Rheinpfalz Das ABC der Truppe

Mit schwerem Gerät ist die Truppe in Mannheim angerückt.
Mit schwerem Gerät ist die Truppe in Mannheim angerückt.

«Mannheim.» Von Flensburg im Norden bis Murnau im Süden, von Bonn im Westen bis Dresden im Osten Deutschlands – bundesweit haben sich am Wochenende die Streitkräfte beim vierten „Tag der Bundeswehr“ präsentiert. Erstmals war auch Mannheim einer der 16 Standorte der militärischen Leistungsschau. Rund um die Hochschule für Bundeswehrverwaltung zeigte die Armee weit mehr als ihren olivgrünen Fuhrpark.

Vielleicht war es ein kleines bisschen Selbstironie. Ausgerechnet zu den Klängen des Lieds „Warriors oft the World“ („Krieger der Welt“) marschiert die Spürhundetruppe der Bundeswehr auf dem Übungsgelände ein. Die Spezialisten erklären, wie Hunde bei Minen- oder Sprengstoffsuche einzusetzen sind. Die Vierbeiner sind auf 15 verschiedene Sprengstoffe sowie auf unterschiedliche Chemikalien abgerichtet, die zum Bau von Bomben benötigt werden. Dabei sei es doch gerade Ziel der Veranstaltung, sich nicht als „Krieger“ oder gar Angreifer darzustellen. „Seit der Abschaffung der Wehrpflicht 2011 ist die Bundeswehr mehr und mehr aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden. Wir wollen wieder mehr Aufklärung betreiben, was wir eigentlich tun“, erklärt der angehende Offizier für Öffentlichkeitsarbeit, Martin Haage. Er tritt einem Eindruck ganz entscheiden entgegen: „Das hier ist keine Werbeveranstaltung für die Bundeswehr als Arbeitgeber.“ Das bestätigt Oberstleutnant Ralf Jakubeit als Dezernatsleiter Karriereberatung: „Hier wird niemand ,shanghait’, wie man das früher genannt hat.“ Die Praxis, mögliche taugliche Kandidaten betrunken zu machen und bei Nacht und Nebel auf ein Schiff zu verfrachten, gehöre zur wilden Vergangenheit in der Seefahrt. „Jeder, der sich bei uns verpflichtet, hat ein sechsmonatiges Rücktrittsrecht. Das wäre aber für beide Seiten ein Misserfolg. Deshalb legen wir vorher viel Wert auf eine umfassende Beratung.“ Deshalb werden seine Karriereberater auch keineswegs an der Anzahl der rekrutierten Soldaten gemessen, versichert er. Zur umfassenden Information gehören auch die Ausbildungsinhalte in Heer oder Luftwaffe. So hat das Luftwaffenausbildungsbataillon Germersheim auf dem Bildungscampus ein Feldlager aufgebaut – inklusive Dusche, Donnerbalken und Feldküche. „Leben im Felde“ nennt sich das malerisch im strahlenden Sonnenschein. Sehr zur Freude zahlreicher Armeeangehöriger, die mit ihren Familien auf das Ausstellungsgelände gekommen sind, Stockbrot über das Lagerfeuer halten und Zeltlagerromantik beschwören. Mehrere Stichproben zeigen: Viele Besucher haben einen Bezug zur Truppe. „Es sind wirklich nicht alles Soldaten oder Angehörige“, versichert Haage mit Blick auf die rund 10.000 Besucher. Dass Bundeswehr weit mehr ist, als die Fortsetzung der Pfadfinderkarriere mit anderen Mitteln, machen nur einen Steinwurf entfernt die schweren Gerätschaften deutlich. Flugfeldlöschfahrzeuge, Panzerhaubitzen, der Kampfpanzer Leopard II oder auch Berge- und Truppentransportfahrzeuge machen deutlich, dass eben nicht alles Friede, Freude und Eierkuchen ist, wo die Soldaten im Einsatz sind. Das wird beim „Tag der Bundeswehr“ nicht verschwiegen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben sich zehn Aktivisten verschiedener Friedenseinrichtungen in Stellung gebracht. „Wir wollen zumindest ein bisschen stören“, sagt Organisatorin Hedi Sauer-Gürth vom Friedensplenum Mannheim. Die Friedensgesellschaft verwendet deshalb auch das Motto des Tages „Willkommen Neugier – Stellen Sie Fragen“ gegen die Armee: „Was kostet uns die Bundeswehr?“ Was hat der Einsatz in Afghanistan gebracht?“ Und vor allem: „Warum braucht so ein toller Haufen wie die Bundeswehr eigentlich Werbung?“. All das haben die Friedensaktivisten auf täuschend echte Postkarten gedruckt, die sie verteilen. Eine Antwort darauf gibt Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) per Videobotschaft: „Weil die Lage so ist, wie sie ist, braucht Deutschland eine einsatzbereite und modern aufgestellte Bundeswehr.“ Modernität und Einsatzbereitschaft will die Bundeswehr bei ihrer Leistungsschau demonstrieren.

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