gibt. Im zweiten Ausstellungsraum – einer nachempfundenen Kirche – erzählt der junge Kongolese Marcel von einer Leinwand aufgeregt, dass Milizen gerade die Stadt überfallen haben. Schüsse sind zu hören, hinter Fenstern laufen Filme, in denen es schon brennt, und Soldaten in Jeeps anrollen. Hintergrund des Konfliktes: Coltan, ein wichtiger Rohstoff für Handys. „Wir müssen jetzt weg“, sagt Marcel, und schickt die Besucher in den nächsten Raum, wo sie sich schließlich auf einem vollbepackten Lastwagen befinden – auf der Flucht. „Der Wechsel der Perspektive macht Begegnung erfahrbar“, sagt Rebekka Koch, die den Missio-Truck als pädagogische Mitarbeiterin begleitet. In der Ausstellung wird nicht allein auf die Lage von Flüchtlingen hingewiesen, sondern auch auf einen sorgsamen Umgang mit Handys. Denn Coltan sorgt laut Koch immer wieder für bewaffnete Konflikte in den Abbaugebieten. Durch die persönlichen Geschichten werde eine andere Form von Nähe und Begegnung zu Flüchtlingen hergestellt, weiß der katholische Religionslehrer Volker Ruffing. Ruffing hatte die Idee, den Missio-Laster an die Integrierte Gesamtschule zu holen. „Die Schüler sollen sich mit dem Thema auseinandersetzen“, betont Ruffing. Denn er stelle immer wieder fest, dass auch schon Schüler Vorurteile gegenüber Flüchtlingen mitbringen. Daher hatte er schon im vergangenen Herbst Kontakt zu Menschen aus Ruanda hergestellt, die den Unterricht besuchten und die Schüler informierten. „Die Leute sind ja nicht aus Jux und Dollerei geflüchtet“, sagt der Pädagoge und fügt hinzu: „Flucht ist keine Urlaubsreise.“ Am Morgen waren Neuntklässler durch die Ausstellung geführt worden, nachmittags öffnete der Truck unter anderen für Jugendgruppen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden. Der Lastwagen war zwei Wochen an zwölf Standorten in der Pfalz und im Saarpfalzkreis unterwegs. Schönenberg-Kübelberg war auf Initiative von Volker Ruffing die einzige Station des Trucks im Landkreis Kusel. Seinen Namen hat der Missio-Truck vom katholischen Hilfswerk Missio, das die Ausstellung entwickelte. Veranstalter der Tour sind das Bistum Speyer und der Caritasverband. |suca

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